Seit 1982 gibt es im Weltfussball eine kuriose Serie. In jedem einzelnen WM-Final seit dem damaligen Turnier in Spanien standen immer mindestens ein Spieler von Bayern München und einer von Inter Mailand auf dem Platz.
1982 war das nicht besonders überraschend, schliesslich standen sich Italien mit Giuseppe Bergomi, Gabriele Oriali und Alessandro Altobelli und Westdeutschland mit Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner und Wolfgang Dremmler gegenüber. Doch vier Jahre später war das alles schon nicht mehr so offensichtlich. Wieder war Westdeutschland im Endspiel, dieses Mal gegen Argentinien. Die Europäer stellten dabei die Spieler von beiden Klubs. Rummenigge war mittlerweile zu Inter gewechselt, während Lothar Matthäus, Dieter Hoeness und Norbert Eder die Bayern vertraten.
1990 kam es zur Revanche und dieses Mal durfte Matthäus als Inter-Spieler über den WM-Titel jubeln, gemeinsam mit seinen Bayern-Landsmännern Klaus Augenthaler, Jürgen Kohler und Stefan Reuter. Vier Jahre später in den USA traf Italien mit Inter-Spieler Nicola Berti auf Brasilien, für welches Bayern-Verteidiger Jorginho im Einsatz stand. Brasilien jubelte im Penaltyschiessen nach dem berühmten Fehlschuss von Roberto Baggio.
1998 in Frankreich war Brasilien wieder im WM-Final anzutreffen. Die Gesundheit von Star-Stürmer Ronaldo war das dominierende Thema des Endspiels. Der Brasilianer stand damals bei Inter unter Vertrag und spielte bei der 0:3-Niederlage, obwohl er Stunden zuvor eine Art Anfall erlitten hatte. Aber auch Frankreich sorgte dafür, dass die Serie weiterging: mit Bixente Lizarazu (Bayern) und Youri Djorkaeff (Inter).
2002 stand Ronaldo dann erneut in den Schlagzeilen. In Japan und Südkorea schoss er Brasilien als Turnier-Topskorer und Inter-Stürmer zum WM-Titel – und schlug im Final Deutschland mit den Bayern-Akteuren Oliver Kahn, Carsten Jancker, Thomas Linke und Jens Jeremies.
Vier Jahre später standen Italien und Frankreich im WM-Final. Inter-Vertreter Marco Materazzi provozierte Frankreichs Zinédine Zidane so sehr, dass dieser ihm einen Kopfstoss verpasste. Ohne seinen Leader verlor Frankreich den Final im Penaltyschiessen, obwohl in diesem Bayern-Verteidiger Willy Sagnol traf.
2010 fand die Weltmeisterschaft erstmals auf dem afrikanischen Kontinent statt. Und die WM in Südafrika sorgte für ein anderes Novum: Erstmals seit 1986 gewann kein Spieler von Bayern oder Inter den WM-Titel. Mark van Bommel, Arjen Robben (beide Bayern) und Wesley Sneijder (Inter) standen mit den Niederlanden gegen Spanien auf der Verliererseite.
Vier Jahre später kam es wieder einmal zum Duell zwischen Deutschland und Argentinien. Gleich sieben Bayern-Spieler kamen beim Triumph der DFB-Elf zum Einsatz, darunter Phillip Lahm, Toni Kroos, Thomas Müller und der spätere Siegesschütze Mario Götze. Beinahe wäre die Serie zu Ende gegangen, aber bei Argentinien wurde Inter-Akteur Rodrigo Palacio zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit eingewechselt.
Auch 2018 sorgte eine Einwechslung dafür, dass die Serie am Leben blieb. Bei Frankreichs Triumph gegen Kroatien wurde Bayern-Mittelfeldspieler Corentin Tolisso in der 73. Minute eingewechselt. Auf kroatischer Seite spielten die Inter-Stars Marcelo Brozovic und Ivan Perisic.
Und dieses Jahr? Die Chancen stehen gut, dass die zwei europäischen Top-Klubs auch dieses Jahr wieder im Final vertreten sind. Bei allen vier Halbfinalisten ist mindestens eine der zwei Mannschaften vertreten. Im ersten Halbfinal treffen mit Argentiniens Lautaro Martinez und Kroatiens Marcelo Brozovic zwei Inter-Spieler aufeinander. Mit Josip Stanisic hätten die Kroaten auch noch einen Bayern-Vertreter im Kader. Und im zweiten Halbfinal kommt es zum Bayern-Duell zwischen Marokkos Noussair Mazraoui und den Franzosen Dayot Upamecano, Benjamin Pavard und Kingsley Coman. (abu)