25 Minuten reichten Wilfried Gnonto bei seinem Länderspiel-Debüt für Italien, um in der Heimat einen riesigen Wirbel um seine Person auszulösen. Der 1,70 Meter kleine FCZ-Stürmer spielte bei seinem ersten Kurzeinsatz für die «Squadra Azzurra» gegen Deutschland aber auch gross auf: Dank seiner Unbeschwertheit war der 18-Jährige sofort ein belebender Faktor – die Vorbereitung der zwischenzeitlichen 1:0-Führung nach schönem Dribbling war das Tüpfelchen auf das i.
In fast allen Sport-Gazetten des Landes landete Gnonto am Tag darauf auf der Titelseite. «Das junge Italien hat sich erhoben – ein Märchen von Gnonto», schrieb die «Gazzetta dello Sport», «Vom Maskottchen zum Star», machte ihn «La Repubblica» und der «Corriere della Sera» schwärmte gar von einem «Auserwählten». In den Online-Portalen wurde zudem vielerorts der selbst hierzulande wenig bekannte, schweizerdeutsche Willy-Gnonto-Fansong herumgereicht.
Italiens Trainer Roberto Mancini sah sich gezwungen, auf die Euphorie-Bremse zu treten. «Für sein Alter hat er unglaubliche Qualitäten. Er kann ein wichtiger Spieler für uns werden, aber er hat erst 25 Minuten für die Nationalmannschaft gespielt. Wir wollen es langsam angehen», erklärte der «Commissario Tecnico» an der Pressekonferenz vor dem Ungarn-Spiel.
Gegen die «Magyarok» durfte Gnonto dennoch erstmals von Beginn an für Italien ran. Beim 2:1-Sieg seiner «Azzurri» konnte der Youngster anders als beim 1:1 gegen Deutschland zwar nicht mehr brillieren, zeigte auf dem linken Flügel aber eine solide Leistung. Dies wird dem Hype um seine Person aber keinen Abbruch tun.
Seine Nations-League-Auftritte haben nämlich längst Begehrlichkeiten geweckt, wie der «Corriere dello Sport» weiss. «Alle wollen jetzt Gnonto», titelte das Blatt und zählte die Interessenten auf: Fiorentina, Sassuolo und Monza aus der Serie A, Freiburg und Hoffenheim aus der Bundesliga.
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— Giovanni Capuano (@capuanogio) June 6, 2022
Beim FCZ ist man grundsätzlich bereit, über einen Transfer seines 18-jährigen Sturmjuwels, das im Corona-Herbst 2020 aus der Akademie von Inter Mailand ablösefrei nach Zürich wechselte, zu verhandeln. Präsident Ancillo Canepa betont im Blick aber: «Wenn ein Topklub kommt – ich betone, ein Topklub – sind wir vielleicht gesprächsbereit. Wenn Real und Barcelona kommen, reden wir. Sonst aber nicht.» Schon zuvor hatte er seinem Schützling ein zweistelliges Millionen-Preisschild umgehängt.
Der FCZ wäre allerdings gut beraten, sich Angebote auch weniger ruhmreicher Klubs anzuhören. Gnontos Vertrag läuft nur noch bis im nächsten Sommer. Will der frischgebackene Schweizer Meister noch Profit aus seinem Transfer-Coup von 2020 schlagen, müsste er den wirbligen Stürmer eigentlich in diesem Sommer veräussern.
Eine Option wäre beispielsweise, Gnonto zu verkaufen und gleich zurückzuleihen. «Das ist sicher auch möglich», sagt Canepa im «Blick». So bliebe der 18-jährige Stürmer dem FCZ mindestens noch eine Saison erhalten und dieser könnte sich in einem gewohnten Umfeld noch einmal an das Profi-Niveau herantasten.
Bei aller Euphorie sollte man nämlich nicht vergessen, dass Gnonto in der abgelaufenen Super-League-Saison zwar in 33 Partien zum Einsatz kam, aber durchschnittlich nur 39 Minuten spielte. 24 Mal wurde ein-, 8 Mal ausgewechselt. Ein zweistelliger Millionen-Transfer wäre für die Interessenten aus der Serie A und der Bundesliga deshalb auch mit einem gewissen Risiko behaftet. (pre)