Benjamin Mendy ist nicht für schuldig befunden worden. Diese Feststellung ist wichtig, denn sie bedeutet, dass das, was er gemacht hat, nicht justiziabel war.
Der FC Zürich hat sich deshalb dazu entschieden, den 30-jährigen Abwehrspieler zu verpflichten. Der französische Weltmeister von 2018 unterschrieb für eineinhalb Jahre.
Was das Gericht im Sommer 2023 beschlossen hat, ist eines. Was es behandelt hat, ist etwas anderes. Und das hat es in sich. Der Fall zeigt auf, wie manche Fussballstars offenbar glauben, ihr Status rechtfertige alles.
Mendy musste sich in acht Fällen wegen Vergewaltigung verteidigen. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, bei Partys in seinem Haus weibliche Gäste ausgenutzt zu haben. Sein Reichtum habe Mendy zu einem Mann gemacht, der es nicht gewohnt war, ein «Nein» zu hören. Im Gerichtsprozess bekam die Jury zu Ohr, dass er einem mutmasslichen Opfer gegenüber behauptet habe, er habe mit 10'000 Frauen geschlafen.
Die NZZ kommentierte, Mendy sei «Teil einer frauenverachtenden Fussballkultur», weswegen seine Verpflichtung den FC Zürich in ein zweifelhaftes Licht rücke. Das Verhalten des Fussballers sei nicht justiziabel, aber moralisch verwerflich. Gleich sieht es die Frauenzentrale Zürich, der Dachverband der Zürcher Frauenorganisationen. Mendys Fall zeige, wie schwierig es für Betroffene sei, Gerechtigkeit zu erfahren. «Mit dieser Verpflichtung trägt der FCZ zur Rape Culture bei! Einer Kultur, die Täter schützt und Gewalt an Frauen verharmlost», so die Organisation.
FCZ-Präsident Ancillo Canepa sagte, man nehme diese Stellungnahme zur Kenntnis. Der Vorwurf, keine gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, sei nicht korrekt. «Mendy wurde freigesprochen», so Canepa im «Blick», und es habe für den Klub keinen Anlass gegeben, an der Korrektheit der juristischen Aufarbeitung zu zweifeln. Und weiter: «Bekannte Fussballer sind oft begehrte Objekte, um sie auch ohne ein Fehlverhalten einzuklagen. Dies in der Absicht, von ihnen ein Schweigegeld zu erpressen. Dafür gibt es leider einige Beispiele.»
Dem Ansehen des Klubs, das zuletzt gelitten hat, ist der Transfer bestimmt nicht zuträglich. Zumal offen ist, was Benjamin Mendy dem FCZ sportlich bringen kann. Bei Manchester City war er nach Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe im Sommer 2021 suspendiert worden, knapp ein halbes Jahr sass er in Untersuchungshaft. 2023 wechselte Mendy zum FC Lorient, sein letztes Pflichtspiel bestritt er im vergangenen Mai. Im dümmsten Fall wird sich der Transfer als nichts als ein Imageschaden herausstellen.
Dabei benötigt der FC Zürich gute Resultate, um es in die Finalrunde zu schaffen. Nach drei Niederlagen in den letzten vier Spielen ist der FCZ unter den Strich gerutscht. Erfahrung hin oder her: Ob einer, der zuletzt vor neun Monaten auf dem Platz stand, sofort eine Verstärkung sein kann, ist fraglich. Am Samstag (18 Uhr) trifft Zürich auswärts auf den FC Sion, der selber drei Punkte benötigt, um noch eine Chance auf den Einzug in die Finalrunde zu haben.
Da der FCZ aber nur noch für gewalttätige Hooligans und eine Führung steht, die gewalttätige Hooligans nicht nur in Schutz nimmt, sondern sogar fördert,
ist es nicht möglich, das Ansehen des Clubs weiter zu senken.
https://www.watson.ch/sport/fussball/200787621-fcz-chaoten-am-zueri-faescht-canepa-sieht-die-schuld-bei-gc