Eigentlich hätte Winnipegs Manager Kevin Cheveldayoff Luca Sbisa direkt unter Vertrag nehmen können. Der Zuger ist «free agent». Eine Kompensation an einen früheren Arbeitgeber ist nicht notwendig.
Aber Transfers und Verpflichtungen haben sehr oft auch einen politischen Hintergrund. Will heissen: auch die General Manager stehen unter Druck, erst recht in verrückten kanadischen Hockeystädten wie Winnipeg eine ist.
Gemessen werden die General Manager natürlich am Erfolg des Teams. Und weil der alles andere als sicher ist, eben auch an den Verpflichtungen von Spielern, Drafts und Deals (Spieler-Tauschgeschäfte).
Luca Sbisas Klasse steht ausser Frage. Er hat 504 NHL-Spiele in der Regular Season bestritten (113 Punkte) und sich in 32 Playoffpartien (8 Punkte) bewährt. Und er war ein wichtiger Teil des Hockeymärchens, das Las Vegas in der Saison 2017/18 geschrieben hat: der Vorstoss in der ersten Saison bis ins Stanley Cup-Finale. Sein Talent steht ebenfalls nicht zur Debatte: Philadelphia hat ihn 2008 als Nummer 19 in der ersten Runde gedraftet.
Aber Luca Sbisa ist letzte Saison bei den New York Islanders nur noch in 9 Spielen (1 Assist) eingesetzt worden. Einen Verteidiger unter Vertrag nehmen, der in der vergangenen Saison kaum gespielt hat? Ist er überhaupt durch und durch fit oder gibt es ein Verletzungsrisiko? Ist das alles sorgfältig abgeklärt worden? Auch wenn ein Verteidiger mit einem Jahresgehalt von 760'000 Dollar bei einer erlaubten Gesamtsalärsumme von 81,50 Millionen Dollar («Salary Cap») eigentlich keine Bedeutung hat – läuft es nicht wie erwartet, kann ein General Manager sicher sein, dass ihm solche Fragen trotzdem gestellt werden.
Aber einen Verteidiger, der von einem Konkurrenten bereits verpflichtet worden ist, vom Waiver «stehlen» – das ist ein schlauer Schachzug. Das ist die Verpflichtung eines «Schnäppchens». Da werden keine kritischen Fragen mehr gestellt. Schliesslich wollten die anderen diesen Mann ja auch! So ist der Wechsel von Luca Sbisa von Anheim nach Winnipeg auch so etwas wie ein «politischer Transfer».
Anaheim hatte Luca Sbisa mit einem Einweg-Vertrag für eine Saison mit 750'000 Dollar Gehalt ausgestattet. Ein Spieler mit Sbisas Erfahrung kann aber nur ins Farmteam versetzt werden, wenn er vorher für 24 Stunden auf die Waiver-Liste gesetzt worden ist. Während dieser Zeit haben alle übrigen 30 NHL-Teams Zeit, ihn von dort samt Vertrag zu «stehlen».
Der Grund für dieses System: so wird verhindert, dass ein Spieler, den ein anderer Klub gut gebrauchen könnte, im Farmteam «versenkt» wird. Anaheim wollte Luca Sbisa die Möglichkeit geben, seine Form im Farmteam aufzubauen.
So ist Luca Sbisa nun in Winnipeg nicht ein kritisch beäugter «Risiko-Transfer», sondern eine Rolex vom Transfer-Wühltisch (vom Waiver) und wird erst einmal während langer Zeit milde beurteilt. Ohnehin hat er mit ziemlicher Sicherheit in keiner anderen NHL-Verteidigung eine so gute Chance, zum Stammspieler zu werden, wie in Winnipeg.
Einmal mehr war es André Rufener (48), der diesen «Dreiecks-Deal» eingefädelt und zu einem guten Ende gebracht hat. Der eigenwillige Zürcher ist und bleibt der am besten in der NHL vernetzte Schweizer Agent.
Aber dort kommt er wohl eher zu NHL Eiszeit, die Jets Defense hat es bitter nötig.