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Ciao Basel – hoi Chelsea, Bayern, Gladbach! Der FCB hat sich in jüngerer Vergangenheit für manchen Spieler als Sprungbrett zu den ganz grossen Klubs erwiesen. Aktuell wird Breel Embolo von halb Europa umgarnt. Auch Jean-Paul Boëtius, der 21-jährige holländische Internationale, hat den Schweizer Meister als ideale Zwischenstation auf dem Weg zu einem Top-Team auserkoren.
Doch wie steht es um die ehemaligen Trainer? Kann Paulo Sousa, der heute mit Fiorentina in der Europa League auf seinen Ex-Klub trifft, mit einer ähnlich steilen Entwicklung rechnen?
Nicht, wenn es nach der Statistik geht.
Denn so rasant wie sich diverse Spieler nach dem Abgang aus Basel entwickelt haben, so regelmässig sind die ehemaligen FCB-Trainer auf die Schnauze gefallen. Und das seit 22 Jahren.
Sousas Vorgänger kann ein Liedchen davon singen. Murat Yakin verlässt den FC Basel im Sommer 2014 nach 99 Partien. Mit zwei Meistertiteln, einem Europa-League-Halbfinal und einem Champions-League-Viertelfinal auf der Visitenkarte verabschiedet er sich als aufsteigender Topshot der Trainerszene zu Spartak Moskau. Im vergangenen Mai wird er dort nach einer komplett verkorksten Saison entlassen. Spartak beendet die Meisterschaft auf Rang 6 und verpasst alle Saisonziele. Seither ist Yakin arbeitslos.
Zwar streut sein Umfeld regelmässig Gerüchte über Angebote aus grossen Ligen und die offizielle Variante lautet, dass sich Yakin Zeit für Reflexion und Familie nimmt. Doch andere Stimmen sagen, er sei derzeit nicht einmal mehr in der Schweiz vermittelbar. St.Gallen, Zürich und YB haben seit seiner Freistellung einen neuen Trainer verpflichtet. Überall wurde Yakin ins Gespräch gebracht – nirgends hat es geklappt.
Aus YB-Kreisen ist gar durchgesickert, dass es in der Sportkommission persönliche Vorbehalte gegen Yakin gegeben habe. Das erstaunt wenig, ist doch allgemein bekannt, dass die netten Worte bei seinem Abgang aus Basel eine Farce gewesen sind. Ein Klub, der seinen Trainer drei Tage nach dem Gewinn der Meisterschaft entlässt, der hat im Normalfall gute Gründe dafür. Getuschelt wird, dass Yakin mangelndes Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Mannschaft zum Verhängnis geworden sei. Ausserdem habe er seine komplexen Ideen und Konzepte für die Spieler nicht in verständliche Worte fassen können.
Wie so oft liegt die Wahrheit in Yakins Fall wohl irgendwo in der Mitte. Nahezu sicher scheint jedoch, dass sein nächster Klub kein europäischer Gigant sein wird. Mit 41 Jahren hat der vielleicht talentierteste Jungtrainer mit Schweizer Pass noch eine lange Karriere vor sich. Vorerst wird er aber eine Zwischenstation einlegen müssen, bevor er wieder in der Champions League an der Seitenlinie steht.
Yakins Vorgänger wiederum werden wir dort wohl nie wieder sehen. Heiko Vogel erlebt in der Saison 2011/12 mit dem FC Basel sein ganz persönliches Fussballmärchen. Der hemdsärmlige Pfälzer wird vom Assistenz- zum Interimstrainer befördert und begeistert die FCB-Führung derart, dass er den Job sogar definitiv erhält. Die Bilanz am Saisonende: das Double, ein Rekord von 26 Liga-Spielen ohne Niederlage und eine sensationelle Champions-League-Kampagne mit Siegen gegen Manchester United und Bayern München. Zudem hat Vogel mit flotten Sprüchen auch als Person massive Sympathien erobert.
Das alles schützt ihn zu Beginn der zweiten Saison als Cheftrainer nicht vor der Entlassung. Nach dem Verpassen der Champions League und Meinungsdifferenzen mit dem FCB-Vorstand ist der Kredit sehr schnell aufgebraucht. Vogel ist in der Folge über ein Jahr arbeitslos und heuert dann bei seinem Ex-Klub Bayern München im Nachwuchsbereich an. Heute trainiert er dort die U23 und sagt: «Ich durfte erfahren, wie schnelllebig der Fussball tatsächlich ist. Das habe ich unterschätzt. Ich will dort als Trainer arbeiten, wo ich etwas entwickeln kann, wo nicht allein das nächste Spiel, das nächste Resultat zählt.»
Auch Thorsten Fink, dessen Assistent Vogel einst gewesen war, hat sein Glück nach dem Abgang aus Basel nie gefunden. Dabei scheint der Deutsche ab 2009 in der Schweiz so richtig durchzustarten. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Ingolstadt unterschreibt er bei den Bebbi. Hier feiert der Dortmunder mit attraktivem Offensivfussball zwei Meistertitel und einen Cupsieg. Dank zwei Champions-League-Teilnahmen zollt man ihm auch auf dem internationalen Parkett Respekt.
Das macht auch den Hamburger SV gluschtig. Fink erliegt dem Lockruf der Bundesliga und erzwingt trotz eines laufenden Vertrags seinen Abgang aus Basel. Er versucht, Spieler wie Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri nachzuholen – bekommt aber nur den vermeintlichen Wunderstürmer Jacques Zoua. Nach zwei aufreibenden Jahren mit Tabellenplatz 12 und 7 ist seine Zeit bei den Hanseaten abgelaufen. Sportchef Oliver Kreuzer entlässt Fink nach einem miserablen Saisonstart mit den Worten: «Ich hatte nicht mehr das hundertprozentige Vertrauen in ihn, dass er die Power noch hat, den Umschwung mit der Mannschaft zu schaffen.»
Nach dem geplatzten Bundesliga-Traum folgen 16 Monate Arbeitslosen-Tristesse. Dann kehrt Fink mit einem viermonatigen Kurzengagement beim zypriotischen Verein APOEL Nikosia zurück. Heute trainiert er die «Veilchen» von Austria Wien, die in letzter Zeit mächtig aufs Auge bekommen haben. In der mittelprächtig besetzten österreichischen Liga hat seine Mannschaft die vergangene Saison auf dem 7. von 10 Plätzen abgeschlossen. Marc Janko, den Fink unbedingt holen will, unterschreibt lieber beim FC Basel.
Die lange Liste der abgestürzten FCB-Trainer lässt sich lückenlos und beliebig fortsetzen. Christian Gross? Im saudischen Wüstenexil bei Al Ahli. Guy Mathez? Hat nach dem FCB nie wieder einen Profiklub trainiert. Jörg Berger? Hat ausser bei Alemannia Aachen nie wieder eine ganze Saison als Trainer überstanden. Aufstiegstrainer Claude «Didi» Andrey? Fand nach Basel nur noch beim Griechen-Klub Apollon und in Yverdon Unterschlupf.
Die schwarze Serie der Ex-FCB-Trainer hält mittlerweile bereits 22 Jahre. Friedel Rausch ist der letzte Coach, der nach der Saison 1992/93 in Basel keinen Karriereknick hinnehmen musste. Er hat es anschliessend immerhin noch auf drei Bundesliga-Engagements bei Gladbach, Nürnberg und Frankfurt gebracht.
Ob Paulo Sousa weiss, worauf er sich da eingelassen hat?