Sport
Eismeister Zaugg

Eishockey: Schweizer Nati – dem WM-Titel so nahe und doch so fern

Switzerland's defender Romain Loeffel, 2nd right, celebrates his goal with his teammates Switzerland's forward Enzo Corvi #70, Switzerland's forward Andres Ambuehl #10, Switzerland&#039 ...
Der nächste souveräne Auftritt der Schweizer: Auch das 3. WM-Spiel gewinnt die Nati zu null.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Dem WM-Titel so nahe und doch so fern

5:0 gegen Kasachstan – die Schweizer schliessen die «WM-Testphase» mit dem dritten Spiel ohne Gegentreffer ab. So gut waren sie noch nie. Und doch ist noch nichts gewonnen.
16.05.2023, 23:1317.05.2023, 16:05
klaus zaugg, riga
Mehr «Sport»

Die Schweiz wird als Gold-Kandidat wahrgenommen. Selbst schwedische und finnische Beobachter, die ja wahrlich etwas vom Weltmeisterwerden verstehen, sehen die Schweizer als mögliche Weltmeister.

Diese hohe Wertschätzung ist logisch. Die Grossen (Kanada, Schweden, Finnland, Tschechien, USA, Slowakei) sind nominell eher durchschnittlich besetzt. Die Titanen aus der NHL fehlen weitgehend. Grosse NHL-Stars stehen in den Reihen der Schweizer. Nach der Ankunft von Kevin Fiala hatte es bei der Medienkonferenz mehr ausländische als helvetische Berichterstatter und Berichterstatterinnen. Die Schweiz ist so etwas wie das Team der Stunde.

Wer ein wenig abergläubisch ist, kann auf die Magie der Zahlen verweisen: Fünf Jahre dauerte es vom ersten (2013) zum zweiten WM-Final (2018). Nun sind wieder fünf Jahre vergangen.

Kevin Fiala est arriv� dimanche � Riga.
Kevin Fiala zog auch viel ausländisches Interesse auf sich.Bild: fxp-fr-sda-rtp

Inzwischen stellen ausländische Berichterstatter die Frage nach dem WM-Titel. Am Donnerstag treten die Schweizer gegen die Slowaken an. Also warten nach der Partie gegen Kasachstan slowakische Reporter auf Nino Niederreiter und Patrick Fischer. Und stellen die Frage nach dem ganz grossen Ziel WM-Titel. Was noch vor 25 Jahren geradezu lächerlich gewesen wäre, ist nun für die internationale Hockeywelt logisch, richtig und selbstverständlich.

Der Captain und der Coach stehen dazu, dass sie das grosse Ziel anstreben. Es ist das neue Selbstvertrauen der Schweizer. Nicht bloss ein Lippenbekenntnis.

Der Captain und der Coach der Nationalmannschaft stehen dazu, dass sie das grosse Ziel anstreben. Mit einer ruhigen Sachlichkeit. Es ist das neue Selbstvertrauen der Schweizer. Nicht bloss ein Lippenbekenntnis. Es wird spürbar, dass alle daran glauben, dass es möglich ist.

Viel zum Respekt der Konkurrenz trägt das Auftreten der Schweizer in den drei ersten Partien bei. Früher waren solche Spiele Schlüsselpartien auf dem Weg zum grossen Ziel Viertelfinal. Nun waren es perfekte Testspiele für die folgenden Ernstkämpfe gegen die Slowakei (Donnerstag), Kanada (Samstag), Tschechien (Sonntag) und Lettland (Dienstag).

Die Schweizer haben diese Pflicht mit Maximalnoten für Taktik, Tempo und Disziplin erledigt: 7:0 gegen Slowenien, 3:0 gegen Norwegen und nun 5:0 gegen Kasachstan. Nie in Gefahr, wenig Torchancen für den Gegner, zum dritten Mal kein Tor kassiert und – das ist für die kommenden Ernstkämpfe besonders wichtig – mit Toren auch der «offensiven Hinterbänkler». Was tatsächlich eine despektierliche Formulierung ist. Aber treffend eine Stärke dieses WM-Teams erklärt: Die offensive Feuerkraft verteilt sich inzwischen auf elf verschiedene Torschützen.

Nationaltrainer Patrick Fischer hat Vorbereitung und Formaufbau verändert: Das Pulver soll nicht mehr in den Gruppenspielen «verschossen» werden. Die Höchstform wird für den Viertelfinal angestrebt. Der erste Schritt ist den Schweizern in den drei Pflichtpartien gelungen.

Patrick Fischer, head coach of Switzerland national ice hockey team, reacts after his team winner against the team Slovenia, during the IIHF 2023 World Championship preliminary round group B game betw ...
Patrick Fischer darf mit seinem Team höchst zufrieden sein.Bild: keystone

Theoretisch und fachtechnisch haben wir auch im Urteil der Konkurrenz das beste WM-Team unserer Geschichte. Wir sind dem Gold, dem ersten WM-Titel, so nah wie noch nie.

Aber so gut die Aussichten, so gross der Respekt der Grossen, so professionell die Vorbereitung, so perfekt der bisherige Turnierverlauf – erreicht haben die Schweizer noch nichts. So gesehen sind wir dem Gold so nahe und doch so fern.

Eines ist klar: Diese Spielergeneration kann den WM-Titel holen.

Eishockey ist ein unberechenbares Spiel auf einer rutschigen Unterlage, geleitet von Schiedsrichtern, die das Recht auf Fehler haben wie jeder Spieler auch.

Aber eines ist klar: Selbst ein Scheitern im Viertelfinal wird nur ein Zwischenhalt auf dem Weg zum WM-Titel sein. Diese Spielergeneration kann es schaffen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
63 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
RedCloud
17.05.2023 07:53registriert April 2021
Bis jetzt hat die CH lediglich gegen underdogs des Welteishockeys gewonnen. Bisher noch kein einziger wirklicher Gradmesser. Nach den Spielen gegen Slowakei und Kanada kann man ein erstes Fazit ziehen.
462
Melden
Zum Kommentar
avatar
Marsupilami123
17.05.2023 07:33registriert Juni 2016
Scheibe Flach halten... Das waren bisher wirklich noch keine Gegner.

Aber tatsächlich sind die grossen Nationen eher weniger stark (vom Namen her jedenfalls) besetzt wie vergangene Jahre. Somit wäre durchaus ein Halbfinale und dann mit dem nötigen Einsatz, Wille und Wettkampfglück noch mehr drin.

Hopp schwiiz!
452
Melden
Zum Kommentar
avatar
nJuice
17.05.2023 08:08registriert Mai 2015
Die Weltnummern 12, 16 und 19 geschlagen und damit soll man näher am Titel sein als in den Jahren, in denen die Nati im Final war?
4811
Melden
Zum Kommentar
63
Nach Jahren des knappen Scheiterns: Sabalenka gewinnt die US Open
Nach Tränen der Enttäuschung vor einem Jahr, fliessen sie diesmal aus Freude: Die als Nummer 2 gesetzte Aryna Sabalenka triumphiert erstmals am US Open.

Im Final gewinnt die Belarussin in einem spektakulären Duell 7:5, 7:5 gegen die Amerikanerin Jessica Pegula.

Zur Story