Ein Weltmeister für den FCZ – diese Fussballer kamen vor ihm als Stars in die Schweiz
Ivan Zamorano (beim FC St.Gallen) oder Mohamed Salah (FC Basel) spielten als Talente in der Schweiz und wurden Weltstars. Giovane Elber brachte es von GC zu Bayern München und in die brasilianische Nationalmannschaft.
Doch es gibt auch den umgekehrten Fall: Dass Fussballer eine glänzende Karriere hingelegt haben und zum Ende ihrer Laufbahn hin in die Schweiz wechseln.
Benjamin Mendy ist nun der nächste Spieler in dieser Reihe. Gestern Abend gab der FC Zürich überraschend die Verpflichtung des französischen Weltmeisters von 2018 mit einer auffälligen juristischen Vergangenheit bekannt. Der 30-jährige Aussenverteidiger spielte einst für Manchester City, war zuletzt aber in Frankreich beim FC Lorient unter Vertrag.
Sie wechselten als Star in die Schweiz – eine nicht abschliessende Auswahl:
2022 Mario Balotelli
Lange war die Frage: Kommt er, oder kommt er nicht? Doch Im Sommer 2022 unterschreibt Mario Balotelli als Champions-League-Sieger, mehrfacher italienischer und einfacher englischer Meister tatsächlich beim FC Sion. So richtig glücklich wird der Italiener im Wallis aber nicht. Er macht nur 19 Spiele für Sitten erzielt dabei sechs Tore. Rund ein Jahr später ist das Gastspiel beendet. Balotelli kehrt in die Türkei zu Adana Demirspor zurück.
2020 Gaël Clichy
Der dreifache Meister mit Arsenal und Manchester City, 20-facher französischer Nationalspieler, wechselt zu Servette. Dort verteidigt er immerhin drei Jahre lang souverän, bis er im Sommer 2023 seine Karriere beendet. In der Super League läuft er 79 Mal auf.
2017 Djibril Cissé
Der französische Weltenbummler stürmt mit 36 Jahren für Yverdon, nachdem er schon beim FC Liverpool (Champions-League-Sieger 2005, Cupsieger 2006), Marseille, Lazio oder Panathinaikos war. In der Promotion League bucht Cissé, der 41 Mal für Frankreich auflief, 24 Tore in 29 Spielen.
2015 Alexander Kerschakow
Mit der Referenz von 91 Länderspielen (30 Toren) kommt der Russe zum FC Zürich, dekoriert mit zahlreichen Titeln mit Zenit Sankt Petersburg und dem FC Sevilla. Im Letzigrund läuft es mässig: Kerschakow trifft fünf Mal, Ende Saison steigt der FCZ in die Challenge League ab.
2014 Walter Samuel
Mit Inter Mailand gewinnt er 2010 die Champions League, vier Jahre später und mit 36 Jahren wechselt der argentinische Abwehrspieler (56 Länderspiele) zum FC Basel. Samuel wird zwei Mal Schweizer Meister und beendet danach seine Karriere.
2013 Gianluca Zambrotta
Der Verteidiger spielte für Juventus, Barcelona und Milan, er absolvierte 98 Länderspiele und wurde 2006 mit Italien Weltmeister. Als 36-Jähriger taucht Zambrotta nach einem Jahr ohne Verein beim FC Chiasso in der Challenge League auf. Fünf Spiele absolviert er für die Südtessiner, danach wird er ihr Trainer.
2012 Gennaro Gattuso
Mit 34 Jahren unterschreibt der italienische Weltmeister von 2006 beim FC Sion. Dort ist der «Erdfresser» erst Spieler und danach Spielertrainer. Als solcher geht Gattuso den Weg, den jeder Trainer unter Christian Constantin früher oder später geht – er wird entlassen.
2007 Ailton
Der «Kugelblitz» aus der Bundesliga macht einen Blitzbesuch bei GC, er schiesst in 13 Super-League-Spielen 8 Tore, darunter ist ein Hattrick. Zu dem Zeitpunkt ist die Legende von Werder Bremen 34 Jahre alt.
2004 Christian Karembeu
Der Defensivspieler steht 1998 in der Startelf, als vor dem WM-Final die Hymnen erklingen – und gehört damit zum Team, das Frankreich den ersten Weltmeistertitel beschert. 2004 stösst der zweifache Champions-League-Sieger mit Real Madrid als 34-Jähriger für eine Saison zu Servette. Er absolviert allerdings nur 14 Spiele.
1996 Phil Masinga
Mit Südafrika gewinnt er 1996 die legendäre Austragung des Afrika-Cups, da spielt er in der Premier League für Leeds United. Von dort wechselt er wenige Monate später zum FC St.Gallen. Masinga wird zum Millionenflop, der nach zehn torlosen Spielen wieder geht.
1996 Tomas Brolin
Der Schwede verzückt an der EM 1992 und an der WM 1994 die Welt. Mit der AC Parma holt er 1993 den Cupsieger-Cup und 1995 den UEFA-Cup, er ist ein technisch brillanter Mittelfeldspieler. Als der 27-Jährige beim FC Zürich unterschreibt, ist er aber nicht mehr in Bestform. Brolin ist nach wenigen Einsätzen wieder weg und beendet seine Laufbahn später schon mit 29 Jahren.
1990 Mauro Galvao
26 Mal läuft er für die «Seleçao» auf, ist Stammspieler an der WM 1990. Danach wechselt er 28-jährig zum FC Lugano, wo er während sechs Saisons als Libero glänzt. Mit den Tessinern wird er Cupsieger.
1989 Nestor Clausen
Ururgrossvater Josef war einst aus Ernen im Oberwallis nach Argentinien ausgewandert. Sein Nachkomme wird 1986 Weltmeister, drei Jahre später wechselt der Abwehrspieler zum FC Sion, mit dem er Meister und Cupsieger wird. Clausen bleibt fünf Jahre im Wallis und kehrt später als Trainer zurück.
1989 Hans-Peter Briegel
33-jährig heuert die «Walz aus der Pfalz» – Europameister 1980 und italienischer Meister 1985 mit Hellas Verona – als Spielertrainer beim NLB-Klub FC Glarus an. Briegel bleibt drei Saisons lang.
1987 Karl-Heinz Rummenigge
Der 95-fache deutsche Nationalspieler wechselt von Inter Mailand zu Servette. 1988/89 wird «Kalle» Rummenigge Torschützenkönig der Nationalliga A. Er holte schon Titel, die ihm wohl mehr bedeuteten: 1975 und 1976 den Meistercup mit Bayern München, je zwei Meistertitel und Pokalsiege ebenso, dazu den EM-Titel 1980.
1987 Marco Tardelli
Der Italiener kommt als Weltmeister von 1982 zum FC St.Gallen. Im Herbst seiner Karriere enttäuscht der 33-jährige Tardelli, der mit Juventus den Meistercup, den Cupsieger-Cup, den UEFA-Cup, fünf Scudetti und zwei Mal den Cup gewonnen hat. 31 Mal läuft für die Ostschweizer auf.
1987 Giancarlo Antognoni
Der Weltmeister von 1982 stösst als Mittelfeld-Legende der Fiorentina für zwei Jahre zu Lausanne. Am Genfersee kann der 33-Jährige nicht an seine besten Zeiten anknüpfen.
1985 Uli Stielike
Nach acht Jahren bei Real Madrid wechselt der Deutsche zu Xamax. Unter Trainer Gilbert Gress wird er mit den Neuenburgern zwei Mal Meister und anschliessend Schweizer Nati-Trainer. Stielike war mit Borussia Mönchengladbach und Real je drei Mal Meister geworden, gewann zahlreiche weitere Trophäen und ist Europameister 1980. In 67 Spielen erzielt er 10 Tore für Xamax.
1976 Günter Netzer
Der deutsche Regisseur wechselt 1976 von Real Madrid zu GC. Bis heute lebt er in Zürich, der Sänger Baschi ist sein Schwiegersohn. Spielmacher Netzer ist Europameister 1972 und Weltmeister 1974 und – auch durch seine Extravaganz – ein Superstar seiner Zeit.
1976 José Altafini
In Brasilien nennen sie ihn «Mazzola», er bestreitet Länderspiele sowohl für Brasilien wie für Italien, ist Weltmeister 1958. Nachdem er mit der AC Milan den Meistercup gewonnen hat, auch Meister mit Juventus Turin und Torschützenkönig der Serie A wurde, wechselt Altafini mit 34 Jahren zum FC Chiasso. Später lässt der Stürmer die Karriere in Mendrisio ausklingen.
1974 Teofilo Cubillas
Der Peruaner schiesst an der WM 1970 fünf Tore und wird als bester junger Spieler des Turniers ausgezeichnet. Mit 25 Jahren wechselt Cubillas zum FC Basel. Erstmals in Europa, fällt ihm die Akklimatisierung schwer, nach 12 Spielen ist er wieder weg. Gut ist er immer noch: 1975 führt er Peru zum Gewinn der Copa America.
1967 Timo Konietzka
Berühmt als erster Torschütze in der Geschichte der Bundesliga. Der Stürmer zieht nach über 200 Bundesliga-Spielen mit 156 Treffern in die Schweiz, wo er bis zu seinem Tod 2012 wohnhaft bleibt. Konietzka kickt für den FC Winterthur, danach für den FC Zürich, dessen Trainer er auch wird. Vier Meistertitel und drei Cupsiege stehen auf seiner Visitenkarte.
Diese Geschichte wurde 2022 rund um Sions Verpflichtung von Mario Balotelli erstmals veröffentlicht und nach Zürichs Transfer von Benjamin Mendy aktualisiert.
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