Zugs Finalqualifikation nach dem 6:3 gegen die Lakers ist Pflichterfüllung. Alles andere als ein Final wäre als klägliches Scheitern taxiert worden.
Servettes Sturmlauf in den Final ist hingegen eine der besten Storys der Playoff-Geschichte. Denn es ist Servettes erste Saison seit dem Wiederaufstieg von 2002 ohne den «Übervater» Chris McSorley.
Ist je einem Klub eine so schnelle, reibungslose Emanzipation von einer charismatischen Persönlichkeit gelungen, die 20 Jahre lang allgegenwärtig war? Mit ziemlicher Sicherheit können wir sagen: nein.
Wie konnte dieses Kunststück gelingen? Wir müssen der Erklärung eine weitere Frage voranstellen: Woran erkennen wir einen guten General Manager und Coach? Ganz einfach: Daran, dass alles weiterhin seinen gewohnten Gang nimmt, wenn er von einem Tag auf den anderen verschwindet. Denn dann zeigt sich, dass er stabile, nicht von seiner Person abhängige Strukturen geschaffen hat.
So ist es in Genf. Chris McSorley hat Servette 2001 in der damaligen NLB übernommen, in die höchste Liga geführt und zum bestfunktionierenden Sportunternehmen in der Westschweiz, zum zweifachen Playoff-Finalisten und Spengler Cup-Sieger gemacht.
Der charismatische Kanadier prägte Servette über die Jahre noch stärker als Marc Lüthi den SCB oder Arno Del Curto den HCD. Weil er zeitweise gleichzeitig Coach, Manager und Mehrheitsaktionär war.
Vor einem Jahr ist er von den neuen Besitzern auch von Amt eines Sportchefs enthoben worden. Trotzdem nimmt bei Servette alles weiterhin seinen gewohnten Gang. Das grösste Kompliment für Chris McSorley: Er hat eine Hockey-Firma aufgebaut, die auch ohne ihn an der Bande oder im Büro bestens funktioniert.
Sein Name dürfte in Genf weiterhin hin und wieder ein Medienthema sein. Er ist aus einem Mehrjahresvertrag entlassen worden, den er mit den neuen Besitzern als Gegenleistung für die Überlassung seiner Anteile ausgehandelt hatte. Es geht um eine Abfindung von mehr als fünf aber weniger als zehn Millionen Franken. Auf jeden Fall: um viel Geld.
Die Angelegenheit wird wohl zur Freude der Anwälte vor Gericht enden. Diese Auseinandersetzung hat keinen Einfluss auf die Gänge und Läufe des Hockey-Tagesgeschäftes bei Servette.
Die Emanzipation von Chris McSorley ist allerdings nur dank einer soliden wirtschaftlichen Basis möglich geworden. Der Club ist heute im Besitz der gemeinnützigen Stiftung des 1960 kinderlos verstorbenen Rolex-Gründers Hans Wilsdorf.
Etwas vereinfacht erklärt: Der Stiftungszweck ist die Förderung junger Talente. Ohne exakte Umschreibung, welche Talente – Musiker? Komponisten? Bildhauer? Maler? Dichter? Wissenschaftler? – es denn sein müssen.
Warum in Genf nicht junge Eishockey-Talente fördern? Also junge Sportler? Schliesslich bestreitet heute niemand mehr ernsthaft, dass der Sport auch in der Stadt von Johannes Calvin ein wichtiger Teil der förderungswürdigen städtischen Kultur geworden ist. Sport ist Kultur fürs Volk wie es auch den sozialistischen Politikerinnen und Politikern der Republik Genf sicherlich wohl gefällt.
Die Rolex-Stiftung ist also der Grund, warum der langjährige Juniorentrainer Patrick Emond im Sommer 2019 als Nachfolger von Chris McSorley zum Cheftrainer befördert worden ist. Chris McSorley hat ihn als Nachwuchstrainer nach Genf geholt. Den Trainer Patrick Emond gäbe es ohne Chris McSorley nicht.
Der Frankokanadier hatte gerade zweimal hintereinander den Titel in der Meisterschaft der Elite-Junioren geholt, als er im Sommer 2019 zum Cheftrainer befördert wurde. Und so ist es nicht sein offizieller Auftrag, Meister zu werden. Im Sinne der Rolex-Stiftung obliegt ihm die nachhaltige Förderung künftiger Stars. Sie ist wichtiger als kurzlebiger meisterlicher Ruhm.
Wir sehen also: Servette ist der erste Finalist, der mit Rolex-Geld finanziert wird. Da passt es wunderbar, dass der Gegner gerade Zug heisst.
Beim EV Zug ist Rolex zwar nicht mit im Spiel. Aber Präsident Hans-Peter Strebel alimentiert den EV Zug so grosszügig, dass jeder Spieler genug verdient, um sich eine Rolex leisten zu können. Sicherlich werden auch Manager Patrick Lengwiler und Sportchef Reto Kläy bei weitem so gut gelöhnt, dass sie sich, wenn sie denn wollten, eine solche Luxusuhr aus der Haushaltskasse kaufen zu können. Und wie dem Gründer der Rolex-Stiftung liegt auch Hans-Peter Strebel die Förderung junger Talente am Herzen. Er hat gut und gerne 100 Millionen in den Bau eines Leistungsportzentrums («OYM») investiert.
Servette war noch nie Meister. Zug zum bisher einzigen Mal 1998. Servette ist ein Aussenseiter auf einer Mission. Härter und defensiv stabiler als der SCB. Schneller und talentierter als die Lakers. Kurzum: Eine Nummer grösser als Zugs Gegner im Viertelfinal und im Halbfinal. Trotzdem: Zug gilt fürs Publikum als himmelhoher Favorit, der nur verlieren kann. Obwohl Servette hockeytechnisch fast ebenbürtig ist.
Ein verlorener Final wird keine Auswirkungen auf Servette haben. Auch in Zug würde im Falle einer Niederlage Trainer Dan Tangnes seinen Job behalten.
Aber die Zuger wären fortan, wenn sie nach all den teuren Transfers diese Titel-Chance nicht zu nützen vermögen, die «Rolex-Bubis».
Wir Berner (inkl. Langnau und Biel) - Aufstehen, Mund abwischen, Krone richten und - go for it!
In dem Sinn: Schöne Meisterfeier (wer es auch wird!?), geniesst den Sommer und hält die Fallzahlen tief😉......
Nein😂🤦🏼♂️ Strebel zahlt immernoch keine Löhne der 1.Mannschaft😉😂