Nur 19 Spieler standen am Samstag im Bayern-Kader beim Auswärtsspiel in Wolfsburg. Den 20. Platz hätte Niklas Süle haben können – wollte ihn aber offenbar nicht. Diese bemerkenswerte Entscheidung verriet Trainer Julian Nagelsmann bemerkenswert gleichgültig nach dem 2:2-Remis am letzten Spieltag.
«Wir hatten eigentlich geplant, den Kader komplett voll zu machen und nur Spieler mitzunehmen, die auch nächstes Jahr noch da sind», erklärte der Bayern-Trainer auf der Pressekonferenz. Dann aber habe sich Marcel Sabitzer im Abschlusstraining mit muskulären Problemen abgemeldet und so Süle wieder ins Spiel gebracht.
Der Innenverteidiger, dessen Wechsel zu Borussia Dortmund bereits seit einigen Wochen feststeht, habe sich beim Abschlusstraining «von seiner Gefühlslage nicht mehr so» bereit gesehen, eingesetzt zu werden, erklärte Nagelsmann. «Wir haben ihn gefragt, ob er noch mitwill, da hat er ‹eher nicht› gesagt. Und deswegen haben wir ihn dann zu Hause gelassen.»
Süles Null-Bock-Einstellung kam nicht überall gut an, vor allem nicht bei Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeness: «Das spricht nicht für den Spieler», polterte der Ex-Boss auf der sonntäglichen Meisterfeier. «Wenn er von Wertschätzung spricht, dann hat er dem Verein diese Wertschätzung nicht entgegengebracht. Ich fand diese Aktion katastrophal.» Und Hoeness legte direkt noch nach: «Die Mär, dass er in Dortmund weniger verdient als in München, könnt ihr alle vergessen.»
"Wie finden Sie es, dass der Spieler nicht mehr mit wollte zum letzten Spiel nach Wolfsburg und das noch durchgewunken wurde?"
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Uli Hoeneß antwortet und schießt gegen Niklas Süle! 😳💥 pic.twitter.com/qwV1oHMf1E
Am Samstagabend beim privaten Meisterfest im Paulaner Biergarten und am Sonntag bei der offiziellen Party auf dem Marienplatz war Süle dann wieder mit dabei. Der zukünftige Dortmunder verzichtete allerdings darauf, sich zu oft in den Vordergrund zu stellen.
Geht er oder geht er nicht? Es ist die Frage, die bei den Bayern derzeit alles andere in den Schatten stellt. Gemeint ist natürlich Robert Lewandowski, dessen Vertrag im Sommer 2023 ausläuft und der sich offenbar noch einmal eine neue Herausforderung für seine Karriere wünscht. Öffentlichkeit kokettiert er mit einem Abgang zum FC Barcelona, ein Angebot seines aktuellen Arbeitgebers über 2023 hat der 33-jährige Pole abgelehnt.
Dennoch wollen die Bayern Lewandowski unter keinen Umständen vorzeitig gehen lassen: «Diesen Vertrag wird er erfüllen – basta», sagte Bayern-Chef Oliver Kahn während der Meisterfeier auf dem Marienplatz zum Bayerischen Fernsehen. Der ehemalige Keeper gab sich zudem demonstrativ gelassen: «Das ganze Theater, dieser ganze Alarmismus, das kennen wir aus der Vergangenheit. Das bereitet uns kein Kopfzerbrechen.»
Doch ein Lewandowski-Abgang wäre für die Bayern verheerend. Nicht nur sportlich, sondern auch symbolisch. Schon nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Villarreal gab es Experten, die erkannt haben wollten, dass die Bayern international langsam den Anschluss zu verlieren drohen. Ohne Lewandowski, der kaum gleichwertig ersetzt werden könnte, würde die Kluft zu den absoluten, europäischen Topklubs dann nochmals anwachsen.
Fan-Sprechchöre: „Lewa bleib!“ Reaktion von Herbert Hainer ziemlich kühl… @SPORT1 @FCBayern @lewy_official pic.twitter.com/i5l6shzKOK
— Jochen Stutzky (@JochenStutzky) May 15, 2022
Lewandowski selbst bereitete sich nach dem Wolfsburg-Spiel jedenfalls schon mal auf seinen möglichen Abgang vor. Anders ist es kaum zu erklären, dass er nach dem Schlusspfiff ganz alleine zur Tribüne mit den Bayern-Fans lief und sich dort mit feuchten Augen und der Torjägerkanone in der Hand minutenlang feiern liess.
«Gut möglich, dass es mein letztes Spiel für den FC Bayern war. Ich kann es nicht hundertprozentig sagen, aber es könnte sein», machte Lewandowski später keinen Hehl aus seinen Gedankengängen. «Wenn ein Angebot kommt, dann müssen wir darüber nachdenken – auch für den Verein. Beide Seiten müssen an die Zukunft denken.» Klingt eher nach Abschied, auch wenn die Bayern das natürlich anders sehen.
Als wäre das Theater um Robert Lewandowski nicht schon belastend genug für den FC Bayern, hat sich rund um die Vertragsverlängerung von Serge Gnabry eine weitere Baustelle aufgetan. Der Vertrag des offensiven Mittelfeldspielers läuft zwar ebenfalls erst 2023 aus, dennoch würden die Bayern und auch Gnabry selbst jetzt schon vorzeitig verlängern. Doch bei den Konditionen – sprich dem Gehalt – haben sich die beiden Parteien bislang nicht gefunden.
Dem Vernehmen nach möchte Gnabry in eine ähnliche Gehaltsstufe vorstossen wie Leroy Sané oder Kingsley Coman, mit denen er auf den Flügelpositionen konkurriert. Die Bayern bieten aber «nur» zwischen 17 und 19 Millionen Euro, worüber der deutsche Nationalspieler mit 14 Saisontoren «enttäuscht» sei. «Bei Serge gibt es noch ein paar Meinungsverschiedenheiten», musste auch Bayern-Präsident Herbert Hainer im «Sport1 Doppelpass» am Sonntag zugeben. «Aber die können wir hoffentlich ausräumen.»
Gibt es in Sachen Gehalt keine Übereinkunft, könnte es noch in diesem Sommer zur Trennung kommen. Gemäss dem «Kicker» wollen die Bayern mit Gnabry nur in die neue Saison gehen, wenn es zu einer Vertragsverlängerung kommt. Ansonsten würde man einen Verkauf forcieren. Als möglicher Abnehmer wird bereits Gnabrys Ex-Verein Arsenal gehandelt.
Ich denke, die fehlende Wertschätzung beruht da auf Gegenseitigkeit.
Aber es ist deutlich unterhaltsamer wenn Abteilung "Attacke" wieder mitmischt ;)
Die angegebene Zahl (17-19 Mio) wäre also eher das, was Gnabry gern verdienen würde, als das was er ablehnte.
Übrigens sind 15-20 Mio auch im perversen Fussballgeschäft sehr viel Geld. Bei Arsenal verdient das derzeit nach meinen Informationen niemand (mehr - seit Auba weg ist).
Derzeit ist bei Arsenal Lacazette Topverdiener, mit Rund 200K Euro pro Woche - macht etwas mehr als 10 Mio. Dieser Vertrag wird aus Gründen nicht mehr verlängert.