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WM-Playoff: Gareth Bale will sich für Blitz-Genesung nicht rechtfertigen

Für seine Heimat Wales ist Gareth Bale immer bereit.
Für seine Heimat Wales ist Gareth Bale immer bereit.bild: imago-images.de

Das «Wunder von Wales» – oder wie eine Blitz-Genesung die Fussball-Welt verblüfft

24.03.2022, 13:0824.03.2022, 14:43
Philipp Reich
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«Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge.» 2019 machte Gareth Bale seine Prioritäten unmissverständlich klar, als er nach geglückter EM-Qualifikation mit der Fahne eines Zuschauers mit entsprechender Aufschrift jubelte und sich vor Lachen kaum einkriegen konnte.

Die Aussage stammte weder von Bale selber noch vom Zuschauer, sondern vom früheren Real-Star Predrag Mijatovic. Dieser hatte in einer Radio-Sendung über Bale gelästert: «Das Erste, woran er denkt, ist Wales, dann kommt Golf und erst dann Real Madrid. Ich habe nicht mit ihm gesprochen, aber so kommt es rüber.»

Diese Reihenfolge scheint auch zwei Jahre später für Bale immer noch Gültigkeit zu haben. Die 0:4-Demütigung im Clásico gegen den FC Barcelona am vergangenen Wochenende hatte der 32-jährige Waliser wegen einer «kleineren Blessur» verpasst. Rund zwei Stunden vor dem Anpfiff wurde er für Reals dritten Keeper Diego Pineiro aus dem Aufgebot gestrichen.

Für die WM-Playoffs, wo Wales im Halbfinal zunächst gegen Österreich ranmuss, ist Bale aber offenbar fit genug. Bilder aus dem Training zeigen, wie er gut gelaunt am Mannschaftstraining teilnimmt. Spanische Zeitungen schrieben deshalb etwas zynisch vom «Wunder von Wales».

Bei Real zeigte man sich wenig begeistert über die Blitz-Genesung ihres 101-Millionen-Euro-Transfers von 2013, der heute noch einen Marktwert von drei Millionen Euro hat. Gemäss spanischen Medien soll Real-Präsident Florentino Perez die Nase endgültig voll haben und seinen Trainer Carlo Ancelotti angewiesen haben, Bale bis zum Ende der Saison nicht mehr aufzustellen.

Der Vertrag des Walisers endet in diesem Sommer, eine Verlängerung steht nicht zur Debatte. Im Gegenteil: Die Königlichen sind froh, Bale, der auch nach fast neun Jahren in Madrid noch kaum ein Wort Spanisch sprechen soll, endlich loszuwerden. 256 Spiele hat er in neun Saisons für Real absolviert, in den letzten Jahren kam er aber nur noch selten zum Einsatz. In der laufenden Spielzeit stand Bale erst fünfmal für Real auf dem Platz. In 28 Spielen fehlte er wegen diverser Verletzungen, darunter am Knie, Rücken oder an der Wade.

Schlafend auf der Ersatzbank: Mit solchen Aktionen hat sich Bale in Madrid keine Freunde gemacht.
Schlafend auf der Ersatzbank: Mit solchen Aktionen hat sich Bale in Madrid keine Freunde gemacht.bild: screenshot youtube

Für Wales sind die Wehwechen aber plötzlich vergessen. «Es ist normal, dass man ab und zu Probleme hat, aber ich habe in den letzten zwei Monaten trainiert», erklärte Bale auf der Pressekonferenz vor wichtigen Duell mit Österreich. Seine Blitz-Genesung rechtfertigen wollte er jedoch nicht: «Ich muss mich nicht erklären. Ich muss niemandem sagen, was los war – ich muss niemandem etwas geben, das er gegen mich verwenden kann.» Er sei fit und habe keinerlei Probleme.

Seine Konzentration gehört derzeit ganz seinem grossen Ziel: der ersten WM-Teilnahme mit Wales seit 1958. «Die Qualifikation für eine WM ist etwas, das ich, die Fans und das Land unbedingt erreichen möchten. Es ist definitiv ein wichtiges Spiel. Es ist für jeden ein Traum, bei einer WM zu spielen. Damit würden wir auch noch den letzten Punkt auf der Liste abhaken», erklärte «The Golfer», wie Bale von seinen Nati-Kollegen gerne genannt wird.

Wie es für den walisischen Rekordtorschützen im Sommer weitergehen wird, ist übrigens noch unklar. Gerüchten zufolge gibt es Interessenten aus dem arabischen Raum. Für Bale wird wohl gelten: Dubai oder Doha, Hauptsache Golfplatz.

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Grosse Fussballer, die nie an einer WM waren
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Grosse Fussballer, die nie an einer WM waren
Gareth Bale (Wales): Konnte sich mit Wales bisher nie für eine WM qualifizieren. War immerhin bei der EM 2016 dabei.
quelle: ap/pa / david davies
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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länzu
24.03.2022 13:57registriert April 2014
Wie man in den Wald ruft, so kommt es zurück. Bale hat in Madrid nie die Wertschätzung erfahren, die er verdient hat. Dass er jetzt in seinem Alter den Vertrag aussitzt, kann man ihm nicht übelnehmen.
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Christian Weston Chandler
24.03.2022 13:43registriert Dezember 2019
Ein Albtraum eines Arbeitnehmers, aber als Aussenstehender zum Todlachen.
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MarGo
24.03.2022 15:28registriert Juni 2015
Was für eine Wertschätzung... Bale mit 171 Spielen und 80 Toren war hochgerechnet erfolgreicher als Raul (550/228)...
Aber da Real eh ein Drecksclub par exellence ist, macht Bale alles richtig :D
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