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Lewandowski zu Barça? Was für den Transferhammer spricht und was dagegen

Zieht es Robert Lewandowski von Bayern München zum FC Barcelona?
Zieht es Robert Lewandowski von Bayern München zum FC Barcelona?Bild: imago

Lewandowski zu Barça? Was für den Transferhammer spricht und was dagegen

12.04.2022, 10:5512.04.2022, 12:20
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Sie wird eine der grossen Transferfragen des Sommers. Verlässt Stürmerstar Robert Lewandowski den FC Bayern München und schliesst sich einem anderen Topklub an? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zu den aktuellen Gerüchten um Weltfussballer Robert Lewandowski, der zum FC Barcelona wechseln soll.

Woher kommen die neusten Gerüchte?

Hauptsächlich aus Polen. Wie mehrere Medien aus dem Heimatland von Lewandowski berichten, habe sich dieser mit dem FC Barcelona über einen Wechsel geeinigt. Bereits am Sonntag berichtete der öffentlich-rechtliche TV-Sender «TVP Sport», dass alle Vertragsbedingungen vereinbart seien.

«Interia Sport» schreibt, dass Lewandowski einen millionenschweren Dreijahresvertrag auf dem Tisch liegen habe. Zudem habe der Pole angeblich auch mit PSG, Manchester City und Liverpool gesprochen.

Was ist tatsächlich dran?

Ein Wechsel von Lewandowski scheint wahrscheinlicher als noch in den vergangenen Jahren, als es ebenfalls immer wieder Gerüchte gab. Dennoch ist noch lange nichts entscheiden. Wie «Sport1»-Reporter Kerry Hau berichtet, seien zumindest die Bayern noch nicht über «Lewas» Entscheidung informiert worden.

Die Bayern werden sich von den Gerüchten sowieso nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn liess bereits vor einem Monat verlauten: «Was die Gespräche angeht, bin ich sehr entspannt. Wir lassen uns dabei nicht von aussen unter Druck setzen.»

Kann Oliver Kahn seinen Superstürmer von einem Verbleib überzeugen?
Kann Oliver Kahn seinen Superstürmer von einem Verbleib überzeugen?bild: imago

Wie sieht die Vertragssituation aus?

Robert Lewandowski hat in München noch einen Vertrag bis 2023. In einem Jahr wäre er also ablösefrei. Will ihn ein Klub bereits in diesem Sommer verpflichten, wird eine Ablöse fällig. Sein Marktwert beträgt im Moment rund 50 Millionen Euro.

Ein Szenario, welches für die Bayern wohl das kleinere Übel wäre, als den Stürmer in einem Jahr ohne Entschädigung zu verlieren. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Bayern einen geeigneten Nachfolger finden, dazu aber später mehr.

Warum möchte Lewandowski die Bayern verlassen?

Wie «Sport1» berichtet, gibt es verschiedene Gründe, weshalb der Pole die Bayern verlassen könnte.

  • Alles erreicht: Lewandowksi hat mit den Bayern alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Sowohl auf Klub- als auch auf individueller Ebene.
  • Unzufriedenheit: Der Pole sei in der Bayern-Kabine nicht sonderlich beliebt, gilt als «eigenbrötlerisch» und «nicht sonderlich kommunikativ». Dazu habe er jüngst eine negative Körpersprache, die er auch öfters zur Schau stelle.
  • Nagelsmann-Taktik: Lewandowski habe schon öfters Kritik an Trainer Julian Nagelsmann geäussert, weil dieser zu offensiv spielen lasse. Bereits im November äusserste sich «Lewa» negativ zur Bayern-Taktik: «Bei Bayern war es für mich in letzter Zeit nicht einfach, Situationen für ein Tor oder einen Platz auf dem Feld zu finden. Wenn man mit sechs Offensivspielern spielt und die Gegner sehr defensiv sind, ist das für einen Stürmer nicht leicht»
  • Der Karriereplan: Lewandowski habe angeblich schon vor Jahren einen Karriereplan aufgestellt. Dieser sieht vor von Deutschland nach Spanien und später in die USA zu wechseln.
  • Das Alter: Lewandowski wird im August 34 Jahre alt. Wenn er noch einen ganz grossen Vertrag in einem anderen Land unterschreiben will, muss er das jetzt tun.
  • Enttäuschung: Lewandowski sei enttäuscht darüber, dass die Bayern die bevorstehenden Gespräche über eine Vertragsverlängerung hinausgezögert hätten.
  • Pini Zahavi: Der Berater von Robert Lewandowski heisst Pini Zahavi. Der Name dürfte jedem Bayern-Fan die Nackenhaare aufstellen – er war es, der die mühseligen Verhandlungen vor David Alabas Wechsel zu Real Madrid führte. Uli Hoeness bezeichnete den Israeli unter anderem als «geldgierigen Piranha».

Wie gut ist Lewandowski überhaupt noch?

Zwar wird der Pole im August 34 Jahre alt, dennoch ist der Weltfussballer von 2020 und 2021 wohl noch immer der beste Stürmer der Welt. Letzte Saison stelle er mit 41 Bundesliga-Toren einen neuen Allzeitrekord auf – in dieser Saison liegt er nach 29 Ligaspielen bei 32 Toren und wettbewerbsübergreifend bei 46 Toren in 40 Partien.

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Wie so oft in den Bundesliga-Stadien: Robert Lewandowski freut sich über einen Treffer.Bild: keystone

Zudem gilt Lewandowski was seinen Körper betrifft als absoluter Perfektionist. So hat er zum Beispiel die Essgewohnheit entwickelt, zuerst das Dessert, dann die Vorspeise und zum Schluss den Hauptgang zu verspeisen. Auch beim Schlaf überlässt «Lewa» nichts dem Zufall: Für optimale Schlafqualität trägt er eine Schlafmaske, die blaues Licht filtern soll und die Raumtemperatur beträgt höchstens 21 Grad.

Man darf erwarten, dass Lewandwoski, trotz seines etwas fortgeschrittenen Fussballer-Alters, auch in den nächsten paar Jahren die Tormaschine bleibt, die er bisher war.

Kann sich Barcelona den Goalgetter leisten?

Barcelona soll Lewandowski Gerüchten zufolge einen Dreijahresvertrag ab der Saison 2022/23 bieten. Er soll dabei jährlich bis zu 24 Millionen Euro brutto verdienen.

Aber war da nicht was mit den Finanzen beim FC Barcelona? Genau, noch im vergangenen Sommer gestand Klubpräsident Joan Laporta ein: «Die Schulden belaufen sich ab dem 30. Juni auf 1.35 Milliarden Euro.» Um das Problem in die entferntere Zukunft zu schieben, holte sich der FC Barcelona vergangenen August einen Kredit über 595 Millionen Euro von der Investmentbank Goldman Sachs.

Die unmittelbarsten finanziellen Probleme von Barça sind jedoch nicht die massiven Schulden, sondern die Regelung der spanischen Liga, dass ein Klub maximal 70 Prozent seiner Einnahmen für den Kader ausgeben darf – deshalb musste Lionel Messi vergangenen Sommer der Klub verlassen.

Wenn Barcelona nun auch noch das hohe Gehalt von Robert Lewandowski stemmen möchte, müsste an anderer Stelle gespart werden. Zum Beispiel bei Ousmane Dembélé, der aktuell rund 12 Millionen Euro verdienen soll und dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Der Haken: Barça-Trainer Xavi sagte schon mehrfach, dass er sich wünscht, dass der Vertrag des Franzosen, der eine deutliche Gehaltserhöhung erwartet, verlängert wird. «Ich habe schon häufiger gesagt, dass der Verein an der Vertragsverlängerung arbeitet. Dembélé ist sehr wichtig für uns in unserem Spielsystem. Ich hoffe, dass er bei uns bleibt», betonte Xavi.

Barcelona's Ousmane Dembele vies for the ball with Levante's Ruben Vezo and Pepelu, right, during a Spanish La Liga soccer match between Levante and Barcelona at the Ciutat de Valencia stadi ...
Ousmane Dembélé blüht unter Xavi wieder auf.Bild: keystone

Immerhin zwei andere Grossverdiener kann Barcelona nächste Saison wahrscheinlich von der Gehaltsliste streichen. Antoine Griezmann dürfte nach seiner Leihe definitiv von Atlético Madrid übernommen werden (die Rede ist von einer Kaufpflicht) und auch bei Philippe Coutinho darf man in Barcelona hoffen, dass er nach der Leihe von Aston Villa fix übernommen wird (die Kaufoption soll bei 40 Millionen Euro liegen).

Hat Bayern bereits einen Nachfolger im Visier?

Als sicher gilt, dass die Bayern ihren Toptorjäger nicht ziehen lassen, ohne einen geeigneten Ersatz bereit zu haben. Es sind schon einige Gerüchte um Spieler im Umlauf, welche als mögliche Lewandowski-Nachfolger fungieren könnten.

  • Sasa Kalajdzic (24), VFB Stuttgart
    2021/22: 10 Spiele, 4 Tore
    Der österreichische Stürmer mit Vertrag bis 2023 dürfte den VfB Stuttgart in diesem Sommer verlassen. Noch im vergangenen Sommer sagte Stuttgart-Sportchef Sven Mislintat: «30 Millionen würden nicht reichen.»
  • Darwin Nunez (22), Benfica
    2021/22: 24 Spiele, 24 Tore

    Er ist eine der grossen Entdeckungen der Saison und trifft in Portugal fast nach Belieben. Auch in der Champions League hat er schon fünf Tore erzielt, darunter zwei gegen Barcelona und eines im Viertelfinal-Hinspiel gegen Liverpool.
  • Jonathan David (22), Lille
    2021/22: 31 Spiele, 13 Tore

    Holen sich die Bayern neben Alphonso Davies noch den zweiten kanadischen Ausnahmefussballer? Er hat in Lille noch einen Vertrag bis 2025 – die geforderte Ablöse dürfte dementsprechend hoch sein.
  • Romelu Lukaku (28), Chelsea
    2021/22: 20 Spiele, 5 Tore

    Bei Chelsea spielt Romelu Lukaku, der im Sommer für 113 Millionen Euro von Inter Mailand kam, nach einem missglückten Interview kaum noch. Ist das die Chance für die Bayern, den Sturmtank zu verpflichten?
  • Lautaro Martinez (24), Inter Mailand
    2021/22: 28 Spiele, 14 Tore

    Der Vertrag in Mailand läuft noch bis 2026. Falls Inter auf das Geld angewiesen ist, könnte bei einem entsprechenden Angebot dennoch etwas gehen. Die Qualitäten von Martinez sind unbestritten.
  • Timo Werner (26), Chelsea
    2021/22: 16 Spiele, 3 Tore

    Timo Werner war schon auf der Bayern-Einkaufsliste, bevor er 2020 von Leipzig nach Chelsea wechselte. Ob er sich als Lewandowski-Nachfolger eignet, ist allerdings fraglich, denn Werner gilt im kompletten Gegensatz zum Polen als Chancentod.
  • Sébastien Haller (27), Ajax Amsterdam
    2021/22: 26 Spiele, 20 Tore

    Was für Haller spricht: Er hat in dieser Saison in (seinen ersten) acht Champions-League-Spielen elf Tore erzielt. Die Bundesliga kennt er aus seiner Zeit bei Frankfurt (2017-2019, 60 Spiele, 24 Tore). Was gegen Haller spricht: In der Premier League konnte er sich bei West Ham (54 Spiele, 14 Tore) nicht durchsetzen. Ist das genug für einen Lewandowski-Ersatz?
  • Karim Adeyemi (20), RB Salzburg
    2021/22: 24 Spiele, 16 Tore

    Er spielte schon als Jugendlicher bei den Bayern. Den Durchbruch schaffte er nun aber bei RB Salzburg. Er gilt schon länger als heisser Kandidat bei den Bayern, mit 20 Jahren kann er die Last des Lewandowski-Nachfolgers aber wohl kaum alleine tragen. Ausserdem ist auch der BVB an ihm dran.
  • Paulo Dybala (28), Juventus Turin
    2021/22: 23 Spiele, 8 Tore

    Er wird Juventus Turin in diesem Sommer verlassen, das ist bereits offiziell. Die Frage ist, wie gut er bei den Bayern reinpassen würde, da er eher als hängende Spitze agiert.

Wie geht es weiter?

Die Vertragsgespräche mit den Bayern stehen in den nächsten Wochen an. Danach dürfte die definitive Entscheidung fallen, ob und wann Lewandowski die Bayern verlässt oder ob er seinen Vertrag gar nochmals verlängert.

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