Die Formel 1 steht kurz vor dem Ende ihrer 75. Saison. Dieses Wochenende steigt das Rennen in der Glücksspielmetropole Las Vegas, in der Woche darauf geht es einmal um die halbe Welt nach Katar, bevor die Weltmeisterschaft am 8. Dezember in Abu Dhabi abgeschlossen wird.
Dominator Max Verstappen steht trotz einer schwachen Phase während der Sommermonate kurz vor dem vierten Weltmeistertitel in Folge. Bereits in Las Vegas könnte der Niederländer sich die Weltmeisterschaft sichern und damit ein weiteres Mal Geschichte schreiben. Doch neben dem WM-Titel gibt es noch weitere Fragen zu klären, bevor sich die Formel 1 in die Winterpause verabschiedet.
Momentan beträgt der Vorsprung von Verstappen 62 Punkte auf Lando Norris. Der Drittplatzierte Charles Leclerc hat keine Chance mehr auf den Titel.
Da in Katar noch ein Sprintrennen stattfinden wird, sind noch maximal 86 Punkte zu sammeln. Sollte Verstappen den GP von Las Vegas also vor Norris beenden, ist dem Red-Bull-Piloten der Titel nicht mehr zu nehmen. Sollte der Brite nicht in die Top 8 fahren, ist der Kampf um die WM-Krone ebenfalls entschieden.
Spannender hingegen wird der Kampf um den zweiten Platz in der Weltmeisterschaft. Vor den letzten drei Rennen hat Norris noch ein Polster von 24 Punkten auf Charles Leclerc.
Für Norris wäre es der erste Vizeweltmeistertitel seiner Karriere. Seine besten Resultate sind bisher zwei sechste Plätze in den Jahren 2021 und 2023. Charles Leclerc wurde hingegen vor zwei Jahren mit drei Punkten Vorsprung auf den Drittplatzierten Sergio Perez bereits einmal Zweiter in der Weltmeisterschaft.
Nur noch Aussenseiterchancen besitzt hingegen Oscar Piastri. Der Australier liegt aktuell 69 Punkte hinter seinem Teamkollegen Lando Norris. Damit müsste Piastri auf drei schwache Rennen der beiden Kontrahenten hoffen, damit er noch den Sprung auf den zweiten Platz schaffen kann.
Ein spannender Dreikampf spitzt sich allerdings im Kampf um die Konstruktionsweltmeisterschaft zu. Mit 593 Punkten hat McLaren aktuell die Nase vorn. Auf dem zweiten Platz folgt Ferrari mit 36 Punkten Rückstand. Red Bull steht gerade einmal 13 Punkte weiter hinten.
Lange Zeit war Red Bull mit grossem Abstand auf dem ersten Rang klassiert, doch Sergio Perez befindet sich schon beinahe das ganze Jahr in einer Krise und fährt eher im Mittelfeld herum, als Red Bull wirklich eine Hilfe zu sein. Als im Sommer auch Verstappen in ein Tief fiel, fuhren McLaren und Ferrari den Bullen in den letzten Rennen davon.
Aufgrund der schwachen Leistungen von Perez kann man davon ausgehen, dass Red Bull viel Mithilfe braucht, wenn sie noch ein Wörtchen um den Titel mitsprechen wollen. Ferrari hingegen konnte durch den Doppelsieg beim Grossen Preis in Austin und Carlos Sainz' Erfolg in Mexiko einige Punkte auf McLaren aufholen und die Spannung im Kampf um die Konstrukteurskrone bewahren.
McLaren zog in Brasilien zwar wieder leicht davon, aber sollte dem italienischen Rennstall in Las Vegas ein weiteres Toprennen gelingen, bleibt in den letzten zwei Rennen alles möglich. Für Ferrari wäre es der erste Titel seit 16 Jahren, McLaren wartet gar seit 1998 darauf, das beste Auto des Jahres zu stellen.
Eine der grössten Enttäuschungen der Saison ist und bleibt Sergio Perez. In den ersten sechs Rennen fuhr Perez noch jedes Mal in die ersten fünf und viermal davon auch aufs Podium. Seither war der Mexikaner nie mehr besser als auf dem sechsten Rang klassiert.
Seit Monaten gibt es nach beinahe jedem Rennen Gerüchte, dass Perez eher früher als später seinen Platz bei Red Bull abgeben muss. Zwar bestätigte der österreichische Rennstall bisher noch nichts und Perez besitzt einen Vertrag bis zum Jahr 2026. Doch das zweite Cockpit mit einem Perez in dieser Form zu besetzen, kann sich Red Bull eigentlich keine weitere Saison leisten.
In der laufenden Saison sammelte Verstappen bisher 242 Punkte mehr als sein Teamkollege. Durch die schwache Punkteausbeute von Perez hat Red Bull so gut wie keine Chance mehr, die Konstrukteuren-WM zu gewinnen. Damit fehlen Red Bull rund 50 Millionen Dollar an Preisgeld.
Es ist somit sehr gut möglich, dass in den nächsten drei Wochenenden die Abschlussfahrten von Sergio Perez stattfinden werden. Denn in den anderen Teams sind alle Plätze bereits vergeben, sollte Perez dort auf Unterschlupf hoffen. Als Nachfolger von Perez werden Carlos Sainz, der bei Williams angeblich eine Ausstiegsklausel besitzt, Liam Lawson und auch Franco Colapinto gehandelt.
Nach sechs Weltmeistertiteln in zwölf Saisons wird Lewis Hamilton Mercedes nach dem Rennen in Abu Dhabi in Richtung Ferrari verlassen. Wie in den zwei Jahren davor hat Hamilton auch in dieser Saison nichts mit dem Weltmeistertitel zu tun. Wenigstens gelang dem siebenfachen Weltmeister in Silverstone der erste Sieg seit 945 Tagen und in Belgien konnte Hamilton gleich noch den zweiten Saisonsieg feiern. Damit steht Hamilton nun bei 105 Grand-Prix-Siegen.
In seinen letzten Rennen bei Mercedes geht es für Hamilton nun darum, sich im stallinternen Duell gegen George Russell durchzusetzen. Aktuell steht Hamilton zwei Punkte hinter seinem Teamkollegen. Es wäre erst das dritte Mal, dass sich Hamilton bei Mercedes vom eigenen Teamkollegen geschlagen geben muss. Bereits im Jahr 2022 sammelte Russell mehr Punkte, 2016 setzte sich Nico Rosberg im WM- und teaminternen Kampf knapp gegen Hamilton durch.
Weiterhin ohne Punkte steht Kick Sauber da. Dem Hinwiler Rennstall droht die erste punktelose Saison seit 2014. Es spricht sehr wenig bis gar nichts dafür, dass Sauber dieses Jahr nicht mit einer Nullnummer abschliesst. Das beste Resultat weist Guanyu Zhou auf, mit dem elften Rang im ersten Rennen der Saison.
Es würde bereits einem Wunder gleichen, sollte ein Sprung in die ersten zehn Plätze in einem der drei Rennen gelingen. Seit dem ersten Grand Prix in Bahrain schnupperte Sauber nie mehr an Punkten. Es ist schon fast höhnisch, aber die einzige Hoffnung für Kick Sauber ist, dass in einem Rennen genug Autos das Ziel nicht erreichen, damit es für Punkte reichen könnte.
Besonders bitter: In einer Weltmeisterschaft mit 20 Fahrern belegen die beiden Sauberpiloten Plätze ausserhalb der Top 20. Zhou steht aktuell auf Rang 21 und Valtteri Bottas am Tabellenende auf Platz 23. Dies ist möglich, da Logan Sargeant und Daniel Ricciardo in ihren Teams ersetzt wurden und Oliver Bearman in dieser Saison schon zwei Mal als Ersatzfahrer zum Einsatz kam.