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Haaland-Transfer zu ManCity – die wichtigsten Fragen und Antworten

Erling Haaland im ManCity-T-Shirt: Das Supertalent wechselt im Sommer auf die Insel.
Erling Haaland im ManCity-T-Shirt: Das Supertalent wechselt im Sommer auf die Insel.bild: twitter

Haaland-Transfer zu ManCity – das sind die wichtigsten Fragen und Antworten

Erling Haaland wechselt im Sommer aller Voraussicht nach von Borussia Dortmund zu Manchester City. In erster Linie geht es zunächst um ganz schön viel Geld, später aber auch darum, ob der 21-jährige Norweger überhaupt zu seinem neuen Arbeitgeber passt.
12.05.2022, 09:26
Philipp Reich
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Ist der Haaland-Wechsel zu ManCity schon perfekt?

Nein, der Transfer von Erling Haaland von Borussia Dortmund zu Manchester City ist erst so gut wie perfekt. Die «Citizens» erklärten gestern via Twitter zwar, dass sie sich mit dem BVB grundsätzlich auf einen Transfer des 21-jährigen Norwegers geeinigt haben, doch noch sind letzte Details zu klären.

Fest steht: Der Stürmerstar wechselt für die festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 75 Millionen Euro auf die Insel. Dort soll er bei den «Skyblues» einen Fünfjahresvertrag unterschreiben, sein aktueller Kontrakt in Dortmund wäre noch bis 2024 gültig gewesen.

Erst müssten dazu allerdings noch vertragliche Details mit dem Spieler geklärt werden, teilte der Premier-League-Klub mit. Das ist aber nur noch Formsache: Es wird erwartet, dass Haaland in den nächsten Tagen seine Unterschrift unter den Vertrag setzen wird.

Wie viel kassiert der BVB nun genau für Haaland?

Darüber gibt es nur Spekulationen. Während am Verhandlungstisch die letzten Details geklärt werden, herrscht über die genaue Ablösesumme grosse Verwirrung. Im Netz kursieren dazu trotz festgeschriebenem Betrag von 75 Millionen Euro die unterschiedlichsten Angaben. Die «Marca», die mit den «Citizens» in Kontakt getreten ist, will wissen, dass sich die festgeschriebene Ablösesumme nur auf 60 Millionen Euro belaufe. Dies berichtet auch Transfer-Experte Fabrizio Romano.

Der BVB setzte seine Aktionäre gemäss den Statuten eines börsennotierten Vereins gestern in Form einer Ad-Hoc-Mitteilung über den Haaland-Wechsel in Kenntnis und schrieb dabei, dass man für das Geschäftsjahr 2022/2023 «einen positiven Effekt auf die Ergebniskennzahlen in einer Grössenordnung von rund 35 bis 40 Millionen Euro» erwarte.

Der Grund: Gemäss «Sport1» steht Haaland noch mit 20 Millionen Euro Restbuchwert in den Büchern des BVB. Der damalige Transfer von Salzburg wird über vier Jahre abgestottert. Ausserdem gehen rund zehn Millionen Euro an die Erben des mittlerweile verstorbenen Beraters Mino Raiola, hinzu kommen Steuern sowie eine prozentuale Weiterverkaufsbeteiligung an Haalands Ex-Klubs Salzburg, Molde FK und Bryne FK.

epa07944177 (L-R) Salzburg's Takumi Minamino, Salzburg's Erling Haaland and Salzburg's Patson Daka react during the UEFA Champions League group E soccer match between FC Salzburg and SS ...
Auch Salzburg verdient beim Haaland-Transfer mit.Bild: EPA

Wie viel verdient Haaland bei ManCity?

Auch dazu variieren die Angaben: Der englische «Mirror» schreibt von einem Wochengehalt von 400'000 Pfund (rund 470'000 Euro), das entspräche einem Jahressalär von 24,4 Millionen Euro. Die «Marca» beziffert Haalands Jahresverdienst auf 40 Millionen Euro und «Sky» spricht von einem Bruttolohn von 30 Millionen Euro. Fabrizio Romano schreibt auf Twitter, dass der Norweger mit einem Jahresgehalt von 22,8 Millionen Euro etwa auf der gleichen Stufe landen werde wie City-Topverdiener Kevin De Bruyne.

Fakt ist: Manchester City muss trotz der relativ tiefen Ablösesumme tief in die Tasche greifen. Handgelder und Boni kommen nämlich hinzu: 30 Millionen Euro soll Haalands Vater Alf-Inge, der einst selbst für ManCity spielte, kassieren. Gar 50 Millionen Euro gehen zudem an die Agentur von Mino Raiola. Ingesamt dürfte der Haaland-Transfer die «Citizens» also rund 300 Millionen Euro kosten.

Passt Haaland überhaupt ins System von Guardiola?

Pep Guardiola wird nachgesagt, dass er mit klassischen Stürmern nicht viel anfangen könne. In Barcelona legte er sich mit Samuel Eto’o und Zlatan Ibrahimovic an, bei den Bayern soll der Katalane der Hauptgrund für die Abgänge von Mario Gomez und Mario Mandzukic gewesen sein.

In Manchester gab Guardiola seit 2016 über eine Milliarde Euro für neue Spieler aus. Der letzte neue Mittelstürmer war Gabriel Jesus, der 2016 für 32 Millionen Euro von Palmeiras São Paulo auf die Insel kam. Im aktuellen Kader stehen mit Jesus und Nachwuchshoffnung Liam Delap nur zwei gelernte Angreifer.

Dortmund's Erling Haaland reacts during a charity soccer match between Bundesliga team Borussia Dortmund and Dynamo Kyiv of Ukraine in the Signal Iduna Park in Dortmund, Germany, Tuesday, April 2 ...
Erling Haaland und Pep Guardiola werden sich erst aneinander gewöhnen müssen.Bild: keystone

Doch zuletzt knickte auch Guardiola ein. Im letzten Sommer versuchten die «Citizens» verzweifelt, Harry Kane von Tottenham nach Manchester zu locken. Und erst im März sagte der City-Coach: «Der Klub braucht definitiv einen Stürmer. Ich stimme nicht zu, wenn man sagt, dass wir ohne Stürmer fantastisch spielen, weil wir gewinnen.»

Nun kommt also Haaland. Der physisch starke Stossstürmer mit leichten Schwächen im Passspiel und bei der Ballbehandlung passt auf den ersten Blick so gar nichts ins System Guardiola. ManCity erdrückt seine Gegner meist mit einem enorm aggressiven Gegenpressing, ständigen Positionswechseln und dem für Guardiola typischen Kurzpassspiel. Der Mittelstürmer musste bislang weite Wege gehen, um als Anspielstation zu dienen und Räume für die nach vorne drängenden offensiven Mittelfeldspieler zu öffnen.

Auf den zweiten Blick könnte Haaland aber genau das letzte Puzzle-Stück sein, das City zuletzt gefehlt hat. Ein wuchtiger Stürmer, der sich durchsetzen, Bälle im Sturmzentrum halten und Zuspiele im Strafraum eiskalt verwerten kann. Das Ziel von Guardiola wird es sein, Haaland zu einem neuen, um einen Kopf grösseren Sergio Agüero zu machen. Der mittlerweile zurückgetretene Argentinier war zehn Jahre lange der Zielspieler in der Sturmspitze der «Citizens», 2021 verliess er den Klub als Rekordtorschütze.

Die mögliche Startelf von ManCity in der nächsten Saison.
Die mögliche Startelf von ManCity in der nächsten Saison.bild: transfermarkt

Was sagt Guardiola zum Haaland-Transfer?

Wir nehmen es schon vorneweg: Wenig bis nichts. Offenbar darf Guardiola nichts zum Haaland-Transfer sagen, bis dieser endgültig in trockenen Tüchern ist. Kurz vor der Twitter-Verkündung durch ManCity erklärte es der 51-jährige Katalane so:

«Jeder kennt jetzt die Situation, aber ich sollte dazu nichts sagen. Denn ich mag es nicht, über die Zukunft und die nächste Saison zu sprechen. Gleichzeitig sollte ich etwas sagen, aber Borussia Dortmund und ManCity haben mich angewiesen, dass ich nichts dazu sagen darf, bis der Deal wirklich durch ist. Ich kann also nichts sagen, es tut mir leid. Wir werden aber die Zeit finden, um darüber zu sprechen.»

Als ein Journalist bei Guardiola nachfragt, wie viel Mitspracherecht er als Trainer habe, wenn der Verein einen neuen Spieler verpflichtet, holte Pep kurz tief Luft, um die Anwesenden im Saal dann doch zu enttäuschen:

«Ich würde wirklich gerne etwas sagen, ehrlich. Aber ich kann nicht. Sie haben zu mir gesagt, dass ich nichts sagen soll, bis die rechtlichen Dinge geklärt sind. Wir werden Zeit haben, um darüber zu sprechen. Es ist nicht, weil ich nicht will, sondern weil ich nicht darf.»
Guardiola darf noch nichts sagen.Video: YouTube/SPOX

Was sagt die Konkurrenz zum Haaland-Transfer?

Der Haaland-Transfer tangiert natürlich auch ManCitys derzeit härtesten Konkurrenten FC Liverpool. Jürgen Klopp hat seinen Vertrag bei den «Reds» erst gerade bis 2026 verlängert, «in dem Wissen, dass City nicht aufhören wird, sich zu entwickeln». So ist es nun gekommen. Kurz vor der Verkündung des Haaland-Transfers erklärte der «Reds»-Coach:

«Wenn Erling Haaland dorthin geht, wird es sie nicht schwächen, definitiv nicht. Ich denke, es ist genug über diesen Transfer gesprochen worden. Ich weiss, dass da draussen viel über Geld gesprochen wird, aber dieser Transfer wird neue Massstäbe setzen, lassen Sie es mich so sagen.»

Nach dem 2:1-Sieg bei Aston Villa gestern Abend legte Klopp dann noch nach:

«Erling ist eine echte Bestie. Leider eine wirklich gute Verpflichtung. Er ist ein guter Spieler, aber City war und wird nie eine Mannschaft sein, die Spiele wegen eines Spielers gewinnt.»

Am Tag vor dem heutigen Spiel gegen den Abstiegskandidaten Leeds United wurde Chelsea-Trainer Thomas Tuchel gefragt, was er Haaland nach dessen Wechsel in die Premier League raten würden. Mit einem müden Lächeln im Gesicht antwortete der «Blues»-Coach:

«Ich kann Erling Haaland keinen Rat geben. Erstens ist der Deal, so glaube ich, noch nicht ganz durch. Und zweitens: Wenn er nicht für uns spielt, werde ich ihm keinen Rat geben.»

Wer wird der Haaland-Ersatz beim BVB?

Karim Adeyemi. Sicher kein Zufall, dass Borussia Dortmund kurz nach Bekanntwerden des Haaland-Abgangs schon dessen Nachfolger präsentierte. Das 20-jährige Sturmtalent erhält beim BVB einen Vertrag bis 2027, der keine Ausstiegsklausel beinhaltet und ihm ein Jahresgehalt von 6 Millionen Euro einbringen soll.

Wie schon Haaland kommt auch Adeyemi von Red Bull Salzburg. Gemäss «Sky» beträgt die Ablösesumme rund 30 Millionen Euro, womit sich der dreifache deutsche Nationalspieler im BVB-Ranking der teuersten Zugänge auf einem Niveau mit Mats Hummels, Donyell Malen und André Schürrle bewegt. Nur Ousmane Dembélé war 2017 bei seinem Transfer von Lille mit 35 Millionen Euro noch teurer als Adeyemi.

Anders als Haaland ist Adeyemi, der in der Junioren-Abteilung von Bayern München einst aussortiert wurde, aber kein Brecher im Sturmzentrum. Mit einer Körpergrösse von nur 1,80 Meter ist er ein ganz anderer Spielertyp: Schnell, kräftig, treffsicher – der Mittelstürmer gilt als perfekte «Ein-Mann-Konter-Maschine», die stets den Weg zum Tor sucht, aber dennoch auch als Vorbereiter glänzen kann.

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Das sind die 50 teuersten Fussball-Transfers der Welt
Platz 50: Kaká (BRA), offensives Mittelfeld. Wechselte im Juli 2009 für 67 Millionen Euro von der AC Milan zu Real Madrid.
Quelle: transfermarkt.ch (Stand 12.6.2023)
quelle: ap / philippos christou
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Video: watson
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tomy Montana
11.05.2022 13:55registriert Juni 2021
Ich lese nur: Kohle, Zaster, Mücken, Piepen, Peseten, Scheine, Asche, Moneten, Kröten, Piepen, Moos... oder kurz gesagt, der Tod des Fussballs...
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DerLauch
11.05.2022 13:51registriert Januar 2019
Es darf durchaus bezweifelt werden ob dieses Projekt gut kommt.
Klar ist, dass Pep den Haaland noch einmal weiterentwickelt was das Passspiel und die Ballbehandlung anbelangt.
Aber ob er ins System passt ist die andere Frage.
Hauptsache wir haben jetzt ein bisschen Ruhe von diesem Haaland-Theater.
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