Es war der Moment, auf den Lionel Messi, Argentinien und Fussballfans auf der ganzen Welt nach dem Abpfiff lange warten mussten: die Übergabe des WM-Pokals.
Bis es so weit war, dauerte es ziemlich lange. Denn noch bevor das argentinische Team mit dem Pokal feiern konnte, gab es zunächst die individuellen Turnierauszeichnungen samt Einzel- und Gruppenfoto.
Und selbst als Messi dann vor dem Pokal stand, dauerte es eine gewisse Zeit. Denn zunächst wurde dem 35-Jährigen vom Emir von Katar ein durchsichtiges Gewand mit einer goldenen Naht umgehangen. Anschliessend zeigte FIFA-Präsident Gianni Infantino noch, wo die Kameras stehen. Das sorgte für verwirrte und teils wütende Fan-Reaktionen auf die FIFA und den Gastgeber.
«Wie man eines der ikonischsten Fussballfotos aller Zeiten zerstören kann», schrieb ein britischer Sportjournalist bei Twitter.
How to ruin one of the most historic football photos of all time.
— Charles Watts (@charles_watts) December 18, 2022
Andere sahen in diesem Moment den besten Beweis dafür, wie kaputt der Fussball sei. Doch dabei hat das besondere Gewand, das «Bischt» genannt wird, im arabischen Raum eine spezielle Bedeutung.
Magenta-TV-Expertin Tabea Kemme zeigte sich nach der Aktion irritiert. Ihr war die Szene «total unangenehm» und sie sah Messi im Moment der Übergabe instrumentalisiert.
Moderator Johannes B. Kerner witzelte, dass bei der kommenden Europameisterschaft 2024 in Deutschland der Kapitän der Siegermannschaft eine Lederhose anziehen müsse und eine Kuckucksuhr umgehängt bekomme.
Gleichzeitig ordnete er auch ein: «Ich möchte das nicht gleichsetzen mit den Kleidungsstücken der arabischen Kultur und der Religion dort. Aber ungewöhnlich war es schon.»
The moment he's dreamed about 🏆 pic.twitter.com/xGq3thFQvI
— FIFA World Cup (@FIFAWorldCup) December 18, 2022
Michael Ballack lobte zunächst Messis Anstand, dass er das Gewand anbehielt. Gleichzeitig sagte er: «Was bleibt, ist dein Team. Du repräsentierst das Trikot und das sollte sichtbar sein.»
Im Dialog innerhalb der Expertenrunde verdeutlichte Kerner, dass er die Bedeutung des Gewands nicht kenne, und mutmasste, dass es die grösste Ehre im arabischen Raum sein könnte.
Today I feel Briger Fasnacht #Gätsch pic.twitter.com/7EpFPIBxll
— David Biner (@david_biner) December 18, 2022
«Aber dann nach dem Spiel. Nicht bei dieser Zelebration, im grössten Moment», hielt Kemme dagegen. Und auch Ballack forderte, in diesem Moment den Sport, die Sportler und die Mannschaft in den Mittelpunkt zu stellen.
Der Bischt, den Messi vom Emir von Katar umgehangen bekam, ist ein edles Übergewand, das im arabischen Raum nur zu ganz speziellen Anlässen getragen wird. In Katar wird der Bischt vor allem am Nationalfeiertag getragen und ist meistens braun oder schwarz und hat goldene Bordüren.
Eine Twitter-Userin regte sich daher über die zahlreichen Kommentare auf. «Das ist eine Ehre in der arabischen Kultur, aber dass ihr unserer Kultur gegenüber ignorant seid, wissen wir ja schon seit einiger Zeit. Messi wird sich darüber gefreut haben.»
Es war der falsche Moment. Gebt dem Mann seinen Pokal und lass ihn ziehen. Sein Moment!
Und die Fleischkappe soll sich nicht so inszenieren. Grrr