Die Fans von St.Gallen werden sich daran gewöhnen müssen. Nach sechs Jahren hat Peter Zeidler, der noch einen Vertrag bis 2027 mit dem Ostschweizer Klub hat, einen Vertrag für zwei Saisons in Bochum unterschrieben. Der ehemalige Trainer von Sochaux und dem FC Sion wird somit zum allerersten Mal Cheftrainer in der Bundesliga, nachdem er zuvor als Assistent in Hoffenheim tätig war.
Nun macht sich der FC St.Gallen daran, einen Nachfolger für Zeidler zu finden, ohne dabei jedoch überstürzt zu handeln. Der Verein weiss, was er braucht. Er sucht ein Profil, das jenem des Deutschen ähnelt. Jemand, der in der Lage ist, einen attraktiven und offensiven Fussball anzubieten. Eine Person, die in der Lage ist, die Spieler weiterzuentwickeln und auch bereit ist, den jungen Spielern Vertrauen zu schenken.
Es ist derzeit schwierig, vorherzusagen, wer der künftige Trainer der Ostschweizer wird. Eine Möglichkeit wäre jedoch, den idealen Kandidaten unter denjenigen suchen, die den Sportdirektor Roger Stilz umgeben oder mit ihm zusammengearbeitet haben.
Unter anderem gibt es da Ex-Basel-Trainer Timo Schultz, den Stilz aus seiner Zeit beim FC St.Pauli kennt, und Marc Schneider, der Trainer bei Waasland-Beveren war, als der heutige FCSG-Sportchef ebenfalls bei den Belgiern tätig war. Ausserdem gilt auch der frühere YB-Trainer Raphael Wicky als Kandidat. Zudem könnte Stilz auch auf einen Trainer aus der Red-Bull-Schule, aus der schon Zeidler kam, zurückgreifen. Dazu würden unter anderem Gerhard Struber, der in Salzburg im April entlassen wurde, oder Thomas Letsch, den in Bochum fast zeitgleich dasselbe Schicksal ereilte.
Aber es gibt auch eine Kandidatin: Marisa Wunderlin, die seit dem 1. Juli 2021 die Frauen des FC St.Gallen trainiert. Nach fast drei Jahren in dieser Position hat sie nun das Potenzial, einen nächsten Schritt zu gehen. Dies wäre aufgrund ihrer Leistungen und der Tatsache, dass sie St. Gallen und seine Identität bestens kennt, verdient.
Wunderlin ist einer der grossen Namen des Fussballs der Frauen in der Schweiz. In einem Verein, der in der Vergangenheit in vielen Bereichen Pionierarbeit geleistet hat. Sie zu verpflichten wäre ein weiterer Meilenstein – sie wäre dann die erste Frau in der Geschichte, die in der Super League trainiert.
Marisa Wunderlin als Chefin des FCSG – in St.Gallen scheinen die Fussballfans nicht unglücklich über die Idee. Unser Kollege Ralf Streule, Journalist beim St.Galler Tagblatt, führte kürzlich eine Umfrage unter den Leserinnen und Lesern von CH Media durch.
Er schlug die oben genannten Namen vor, und Überraschung: Nach 1634 abgegebenen Stimmen wurde Marisa Wunderlin mit 40 Prozent als Nachfolgerin von Peter Zeidler gewählt. Es folgten Raphael Wicky (17 Prozent) und der aktuelle Vaduz-Trainer Marc Schneider (10 Prozent). 23 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ein Trainer, der nicht auf der aufgezählten Liste steht, besser geeignet wäre.
Wie dem auch sei, Marisa Wunderlin erfüllt einige der Kriterien, die der Verein aufgestellt hat. In einem Interview mit RTS sagte sie, dass sie sich auf die Entwicklung der Spielerinnen konzentriere und dass es in St. Gallen eine Verbindung zwischen dem Männer- und dem Frauenprojekt gebe.
Die ehemalige Assistentin von Nils Nielsen, dem damaligen Trainer der Frauen-Nati, hat es geschafft, St.Gallen zu einem respektierten Team in der Women's Super League zu machen, hinter den grossen Klubs Servette und Zürich. Doch ihre Arbeit bleibt bisher etwas im Verborgenen. Das würde sich jedoch zweifellos ändern, wenn Roger Stilz sie zur Trainerin des Super-League-Teams ernennen würde. Die Ostschweizer würden aufgrund der im Männerfussball seltenen Entscheidung dann auch über die Schweizer Grenzen hinaus im Rampenlicht stehen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn sie die Chance tatsächlich bekommen würde.
Ich verstehe nicht, wieso ein Frau kein Männerteam coachen können sollte.
St.Gallen ist stabil aufgebaut und das Kader ist gutgenug um bei einem allfälligen Missverständnis nicht abzusteigen. Gleichzeitig wird nicht erwartet, dass man am Schluss der Saison ganz oben steht.
Also hat St.Gallen nichts zu verlieren.
Wer weiss wo es hinführt wenn diese Kombination funktioniert.