Da ist die Sache mit dem Klubhaus. «Das ist gerade einmal 20 Quadratmeter gross. Wenn unsere Spieler nach dem Training duschen wollen, müssen sie einmal durch das Dorf in eine Turnhalle fahren», sagt Elias Meier. Oder das Problem mit dem Rasen: «Unser Platz ist in einem sehr schlechten Zustand, ein vernünftiges Kurzpassspiel ist hier nicht möglich. Viele Spieler wechseln deshalb zu anderen Klubs der Region oder hören ganz auf.»
Meier, Präsident des Fussballklubs Büsingen in der gleichnamigen deutschen Exklave in der Schweiz, muss etwas tun, um seine Mitglieder bei Laune zu halten, und dazu braucht er Geld. Also hat er einen Antrag gestellt, über den nun «ganz oben» entschieden wird.
Wenn die Spitzen des Fussball-Weltverbands Fifa am Mittwoch zu ihrer Exekutivkomiteesitzung zusammenkommen, dann wird nicht nur über Skandale, Justizermittlungen, Korruption und gesperrte Präsidenten gesprochen, sondern auch über einen Mini-Verein mit gerade einmal 120 aktiven Fussballern.
Meiers Plan: Sein Klub, der in der vierten Schweizer Liga spielt, soll künftig neben seiner Mitgliedschaft im Schweizerischen Fussballverband auch dem Deutschen Fussball-Bund angehören, genauer: dem Südbadischen Verband. Die Fifa-Statuten lassen das bei «aussergewöhnlichen Umständen» zu. Dadurch hätte der Klub die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, um sich für deutsche Fördergelder zu bewerben. Der Klub plant den Bau eines Kunstrasens und eines neuen Klubhauses, aus der Schweiz gibt es dafür 50'000 Franken, doch eine weitere Finanzspritze aus Deutschland würde sehr helfen.
Büsingen hat es nicht leicht: Als deutsche Exklave ist der Ort vollständig vom Schweizer Hoheitsgebiet umschlossen. Die Einwohner kämpfen deshalb mit Nachteilen, da sich oft weder die Schweiz noch Deutschland für den Ort zuständig fühlt. Auch als die Schweizer Währung massiv an Wert zulegte, bekamen viele Bürger der Exklave, die ihr Gehalt in Euro beziehen, aber in der Schweiz einkaufen, grosse Probleme.
Kein Wunder, dass die Fussballer aus Büsingen ebenfalls klagen: «Wir vom FC erhalten aus beiden Ländern Auflagen, aber wenn es ums Unterstützen geht, fühlte sich in der Vergangenheit keine Seite zuständig, da wir für die Schweizer als Deutsche und die Deutschen als Schweizer galten», sagt Meier.
In der Schweiz erhalten Sportvereine zusätzlich Gelder vom Kanton, in dem sie beheimatet sind. Dies fällt für den FC Büsingen weg. «Wir sind ein deutscher Klub, stehen im deutschen Vereinsregister und zahlen dort auch Steuern», sagt Meier. Da man aber keinem deutschen Fussball-Verband angehöre, habe man derzeit keinen Anspruch auf Zuschüsse.
Das soll nun geändert werden – und Meier ist guter Dinge, obwohl schon zwei seiner Vorgänger mit ähnlichen Vorstössen gescheitert waren, zuletzt 2008: «Diesmal haben wir aber den Südbadischen Verband, den Schweizerischen Fußssallverband, den DFB und die Uefa auf unserer Seite. Ich habe zwar von der Fifa noch nichts gehört, aber mein Gefühl sagt mir: Das sollte klappen», sagt Meier.
Punktspiele will der FC Büsingen weiterhin in der Schweiz bestreiten. Die geografische Nähe zu den Nachbarklubs ist grösser und die Spiele gegen benachbarte Gemeinden besitzen oft Derbycharakter, den man nicht missen will in Büsingen. «Unsere Spieler haben auch den grösseren Bezug zu der Schweiz. Sie arbeiten dort und leben auch zum Teil in den Nachbargemeinden», sagt Meier. Trotzdem wolle man künftig stärker mit den deutschen Vereinen in Kontakt treten, etwa durch Jugendturniere.
Der ganze Rummel hat Meier überrascht, seit Dienstag klingelt in Büsingen ununterbrochen das Telefon. Kurios: Erst durch die Reporter habe man erfahren, dass das Anliegen des Klubs auf der Agenda des Fifa-Exekutivkomitees steht, sagt Meier.