Das Minimalziel ist erreicht. Die Schweiz ist souverän «B-Weltmeister» geworden und hat sich bereits nach vier von sieben Gruppenspielen die Viertelfinals gesichert.
Gegen die Grossen (Schweden, Russland, Tschechien) reichte es hingegen noch nicht zum Sieg.
2013 und 2018 sind wir bis ins WM-Finale vorgerückt. Die Ansprüche sind gestiegen. Das Viertelfinale ist nicht mehr gut genug. Deshalb vergeben wir eine Maximalnote erst ab dem Halbfinale.
Aber die Mannschaft ist so ausgeglichen besetzt, dass es auch keine ungenügende Note gibt. Was wiederum zeigt: Nationaltrainer Patrick Fischer hat beim Aufgebot alles richtig gemacht.
Nashville, Verteidiger
7 Spiele, 1 Tor, 5 Assists, 10 Strafminuten
Bilanz +8, 23:01 Minuten Eiszeit.
Eigentlich verdient er eine Maximalnote mit Ausrufezeichen. Nach wie vor gilt: Wir hatten noch nie einen Verteidiger mit seiner Kragenweite. Selbst der beste Mark Streit hätte ihm nicht die Schuhe binden können. Leidenschaftlich, dominant und dazu in der Lage, das Tempo des Spiels zu drosseln oder zu beschleunigen – so wie die ganz grossen Verteidiger. Aber er ist nicht ganz so dominant und wirkungsvoll wie 2013 und 2018. Eine Maximalnote gibt es erst, wenn er uns ins Halbfinale führt.
Carolina, Stürmer
1 Spiel, 1 Tor, 0 Assists, keine Strafe
ausgegl. Bilanz, 21:49 Minuten Eiszeit.
Gleich ein Tor beim ersten Spiel und viele gute Szenen: Er hat die hohen Erwartungen im letzten Gruppenspiel gegen Tschechien erfüllt und wird im Viertelfinale gegen die Kanadier eine Schlüsselrolle spielen. Unsere gute Note als Vorschusslorbeeren.
New Jersey, Stürmer
7 Spiele, 3 Tore, 5 Assists, 4 Strafminuten
Bilanz +3, 18:13 Minuten Eiszeit.
Seine erste WM war bisher eine unvollendete Hockey-Sinfonie. Immer wieder hat er die Offensive in der Art eines Weltklassespielers mit Zaubertricks befeuert. Aber er war noch nicht so dominant und konstant, wie wir das halt von einer Nummer 1 im NHL-Draft erwarten. Wir haben noch nicht den wahren, grossen Nico Hischier gesehen.
Minnesota, Stürmer
7 Spiele, 4 Tore, 2 Assists, 2 Strafminuten
Bilanz +4, 18:03 Minuten Eiszeit.
Wie Nico Hischier ist auch für ihn diese WM bisher eine noch unvollendete Hockey-Sinfonie. Er war noch nicht so gut wie vor einem Jahr in Kopenhagen. Aber immer wieder in einzelnen Szenen grandios und für seine Gegenspieler unberechenbar.
Zug, Verteidiger und Captain
7 Spiele, 0 Tore, 1 Assist, 2 Strafminuten
Bilanz +6, 17:04 Minuten Eiszeit.
«Le Capitaine d’elegance» verteidigt elegant und smart wie einst Paul Coffey. Läuferisch und technisch einer der besten Verteidiger dieses Turniers, defensiv ohne Fehl und Tadel und offensiv gibt es nur einen Tadel: zu wenige Impulse im Powerplay.
SCB, Stürmer
7 Spiele, 2 Tore, 2 Assists, 2 Strafminuten
Bilanz +4, 13:26 Minuten Eiszeit.
Dem SCB-Captain und zweitgrössten Stürmer nach Nino Niederreiter fehlt die Eleganz und Leichtigkeit eines Nico Hischier oder Kevin Fiala. Und doch spielt der unsanfte, uneinschüchterbare Riese mit seiner mutigen Spielweise, Wucht, Wasserverdrängung und erstaunlichen Stocktechnik eine zentrale Rolle in der helvetischen Offensive.
Zug, Stürmer
7 Spiele, 1 Tor, 5 Assists, keine Strafe
Bilanz +5, 12:13 Minuten Eiszeit.
Der Zauberzwerg war 2016 bei der WM noch für die Weltklasse gewogen und als zu leicht befunden worden. Und nun wieselt der kleinste der 400 Spieler bei dieser WM auch gegen die Grossen durch die gegnerische Zone wie gegen die Lakers oder Ambri. Er ist nach wie vor gleich klein wie 2016 – und doch ein Grosser geworden. Was Wucht, Grösse, Kraft, Einschüchterungsvermögen der anderen, ist bei ihm Schlauheit, Beweglichkeit, Tempo und Technik.
SCB, Stürmer
7 Spiele, 1 Tor, 2 Assists, 2 Strafminuten
Bilanz +1, 15:13 Minuten Eiszeit.
Was für eine Entwicklung! 2016 beim WM-Debut völlig überfordert und jetzt spielt er in der Centerposition eine tragende Rolle. Zäh, schlau, schnell im Laufen und Denken. Er war gegen die Grossen besser (beste Partie gegen Schweden!) als zuvor während der B-WM gegen Italien, Lettland, Norwegen und Österreich. Parat für einen Versuch in der NHL.
SCB, Stürmer
7 Spiele, 2 Tore, 2 Assists, 2 Strafminuten
Bilanz +5, 14:05 Minuten Eiszeit.
Während der «B-WM» gegen die «Kleinen» noch kein Faktor. Er ist eben ein Mann fürs Grobe und nicht für Operettenspiele. Wenn es intensiver wird, blüht er auf, je rauer das Spiel, desto Scherwey: zwei Tore gegen Tschechien in der bisher intensivsten Partie. Er hat die Energie und das Tempo für das höchste Weltniveau, wahrscheinlich wäre er gut genug für die NHL.
Davos, Stürmer
7 Spiele, 2 Tore, 2 Assists, 2 Strafminuten
Bilanz +1, 14:31 Minuten Eiszeit.
Wir verneigen uns: Noch ein Spiel, dann hat er 107 WM-Partien absolviert und ist Schweizer Rekordhalter. Auf diesem Niveau zeigt sich, dass wir die technischen Fähigkeiten des Dauerläufers und Energiespielers immer wieder unterschätzen.
Nashville, Verteidiger
7 Spiele, 0 Tore, 1 Assist, 18 Strafminuten
Bilanz +4, 13:02 Minuten Eiszeit.
Auffällig und unauffällig. Solider, robuster und erstaunlich kompletter Verteidiger mit tiefer Fehlerquote. Der «Beat Gerber des reichen Mannes.» Seine vierte WM (nach 2009, 2014 und 2016) ist zwar nicht punktemässig (2014 hatte er nach 7 Partien 4 Punkte), aber von der defensiven Stabilität und seiner Ausstrahlung her seine bisher beste.
Lausanne, Stürmer
7 Spiele, 0 Tore, 2 Assists, 6 Strafminuten
Bilanz +5, 12:55 Minuten Eiszeit.
Auch auf diesem Niveau ein erstaunlich kompletter, robuster und kreativer Stürmer. Es ist seine erste, aber mit Sicherheit nicht die letzte WM des ehemaligen SCB-Juniors mit drei Jahren Erfahrung in Nordamerika (2015 bis 2018). Da reift ein grosser, charismatischer Leitwolf für Lausanne und die Nationalmannschaft heran.
3 Spiele, 5 Gegentreffer, 87 Schüsse, davon 94,25 Prozent abgewehrt.
Ein grosser Silber-Goalie wie er wird nicht an Gruppenspielen gemessen. Sondern an den Partien, in denen es um alles oder nichts geht. Also ab dem Viertelfinale. Bisher besser als Reto Berra und nun wird sich zeigen, ob er die letztjährigen WM-Leistungen wiederholen kann.
Quebec Raparts, Stürmer
7 Spiele, 1 Tor, 3 Assists, 4 Strafminuten
Bilanz +4, 11:20 Minuten Eiszeit.
Flink, smart, sicher und ruhig mit der Scheibe. In seinen besten Szenen auf Augenhöhe mit Nico Hischier und Kevin Fiala. Aber noch zu wenig robust, um auf diesem hohen Niveau als Center konstant zu dominieren – er hat ja vor dieser WM in seiner ganzen Karriere nur drei Partien gegen Erwachsene gespielt. Er wird in den nächsten Jahren einer unserer wichtigsten WM-Spieler sein.
Colorado, Stürmer
5 Spiele, 2 Tore, 0 Assists, keine Strafe
Bilanz -2. 16:55 Minuten Eiszeit.
Wir haben den besten, den wahren Sven Andrighetto noch nicht gesehen. Was nach seiner schwierigen Saison in Amerika ja nur logisch ist. Und doch hat er bereits aufblitzen lassen, dass er bei jedem Shift für ein Tor gut ist. Das Viertelfinale gegen die Kanadier kann sein grosses Spiel werden.
Lugano, Stürmer
7 Spiele, 3 Tore, 0 Assists, keine Strafe
Bilanz +3, 13:15 Minuten Eiszeit.
Während der «B-WM» torgefährlich wie Alex Owetschkin. Aber wo war er gegen die Grossen? Das gewisse Extra, das ihn bei der letzten WM ausgezeichnet hatte (10 Spiele/4 Tore/3 Assists), die Explosivität auf dem ersten und auf dem letzten Meter, fehlten bisher.
Lausanne, Verteidiger
7 Spiele, 1 Tor, 1 Assist, keine Strafe
Bilanz +3, 14:49 Minuten Eiszeit.
Ein «Raphael Diaz im Westentaschen-Format». Bemerkenswerte Offensivwirkung. Wie gut er schiessen kann, haben wir beim seinem 1:0 gegen Tschechien gesehen. Defensive Unsicherheiten sind bei seiner zweiten WM auch eine Frage der noch fehlenden Erfahrung.
Ambri, Verteidiger
7 Spiele, keine Skorerpunkte, 6 Strafminuten, Bilanz +2, 13:57 Minuten Eiszeit.
Ambris kräftiger Verteidigungsminister ist der «Beat Forster des armen Mannes». Sein Hoheitsgebiet ist und bleibt die eigene Zone. Der Silberheld von 2018 ist bei seiner zweiten WM ruhiger und defensiv sicherer geworden. Auf diesem Niveau hat er fast keine Offensivwirkung (bisher 17 WM-Partien/1 Assist).
Lausanne, Verteidiger
6 Spiele, 1 Tor, 2 Assists, keine Strafe
Bilanz +1, 10:55 Minuten Eiszeit.
Das Tor gegen Schweden zum zwischenzeitlichen 2:2 war seine bisher beste Szene bei dieser WM – und die war wahrlich grandios. Der gelernte Stürmer ist ein verlässlicher, smarter, erstaunlich kompletter, standfester «Lauf-Verteidiger», der sich der Bande entlang auch auf diesem Niveau zu behaupten weiss und seine dritte WM bestreitet.
Biel, Verteidiger
3 Spiele, keine Skorerpunkte, keine Strafe
Bilanz +1, 12:14 Minuten Eiszeit.
Kam in Biel wegen Verletzungen des Stammpersonals überhaupt erst ins Team und beendet die Saison auf höchstem Weltniveau. Smart, ruhig und sicher mit der Scheibe – beim Draft wird sich eine NHL-Organisation die Rechte an ihm sichern.
Servette, Stürmer
7 Spiele, 0 Tore, 1 Assist, 2 Strafminuten
ausgegl. Bilanz, 7:20 Minuten Eiszeit
Statistisch der schwächste Schweizer Stürmer. Aber die Statistik sagt eben nicht alles. Spielt als Defensivstürmer und im Boxplay eine wichtige Rolle. Es können nicht alle in der gegnerischen Zone tanzen. Nach 17 Partien (1 Assist) wartet er nach wie vor auf sein erstes WM-Tor.
Lugano, Verteidiger
7 Spiele, 1 Tor, 2 Assists, 2 Strafminuten
Bilanz +2, 13:04 Minuten Eiszeit.
Eigentlich fast so talentiert wie Raphael Diaz. Aber er zelebriert lateinisches Designer-Hockey: mit hohem Risiko vorwärts, mit welscher Sorglosigkeit defensiv. Hat sein Potenzial bei dieser WM nicht ausgeschöpft – er könnte eigentlich neben Roman Josi unser bester Powerplay-Spezialist an der blauen Linie sein.
Gottéron, Torhüter
4 Spiele (gegen Tschechien ausgewechselt)
7 Gegentreffer, 83 Schüsse, davon 91,57 Prozent abgewehrt, 2 Strafminuten.
Währen der B-WM (Italien, Norwegen) ein charismatischer, Blocker ohne Gegentreffer, aber gegen Schweden zu wenig flink und gegen Tschechien ausgewechselt. Den grossen, wahren Berra (wie beim 3:0 im WM-Halbfinale von 2013) haben wir in Bratislava nicht gesehen.
Florida, Stürmer
6 Spiele, 1 Tor, 5 Assists, 4 Strafminuten
Bilanz +4, 15:01 Minuten Eiszeit.
Ein Topskorer für die «B-WM». Aber zu wenig Wirkung gegen die Grossen und während der Partie gegen Tschechien musste er auf der Tribüne Platz nehmen. Konnte seine grosse erste WM von 2017 (8 Spiele/4 Tore/3 Assists) bei seiner zweiten WM nicht bestätigen. Schnell, technisch gut, aber nach einer schwierigen Saison in Nordamerika verunsichert.
Servette, Torhüter
1 Spiel (gegen Tschechien eingewechselt), 1 Gegentreffer, 8 Schüsse, davon 87,50 Prozent abgewehrt.
Note 6,0 Weltklasse. Mehr geht nicht.
Note 5,5 Gut genug, um in der NHL zu dominieren.
Note 5,0 Kann auf WM-Niveau eine wichtige Rolle spielen
Note 4,5 Gut genug, um auf WM-Niveau mithalten und ab und zu sogar glänzen zu können.
Note 4,0 Das Aufgebot war kein Fehler – aber nur ein Mitläufer.
– grobfahrlässige Pässe im Spielaufbau
– idiotische Strafen
– keine Blueliner im PP
– allgemein eher Novizen-Schüssli im PP statt Knaller
– Passgenauigkeit nicht genügend
– unbefriedigendes Umschaltspiel
Das Potential ist definitiv vorhanden, um die Kanadier zu besiegen. Aber jeder kleinste Fehlpass im Aufbau, jede blöde Strafe und jede vergebene PP-Chance werden am Ende den Unterschied machen…
Hopp Schwiiz!
Deshalb Note "ungenügend" für diesen Artikel und das Zauggsche Wertsystem.
Gibt's den auch eine Begründung für keine höhere Note?
In Text ist ja nichts negatives zu lesen..