Gegen Albanien hat Italien den Start verschlafen und geriet nach wenigen Sekunden in Rückstand. Aber gegen eine Fussball-Weltmacht wie Spanien sollte die Squadra Azzurra gewarnt sein, oder? Falsch. Wie Albanien taucht auch Spanien mit der ersten Aktion brandgefährlich vor Gianluigi Donnarumma auf – doch dieses Mal bleibt der italienische Torhüter siegreich.
Ganz Spanien gegen Donnarumma ist dann auch das grundsätzliche Motto dieses Spiels. Die gesamte erste Halbzeit rennt die Furia Roja an, gewinnt praktisch jeden Zweikampf und taucht Mal für Mal vor Donnarumma auf. Mal für Mal scheitern die Spanier am immer wieder glänzen reagierenden Torhüter.
Die Hoffnung der italienischen Fans, dass der erknorzte Sieg gegen Albanien nur der üblich zähe Auftakt in ein grosses Turnier war, bestätigt sich nicht. Die Verteidigung hat grosse Mühe, die spanischen Wirbelwinde Nico Williams und Lamine Yamal auf den Flügeln zu kontrollieren. Und im Zentrum sehen Barella und Jorginho gegen Rodri und Pedri kaum einen Ball.
So mussten sich die Tifosi an eine andere Hoffnung klammern: Dass Donnarumma seine Weste weiterhin rein hält und den Spaniern irgendwann die Luft ausgeht, sodass Italien per Konter zuschlagen kann.
Auch daraus wird nichts. Spanien powert unbeirrt weiter und wird dafür nach 55. Minuten belohnt. Nico Williams bringt den Ball in die Mitte, Donnarumma segelt vorbei und der frühere Basel-Verteidiger Riccardo Calafiori lenkt ihn ins eigene Tor ab.
Es ist der verdiente Lohn für einen bärenstarken Auftritt der Mannschaft von Nationaltrainer Luis de la Fuente. War es beim Auftaktsieg gegen Kroatien noch die Effizienz der Spanier, die beeindruckte, ist es gegen Italien ein Auftritt der puren Dominanz. 57 Prozent Ballbesitz, 21:4 Abschlüsse, 2,05 zu 0,15 Expected Goals. Unai Simon im spanischen Tor hat quasi nichts zu tun, weil Italien erst in der Schlussphase den ersten und einzigen Schuss auf seinen Kasten bringt.
Spanien ist bislang der grösste Kandidat auf den EM-Titel. Die Iberer spielen an diesem Turnier fantastischen Fussball. Vorbei sind die Zeiten von Tiki-Taka. Angeführt von Vorkämpfer Rodri und den jungen Flügeln Yamal und Williams zelebrieren sie ein schnelles, vertikales Angriffsspiel, das sie in Deutschland noch weit bringen kann.
Italien hat dagegen einen Berg an Hausaufgaben zu bewältigen. Ohne einen überragenden Gigi Donnarumma wäre die Niederlage noch höher ausgefallen. Die offensive Harmlosigkeit ist erschreckend. Im abschliessenden Gruppenspiel gegen Kroatien braucht die Squadra Azzurra mindestens einen Punkt, um nicht noch plötzlich um das Weiterkommen zittern zu müssen.
Spanien - Italien 1:0 (0:0)
Gelsenkirchen. - 49'528 Zuschauer. - SR Vincic (SLO).
Tor: 55. Calafiori (Eigentor) 1:0.
Spanien: Simon; Carvajal, Le Normand, Laporte, Cucurella; Rodri; Pedri (71. Baena), Ruiz (94. Merino); Yamal (71. Torres), Morata (78. Oyarzabal), Williams (78. Perez).
Italien: Donnarumma; Di Lorenzo, Bastoni, Calafiori, Dimarco; Barella, Jorginho (46. Cristante); Frattesi (46. Cambiaso), Pellegrini (82. Raspadori), Chiesa (64. Zaccagni); Scamacca (64. Retegui).
Bemerkungen: 70. Lattenschuss Williams.
Verwarnungen: 15. Donnarumma. 45. Rodri (im nächsten Spiel gesperrt). 46. Cristante. 69. Le Normand. 95. Carvajal.