Grosse Transfers werfen ihre Schatten voraus. Manchmal sehr weit. Dominik Egli (Frölunda, Schweden) und Dario Rohrbach (SCL Tigers) werden die nächste Saison noch bei ihren aktuellen Klubs bestreiten. Es ist allerdings sehr wohl möglich, dass beide noch vor dem Start der neuen Spielzeit bei einem neuen Arbeitgeber unterschreiben.
Bei Dario Rohrbach ist die Ausgangslage klar: Dreimal hintereinander hat er seine Produktion für die SCL Tigers gesteigert: Von 15 auf 19 und nun 32 Punkte in der abgelaufenen Saison. Der Vertrag läuft zwar erst nach der neuen Meisterschaft im Frühjahr 2026 aus. Aber sein Marktwert ist jetzt maximal und seinem Agenten Sven Helfenstein obliegt es, daraus ein Maximum zu machen. Eine Verdoppelung des bisherigen Salärs auf gut 400'000 Franken und ein Mehrjahresvertrag muss das Ziel sein.
Dario Rohrbach ist mit 26 im besten Hockey-Alter: Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um die Position im Team und die spielerische Philosophie: Der schnelle Flügel mit der ausgefeilten Schusstechnik ist nicht unbedingt geeignet für «Schablonenhockey». Vom Stil her ist er eigentlich der perfekte Ersatz für… Andres Ambühl beim HCD und für das dynamische HCD-Hockey. Aber eben: Sven Helfenstein kann die Offerten für seinen Klienten sortieren.
Der zweite heisse Kandidat für eine vorzeitige Transfermeldung ist Dominik Egli. Nach fünf Saisons mit über 20 Punkten (davon zwei über 30 Punkte) hat er sich diese Saison auch in Schweden bewährt (57 Spiele/28 Punkte). Sein Vertrag gilt auch für kommende Saison. Aber im Frühjahr 2026 gibt es keinen anderen Schweizer Verteidiger auf dem Markt, der auf das Spiel eines NL-Teams so stark Einfluss zu nehmen vermag.
Hochinteressant in diesem Fall: Der Karriereberater von Dominik Egli war einst Martin Plüss. Wie es seine korrekte Art ist, hat Martin Plüss dieses Mandat bei seiner Berufung zum SCB-Obersportchef an eine angesehene Zuger-Agentur abgetreten. Der SCB braucht an der blauen Linie in den nächsten zwei Jahren einen Verteidiger mit dem Profil von Egli. Aber natürlich nicht nur der SCB.
Es wäre eine Transferniederlage sondergleichen für den SCB, wenn Dominik Egli übernächste Saison nicht in Bern, sondern bei einem anderen NL-Team verteidigen sollte. Martin Plüss hat kürzlich auf den Einwand, er müsste doch in dieser Sache nach wie vor erheblichen Einfluss auf Dominik Egli haben, im kleinen Kreis gesagt, er habe seinen Klienten eben auch zur Selbstständigkeit erzogen. Das bedeutet: Es obliegt der sportlichen SCB-Führung, überzeugende Argumente für einen Transfer darzulegen.
Nicht Obersportchef Martin Plüss – mit der arbeitsintensiven Reorganisation der von «Vettern-Wirtschaft» durchsetzten SCB-Juniorenabteilung noch einige Zeit beschäftigt - sondern sein Untersportchef Patrik Bärtschi ist im Fall Philipp Kurashev gefordert. Nach acht Jahren als Junior und Profi in Amerika wird es für den hochkarätigen Schillerfalter Zeit, sein Talent auch langfristig zu kapitalisieren. Im Frühjahr 2024 waren die Dollarmillionen der NHL nahe: 54 Punkte in 75 NHL-Partien für Chicago. Aber nun ist sein Kontrakt mit 2,2 Millionen brutto (in der Regel bleibt netto dem Spieler etwa die Hälfte) ausgelaufen.
Nach einer unglücklichen Saison (14 Punkte in 51 Partien) sind die Aussichten auf einen Mehrjahres-Multimillionenvertrag in der NHL auf ein Minimum reduziert worden. Nun ist es Zeit, in der National League Karriere zu machen. Er ist mit Abstand der attraktivste Schillerfalter mit Schweizer Pass, der bereits auf nächste Saison zu haben ist. Eigentlich der perfekte Spektakelstürmer für unsere Liga. Beim SCB bestätigen die Gewährsleute, dass Patrik Bärtschi den Auftrag gefasst habe, ebendiesen Schillerfalter unbedingt nach Bern zu bringen. Ist ja auch logisch: Kurashev ist beim SCB ausgebildet worden. Und er ist selbstsicher genug, auch mal im Interesse der offensiven Unberechenbarkeit und des Spektakels die taktischen Anweisungen von Jussi Tapola zu ignorieren. Er wäre ein «Kaiser-Transfer».
Dario Rohrbach zum HCD ist ein reines Gerücht im Sinne der Hockey-Romantik (nochmals: nur ein Gerücht). Dominik Egli zum SCB wäre logisch (aber Verhandlungen haben noch nicht begonnen) und Philipp Kurashev zum SCB ist eine konkrete Meldung über laufende Transfer-Gespräche. Für alle drei Fälle gilt: Des affaires à suivre.
P.S. Wenn Philipp Kurashev nicht beim SCB, sondern bei einem anderen NL-Klub landet, dürfen wir ohne Boshaftigkeit die Frage stellen: Was macht eigentlich SCB-Untersportchef Patrik Bärtschi den ganzen lieblangen Tag?
Wenn es nach der Logik vom Eismeister geht
Wenn also Kurashev oder Egli nicht in Bern landen, dann haben Plüss und Bärtschi aber wirklich alles falsch gemacht, was selbst ein Kolumnenschreiber hingekriegt hätte.