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Das Glatttal ist nicht das Wallis. Klar. Und doch gibt es ab sofort eine Gemeinsamkeit. Die wichtigsten Sportunternehmen der Region – hier der EHC Kloten, dort der FC Sion – werden von sehr ähnlichen Persönlichkeiten geführt.
Was Hans-Ulrich Lehmann und Christian Constantin zu Brüdern im Geiste macht: Sie sind herrlich undiplomatisch und sportpolitisch unkorrekt. Das unselige «Duckmäusertum» der Branche fehlt. Diese Rücksichtnahme auf Befindlichkeiten, die sich darin zeigt, dass gegen die Konkurrenz oder die Vorgänger oder gegen die Verbandsobrigkeit keine aufmüpfigen Reden geführt werden.
Hans-Ulrich Lehmann ist zwar emotional «seinem» Kloten nicht so stark verbunden wie Christian Constantin dem FC Sion. Denn anders als Constantin hat Lehmann bei Kloten keine Geschichte. Aber er hat bei seinen ersten Medienauftritten bereits gezeigt, dass er sehr schnell Zusammenhänge erkennt (was ja im Sportbusiness nicht soooo schwierig ist) und sich nicht scheut, dort Juckpulver hinzustreuen wo sich die anderen schon kratzen.
Der neue grosse Meister in Kloten wird mit den Spielern und den Trainern ähnlich unzimperlich umspringen wie Christian Constantin. Und er wird, wenn es denn so weit kommt, in Auseinandersetzungen mit der Verbandsobrigkeit Tacheles reden wie der grosse Zampano aus dem Wallis.
Der Pragmatiker Hans-Ulrich Lehmann ist zwar kein so charismatischer Selbstdarsteller wie Christian Constantin, der sich in seinem Selbstverständnis als Fussball-Napoléon sieht. Aber er wird zweifelsfrei bald einmal Gefallen an Auftritten auf der Medienbühne finden – und im Grossraum Zürich stehen viele solche Bühnen.
Eishockey und Fussball sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Nicht nur, weil in unterschiedlichen Schuhen gespielt wird. Und doch kann Hans-Ulrich Lehmann von Christian Constantin per sofort einen Brauch übernehmen: die alljährliche grosse Sauerkraut-Gala.
Laut und schrill, Sauerkraut und Spektakel. Das ist die Gala des FC Sion. Christian Constantin ist auch schon als Napoléon verkleidet zu Trommelwirbel auf einem Schimmel in den Saal geritten. Diese Sauerkraut-Gala ist DAS gesellschaftliche Ereignis und dabei sind schon Polit-Grössen wie Oskar Freysinger, Christophe Darbellay oder die Alt-Bundesräte Pascal Couchepin und Adolf Ogi aufgetreten.
Die Gala ist eine Show, ein Spass, aber es geht wie immer im Leben und im Sport-Business auch ums Geld (was ja Hans-Ulrich Lehmann sehr wohl bewusst ist). Mehr als 400 Betriebe und Unternehmen unterstützten den Anlass. Am Ende des Abends werden jeweils fast 7000 Tombola-Lose verkauft – für 50 Franken das Stück. Der Reingewinn der Gala beläuft sich Jahr für Jahr auf mehr als eine Million Franken.
Also: so eine Gala ist auch im Glatttal für den neuen EHC Kloten machbar. Unserem Hockey fehlt sowieso eine solche Gala. Vielleicht ist Zürcher Geschnetzeltes eher geeignet als Sauerkraut – aber ansonsten kann der Anlass kopiert werden. Als SVP-Mitglied hat ja Hans-Ulrich Lehmann auch Verbindungen um feurige Festredner aufzubieten. Roger Köppel ist sowieso bekennender Kloten-Fan und sass einst sogar im Verwaltungsrat der EHC Kloten AG.
Der EHC Kloten bald einmal wie der FC Sion? Der langweiligste Klub der letzten Jahre, der nur noch durch Existenznot ein bisschen Interesse ausserhalb des Zürcher Unterlandes zu wecken vermochte, wieder mit nationalem Unterhaltungswert? Und das erst noch mit einem vom Hockey unabhängigen Besitzer, der nicht die Löhne hochtreibt, sondern als Kapitalist im Sinne von Johannes Calvin und Huldrych Zwingli eine Leistungskultur mit Ausstrahlung auf die gesamte Hockeyszene pflegt?
Zumindest gibt es berechtigte Hoffnung, dass wir in Kloten auf so ein Szenario hoffen dürfen. Vorerst noch bei sportlicher Bescheidenheit. Aber an die haben sich die Klotener ja inzwischen schon gewöhnt.