Es brodelt beim FC Bayern. Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt könnte der Meistertitel in der Bundesliga an jemand anderen gehen. Damit wäre die beispiellose Erfolgsserie der Münchner seit der Saison 2012/2013 gebrochen.
Kein Wunder, dass hinter den Kulissen des Rekordmeisters Aufruhr herrscht. Wie brisant die Lage ist, darauf könnte der Auftritt von Uli Hoeness beim Training an der Säbener Strasse unter der Woche hinweisen. Der Ehrenpräsident hat mit der Aktion diese Woche für wilde Spekulationen gesorgt, als er dort mit dem Trainer Thomas Tuchel diskutierte.
Ein Auftritt mit Signalwirkung.
Sky-Experte Lothar Matthäus wertet den Besuch gar als mögliche Gefahr für Bayern-Boss Oliver Kahn.
Zwar wirkte das Gespräch in Anbetracht der schwierigen Lage wie eine Art «Druckerhöhung». Doch Tuchel empfand den Auftritt des 71-Jährigen offenbar nicht so. «Ich finde es umgekehrt», sagte er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.
Für Kahn ist das plötzliche Erscheinen von Hoeness am Vereinsgelände aber alles andere als positiv. Zumindest, wenn es nach der Meinung des Sky-Experten Matthäus geht. Er sieht darin eine deutliche Schwächung von Kahns Rolle beim FC Bayern.
Dass sich Hoeness bewusst auf dem Trainingsplatz mit Tuchel unterhalten habe, dementierte der Trainer eigentlich auf der Pressekonferenz am Freitag.
Tuchel erzählte: «Eigentlich wäre ich noch oben im Leistungszentrum gewesen, wir mussten aber viel aufbauen. Ich wollte beim Tore-Schleppen mithelfen und war schon am Platz. Deshalb ist er mir entgegengekommen.» An jedem anderen Tag wäre er um diese Uhrzeit noch im Büro gewesen. «Dann hätten wir das Thema nicht. Es ist kein zusätzlicher Druck entstanden.»
Klar ist: Der Einfluss von Hoeness ist beim Münchner Spitzenklub auch im Hintergrund weiterhin gross. Laut «Bild» könnte das Aufsichtsratsmitglied in Anbetracht der Lage «zumindest übergangsweise» zurück in die erste Reihe beim FC Bayern rücken.
Eine Rückkehr von Hoeness ins operative Geschäft komme derzeit aber ohnehin nur infrage, weil die Klub-Spitze um Vorstandschef Kahn wackelt.
Hoeness wird als Kahn-Kritiker angesehen. Und auch laut Matthäus ist Hoeness mit Kahn derzeit alles andere als zufrieden. Der Sky-Experte glaubt zu wissen, was der Ehrenpräsident mit seinem Besuch aussagen wollte:
Offenbar wird laut «Bild» die Zukunft Kahns beim FC Bayern auch offen angezweifelt. Ihm wird eine gewisse Verantwortung für die aktuelle sportliche Krise zugeschrieben. Demnach soll am 22. Mai auf einer Sitzung des Aufsichtsrats über die Zukunft des Klub-Bosses entschieden werden. Auch Hoeness wird als einfaches Mitglied dabei sein.