Sport
Fussball

Das FIFA-Exekutivkomitee entscheidet über 4.-Liga-Verein FC Büsingen

Regional-Fussball vom Feinsten: Trotzdem wird bei der FIFA über 4.-Liga-Verein FC Büsingen enschieden.
Regional-Fussball vom Feinsten: Trotzdem wird bei der FIFA über 4.-Liga-Verein FC Büsingen enschieden.
bild: fcbuesingen.ch/eva güntert

Als Exklave nur Sklave? So schlimm ist es nicht, trotzdem entscheidet die FIFA über 4.-Liga-Verein FC Büsingen 

Alles ist klein beim FC Büsingen: das Klubhaus (20 Quadratmeter), die Zahl der Fussballer (120), das Budget. Jetzt will der deutsche Verein in der Schweiz endlich in den DFB. Aber nicht, um dort zu spielen.
01.12.2015, 20:0601.12.2015, 20:37
 Benjamin Knaack / Spiegel online
Mehr «Sport»
Ein Artikel von
Spiegel Online

Da ist die Sache mit dem Klubhaus. «Das ist gerade einmal 20 Quadratmeter gross. Wenn unsere Spieler nach dem Training duschen wollen, müssen sie einmal durch das Dorf in eine Turnhalle fahren», sagt Elias Meier. Oder das Problem mit dem Rasen: «Unser Platz ist in einem sehr schlechten Zustand, ein vernünftiges Kurzpassspiel ist hier nicht möglich. Viele Spieler wechseln deshalb zu anderen Klubs der Region oder hören ganz auf.»

Der Fussballplatz des FC Büsigen. Wie soll denn hier vernünftiges Kurzpassspiel trainier werden?
Der Fussballplatz des FC Büsigen. Wie soll denn hier vernünftiges Kurzpassspiel trainier werden?
bild: fcbuesingen.ch/eva güntert

Meier, Präsident des Fussballklubs Büsingen in der gleichnamigen deutschen Exklave in der Schweiz, muss etwas tun, um seine Mitglieder bei Laune zu halten, und dazu braucht er Geld. Also hat er einen Antrag gestellt, über den nun «ganz oben» entschieden wird.

Wenn die Spitzen des Fussball-Weltverbands Fifa am Mittwoch zu ihrer Exekutivkomiteesitzung zusammenkommen, dann wird nicht nur über Skandale, Justizermittlungen, Korruption und gesperrte Präsidenten gesprochen, sondern auch über einen Mini-Verein mit gerade einmal 120 aktiven Fussballern.

An der FIFA-Exekutivkomiteesitzung wird über den FC Büsingen entschieden.
An der FIFA-Exekutivkomiteesitzung wird über den FC Büsingen entschieden.
Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

50'000 Franken aus der Schweiz

Meiers Plan: Sein Klub, der in der vierten Schweizer Liga spielt, soll künftig neben seiner Mitgliedschaft im Schweizerischen Fussballverband auch dem Deutschen Fussball-Bund angehören, genauer: dem Südbadischen Verband. Die Fifa-Statuten lassen das bei «aussergewöhnlichen Umständen» zu. Dadurch hätte der Klub die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, um sich für deutsche Fördergelder zu bewerben. Der Klub plant den Bau eines Kunstrasens und eines neuen Klubhauses, aus der Schweiz gibt es dafür 50'000 Franken, doch eine weitere Finanzspritze aus Deutschland würde sehr helfen.

Büsingen – ein deutsche Exklave in der Nàhe von Schaffhausen.

Büsingen hat es nicht leicht: Als deutsche Exklave ist der Ort vollständig vom Schweizer Hoheitsgebiet umschlossen. Die Einwohner kämpfen deshalb mit Nachteilen, da sich oft weder die Schweiz noch Deutschland für den Ort zuständig fühlt. Auch als die Schweizer Währung massiv an Wert zulegte, bekamen viele Bürger der Exklave, die ihr Gehalt in Euro beziehen, aber in der Schweiz einkaufen, grosse Probleme.

Büsingen-Präsident Elias Meier.
Büsingen-Präsident Elias Meier.

Kein Wunder, dass die Fussballer aus Büsingen ebenfalls klagen: «Wir vom FC erhalten aus beiden Ländern Auflagen, aber wenn es ums Unterstützen geht, fühlte sich in der Vergangenheit keine Seite zuständig, da wir für die Schweizer als Deutsche und die Deutschen als Schweizer galten», sagt Meier.

In der Schweiz erhalten Sportvereine zusätzlich Gelder vom Kanton, in dem sie beheimatet sind. Dies fällt für den FC Büsingen weg. «Wir sind ein deutscher Klub, stehen im deutschen Vereinsregister und zahlen dort auch Steuern», sagt Meier. Da man aber keinem deutschen Fussball-Verband angehöre, habe man derzeit keinen Anspruch auf Zuschüsse.

Gespielt werden soll weiterhin gegen Schweizer Klubs

Das soll nun geändert werden – und Meier ist guter Dinge, obwohl schon zwei seiner Vorgänger mit ähnlichen Vorstössen gescheitert waren, zuletzt 2008: «Diesmal haben wir aber den Südbadischen Verband, den Schweizerischen Fußssallverband, den DFB und die Uefa auf unserer Seite. Ich habe zwar von der Fifa noch nichts gehört, aber mein Gefühl sagt mir: Das sollte klappen», sagt Meier.

Jetzt auf

Punktspiele will der FC Büsingen weiterhin in der Schweiz bestreiten. Die geografische Nähe zu den Nachbarklubs ist grösser und die Spiele gegen benachbarte Gemeinden besitzen oft Derbycharakter, den man nicht missen will in Büsingen. «Unsere Spieler haben auch den grösseren Bezug zu der Schweiz. Sie arbeiten dort und leben auch zum Teil in den Nachbargemeinden», sagt Meier. Trotzdem wolle man künftig stärker mit den deutschen Vereinen in Kontakt treten, etwa durch Jugendturniere.

Der FC Bünsingen steht an der Tabellenspitze in der 4. Liga.
Der FC Bünsingen steht an der Tabellenspitze in der 4. Liga.

Der ganze Rummel hat Meier überrascht, seit Dienstag klingelt in Büsingen ununterbrochen das Telefon. Kurios: Erst durch die Reporter habe man erfahren, dass das Anliegen des Klubs auf der Agenda des Fifa-Exekutivkomitees steht, sagt Meier.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
«Hier kämpfen die Schamlippen» – Nike gerät wegen freizügigen Olympia-Outfits in Shitstorm
Die Sportmarke Nike hat die Outfits für die US-Leichtathletinnen an der Olympia präsentiert. Jetzt hagelt es Kritik.

Nike hat am Wochenende in Paris die Outfits für die Athletinnen und Athleten der diesjährigen Olympischen Spielen vorgestellt. Besonders auffallend sind dabei die Kleider, die vom Sportriesen für die US-Leichtathletinnen gewählt wurden. Diese lösten auf Social Media einen regelrechten Shitstorm aus.

Zur Story