Der deutsche Rekordmeister Bayern München steckt in der grössten Krise der letzten zehn Jahre. Nach dem Aus in DFB-Pokal und Champions League droht nun auch das Minimalziel, die deutsche Meisterschaft, verfehlt zu werden. Die Suche nach dem Schuldigen für die Krise an der Säbenerstrasse ist eröffnet und für einmal ist es nicht Juan Bernat.
Lange galt Bayern-Sportchef Hasan Salihamidzic bei den Münchnern als unantastbar. Allerdings nicht wegen seiner Arbeitsweise, sondern da er als Marionette von Ex-Präsident Uli Hoeness fungieren soll. Dieser stellte sich intern bisher immer hinter seinen Zögling. Doch das könnte sich bald ändern.
«Brazzo» war ausschlaggebend dafür, dass Hansi Flick nach einem Zwist mit dem Sportchef zum Saisonende 2021 seinen Posten räumte. Für Salihamidzics Wunschkandidaten Julian Nagelsmann zahlten die Münchner anschliessend mit 25 Millionen Euro eine Rekordsumme für einen Trainer-Transfer an RB Leipzig. Nagelsmann sollte bei den Bayern eine Ära prägen und wurde mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet, doch wie wir heute wissen, sollte diese Ära recht schnell zu Ende gehen.
Mit der Entlassung von Nagelsmann, welcher abseits des Platzes zu viele Baustellen schaffte, trafen die Bayern-Bosse Ende März zwar bereits Massnahmen, um die sportlichen Ziele zu retten. Allerdings wurden nun auch mit dem neuen Trainer Thomas Tuchel die Ziele verfehlt. Der Trainerwechsel alleine konnte die Probleme des Rekordmeisters nicht lösen.
Intern sollen die Zweifel an der Arbeit des Bosniers, wie unter anderem der «Kicker» berichtet, immer grösser werden. Es wird darüber geredet, ob der FC Bayern nicht eine Nummer zu gross für den Sportchef sei. Nicht zuletzt, da er gemeinsam mit dem Technischen Direktor Marco Neppe die volle sportliche Verantwortung beim deutschen Meister trägt. Auch das uneingeschränkte Vertrauen der Spieler soll Salihamidzic laut Kicker verloren haben.
Der Bosnier liess sich vor der Saison noch für das Bayern-Kader feiern. Nun scheint dieses doch nicht so gut zusammengestellt zu sein wie gedacht. Der Transfer von Sadio Mané wurde zu Beginn noch als wahrer Coup betrachtet, mittlerweile scheint die Verpflichtung des Senegalesen von Salihamidzic vor allem deshalb getätigt worden zu sein, um ihn selbst vor seinen Kritikern zu retten. Schliesslich galt er vor der Verpflichtung des ehemaligen Flügelstürmers des FC Liverpool als angezählt, nach dem Transfer von Mané wurde gar der Vertrag von «Brazzo» bis 2026 verlängert.
Dabei entpuppt sich aktuell lediglich die Verpflichtung von Matthijs de Ligt als echte Verstärkung für die Bayern. Salihamidzic und Neppe gelang es in den letzten Jahren nicht, Leistungsträger wie Robert Lewandowski, Thiago Alcântara oder David Alaba zu ersetzen. Der Österreicher, welcher mittlerweile bei Real Madrid unter Vertrag steht, gilt ohnehin als Sonderfall.
Er forderte bei seiner Vertragsverlängerung eine Anpassung seines Gehaltes, welches dem von Rekordzugang Lucas Hernandez entsprechen sollte. Die Bayern wurden sich mit ihrem Eigengewächs am Ende allerdings nicht einig, wovon indirekt Salihamidzic profitierte. Denn bis zu Alabas Abgang war sein 80-Millionen-Transfer Hernandez lediglich Ergänzungsspieler bei den Bayern.
Auch der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn sitzt nicht mehr fest in seinem Sattel. Er stellt sich zwar der öffentlichen Kritik und nimmt diese «sehr, sehr gerne an». Doch der einstige Weltklasse-Torhüter scheint selbst näher an einem Aus in München zu sein als sein ehemaliger Mitspieler.
Oliver Kahn als CEO des FC Bayern wird zwar die sportliche Leitung um Salihamidzic ebenso hinterfragen, wie es Hoeness und Co. aus der Distanz tun, doch entscheiden kann Kahn über seinen Vorstandskollegen nicht. Über das Schicksal der Vorstandsmitglieder kann lediglich der Aufsichtsrat entscheiden.
Dieser tagt am 22. Mai und wird dabei über die Zukunft von Salihamidzic und Kahn entscheiden. Offiziell ist zwar Bayern-Präsident Herbert Hainer der Chef dieses Gremiums, doch auch seine Meinung hat durch die Krise an Gewicht verloren. Der starke Mann beim FC Bayern bleibt, wie soll es auch anders sein, Uli Hoeness.
Hoeness war es, der die beiden Ex-Bayern-Spieler zu seinen und Karl-Heinz Rummeniges Nachfolgern machte. Nun liegt es erneut in seiner Hand, die sportliche Ausrichtung der Bayern zu bestimmen.
Ulli entlässt Kahn und Brazzo während sie im Doppelpass sitzen, indem er dort während der Sendung anruft, übernimmt wieder und versucht verzweifelt Jupp (Heynckes) zu erreichen. 😂