«Bale verschwindet», titelte die Madrider Sporttageszeitung «AS» gestern. Beim letztem Saisonspiel von Real heute Abend bei CD Leganes gehört der walisische Flügelstürmer nicht einmal mehr zum Kader der Königlichen. Es gibt unterschiedliche Interpretationen für die Gründe seiner Nicht-Berücksichtigung.
Der spanische Sender Radio Onda Cera berichtet, Bale habe sich von seinem Teamkollegen James Rodriguez inspirieren lassen und sich geweigert, im letzten Spiel erneut nur auf der Bank zu sitzen. Der Klub dementierte das allerdings und verkündete stattdessen, es sei eine Entscheidung von Trainer Zinédine Zidane gewesen, den Waliser nicht mehr aufzubieten.
Verübeln könnte man es Zidane nicht. Edelreservist Bale, der beim französischen Erfolgstrainer seit längerem in Ungnade gefallen ist, machte zuletzt vor allem mit seinen Provokationen auf der Tribüne auf sich aufmerksam. Erst zog er sich während des Spiels gegen Alaves seine Schutzmaske übers Gesicht und stellte sich schlafend, dann benutzte er während der Partie bei Granada eine Tape-Rolle als Feldstecher.
Bei der improvisierten Meisterfeier vom Donnerstag nach dem 2:1 gegen Villarreal fiel Bale schliesslich wegen seiner offen zur Schau gestellten Teilnahmslosigkeit auf. Der Waliser hielt sich bei den Feierlichkeiten vornehm im Hintergrund, berührte den Pokal nicht ein einziges Mal und klatschte mit demonstrativer Lustlosigkeit mit seinem Trainer ab.
I really feel for Gareth Bale oo😟 the guy can't even celebrate 😓😢😥 pic.twitter.com/3s1hbQYWTo
— Martial Jnr (@MartialJnr7) July 17, 2020
Schon länger nimmt Zidane den eigentlich so begnadeten Flügelstürmer nicht mehr ernst. Nur 16 Spiele absolvierte Bale in der heute zu Ende gehenden Saison. Die magere Bilanz: Zwei Tore und ein Assist. Über 90 Minuten spielte der Rechtsaussen zuletzt am 4. Januar dieses Jahres.
Doch noch ist Bale nicht komplett aus Madrid verschwunden. Real würde zwar gerne die rund 15 Millionen Euro Gehalt, die der einstige 100-Millionen-Transfer pro Jahr kassiert, einsparen, doch der Vertrag des Walisers läuft noch bis 2022. Und Bale macht derzeit keine Anstalten, Madrid vorzeitig verlassen zu wollen. Bei jeder Gelegenheit betont er, dass er und seine Familie sich in Madrid sehr wohl fühlen.
What is Bale trying to do here, this guy man 😂😂😂 pic.twitter.com/nnAV6n8Lxf
— Jeff ³⁴ (@JdristaJr) July 16, 2020
Unter Zidane wird Bale bei Real aber kaum mehr eine Chance kriegen. Zu verhärtet scheinen die Fronten zwischen den beiden. Bleibt die Frage, was der Rekordtorschütze der walisischen Nationalmannschaft mit seiner Karriere noch anstellen will. Bale ist erst 31-jährig und könnte noch ein paar gute Profi-Jahre vor sich haben.
Interessenten gäbe es genug, wenn Bale ihnen beim Gehalt entgegenkommen würde. Real würde ihm sicher auch keine Steine in den Weg legen. Aber momentan scheint es so, als sei Bale das alles ziemlich egal. Fragen über seine Zukunft ist der Waliser zuletzt konsequent ausgewichen. (pre)