Der Vergleich liegt auf der Hand, auch wenn ihn Lia Wälti nicht im Hinterkopf hat: Die Schweizer Nationalmannschaft im Männerfussball hat im Herbst die WM-Qualifikation vor Italien gewonnen, sich damit für die Weltmeisterschaft in Katar qualifiziert. Dasselbe Kunststück könnte nun auch das Frauen-Nationalteam schaffen.
Doch Captain Wälti sitzt am Tag vor dem wohl vorentscheidenden Direktduell im Bauch des Stadions in Thun auf einem kleinen Podium, lächelt und sagt: «An das Männer-Team habe ich noch gar nicht gedacht. Unser Fokus liegt auf unserer Partie und unserem Resultat.»
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— 🇨🇭 Nati (@nati_sfv_asf) April 11, 2022
1⃣ Kapitänin Lia Wälti über die Lehren aus dem Rumänien-Spiel
2⃣ Rückkehrerin Ramona Bachmann über ihren Fitnesszustand nach Covid-Erkrankung
🇨🇭🆚 🇮🇹
📅 12.4 🕕 17:45
🏟️ Thun
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ℹ️ Keine Abendkasse / Caisses du stade fermées / Biglietterie chiuse pic.twitter.com/enw9Kv8hLH
Die Ausgangslage vor dem Heimspiel der Schweiz gegen den ärgsten Konkurrenten ist ausgezeichnet. Trotz dem enttäuschenden 1:1-Unentschieden in Rumänien am Freitag führt die Schweiz die Tabelle um einen Punkt an. Weil die beiden Teams gegen die kleinen Nationen kaum Punkte abgeben, wird die Partie zu einem vorgezogenen Finalspiel. Gewinnt Italien nicht, so hat die Schweiz vor den abschliessenden Partien gegen Moldawien und Kroatien die besseren Karten.
Ausgerechnet für dieses kapitale Spiel rückt eine zurück ins Team, die dafür bekannt ist, den Unterschied auszumachen: Ramona Bachmann. Nachdem sie wegen ihrer Corona-Infektion das Auswärtsspiel in Rumänien verpasst hatte, steht die Offensivspielerin nun wieder zur Verfügung. Wälti freut sich: «Diese Rückkehr ist entscheidend für uns, insbesondere für diese wichtige Partie.»
Parallelen zwischen dem Frauen- und Männernationalteam lassen sich auch anhand von Wälti und Bachmann ziehen. Wird Taktgeberin Wälti von ihrer Spielweise gerne mit Granit Xhaka verglichen, so ist Bachmann so etwas wie der Xherdan Shaqiri des Frauenfussballs. Nicht in jedem Länderspiel ist sie die beste Spielerin auf dem Platz, meistens aber die kreativste.
«Ich denke, auch meine Mitspielerinnen wissen, dass ich in gewissen Situationen den Unterschied machen kann», sagt Bachmann. Das hat sie kürzlich wieder gezeigt, als sie in der Verlängerung das Champions-League-Viertelfinal gegen Bayern München mit ihrem Tor für Paris St-Germain entschied.
What a huge goal for Bachmann and PSG! (🎥 @DAZNFootball) #UWCLpic.twitter.com/hwdu75nzBM
— AllForXI (@AllForXI) March 30, 2022
Was sie am Ball kann, zeigt sie einige Minuten nach der Medienkonferenz im Stadion. Bei einer Schussübung nimmt Bachmann den Ball perfekt an und schlenzt ihn in den Winkel. Es sind Abschlüsse, wie diese, auf die das Schweizer Team gegen Italien hofft.
Hinter dem Gesundheitszustand der kürzlich genesenen Bachmann steht aber noch ein Fragezeichen. Ähnliches gilt für Wälti, die nach ihrer Corona-Erkrankung Ende März noch nicht ganz in Fahrt gekommen ist und für Torhüterin Gaëlle Thalmann, die als Vorsichtsmassnahme das Abschlusstraining ausliess.
Schon Murat Yakin hatte bei seinen Duellen mit Italien einige Personalprobleme zu beklagen. Trotz dieser weiteren Parallele mit dem Männer-Nationalteam ist die Ausgangslage ist im Frauenfussball eine andere. Italien ist dort nicht Europameister, zählt nicht zu den grossen Nationen. Der 2:1-Auswärtssieg der Schweiz im November war deshalb zwar eine Überraschung, aber keine Sensation.
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Italien zuletzt gute Resultate erzielte und in einer Testpartie gegen Topteam Schweden remisierte. Nationaltrainer Nils Nielsen glaubt denn auch an den Sieg und sagt, dass er das Spiel durchaus offensiv angehen möchte. Das sieht auch Wälti so: «Auf Unentschieden zu spielen, würde nicht gut gehen. Italien ist aber am Zug, das kann uns Räume öffnen.»
Gelingen soll der Coup gegen Italien insbesondere auch dank des Publikums. Im Thuner Stadion wird wohl der Zuschauerrekord von 5148 geknackt. «Ich freue mich sehr auf eine schöne Kulisse. Das wird uns noch mal zusätzlich pushen», sagt Wälti. Die Vorzeichen stehen gut, dass die Schweiz einen grossen Schritt in Richtung WM machen kann. Spätestens dann hätte die Schweiz mit Italien einen neuen Lieblingsgegner.