Es ist die Frage, die seit der Bestätigung des Wechsels von Lionel Messi zu Paris Saint-Germain überall gestellt wird: Wie kann PSG sich den Superstar leisten und die Verpflichtung mit den Regeln des Financial Fairplay (FFP) vereinbaren? Schliesslich verdient der Argentinier 35 Millionen Euro netto im Jahr und neben ihm muss der Klub auch noch andere teure Spieler wie Neymar, Kylian Mbappé, Sergio Ramos, Marco Verratti oder Gianluigi Donnarumma bezahlen.
Während das Geld aufgrund des katarischen Staats respektive der staatlichen Gesellschaft «Qatar Sports Investment», die hinter dem Klub steht, kein Problem ist, könnten der europäische Verband UEFA und deren Finanzaufsicht zu einem werden. Doch wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» weiss, gibt es einige Methoden, wie – Achtung, Buchstabensalat – PSG das FFP im Fall Messi umgehen kann.
Um den Klubs während der Corona-Krise auszuhelfen, hat die UEFA das Financial Fairplay vorübergehend ausgesetzt. Das Finanzjahr 2020 wurde nicht einzeln bewertet, stattdessen fliesst das Jahr in die Bewertung des Finanzjahrs 2021 ein. Zudem dürfen die Verluste aktuell über eine Dreijahresperiode das Maximum von 30 Millionen Euro überschreiten. Klubbesitzer dürfen diese Verluste aus der eigenen Tasche begleichen, sofern sie irgendwie beweisen können, dass die Verluste aufgrund der Coronavirus-Pandemie entstanden sind.
Nicht nur von der UEFA aus, auch in Frankreich profitiert PSG von Corona-Erleichterungen. In Frankreich sollten – ähnlich wie in der spanischen Liga – zusätzliche Financial-Fairplay-Regeln eingeführt werden. Genau wie in Spanien sollen die Spielergehälter nicht mehr als 70 Prozent des Vereinsumsatzes ausmachen dürfen. Doch letzten Dezember entschied die Ligavereinigung in Frankreich, das Inkrafttreten wegen der Pandemie weiter hinauszuzögern. So treten die Regeln erst in zwei Jahren in Kraft.
Da Lionel Messi ursprünglich eigentlich beim FC Barcelona hatte bleiben wollen, die Vertragsverlängerung aufgrund der neuen Finanzregeln aber nicht zustande kam, stand er vertragslos da. Das bedeutete, dass der Argentinier ablösefrei nach Paris wechseln konnte. So müssen die Franzosen «nur» das Gehalt von rund 35 Millionen Euro bezahlen und nicht noch die rund 80 Millionen Euro Ablösesumme, die Messi letzten Sommer noch gekostet hätte.
Ein weiterer Punkt, den die FAZ anführt: Paris Saint-Germain geniesst bei der UEFA aktuell noch zusätzliche Gunst. Die Franzosen hatten sich vor einigen Monaten gegen die Idee einer paneuropäischen Superliga gestellt, was vom europäischen Verband sehr geschätzt worden sein soll. Auch deshalb drücke man jetzt vielleicht mal ein Auge zu. Zudem sitzt PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi im Exekutivkomitee der UEFA.
Darüber hinaus hat PSG schon Erfahrung damit, das Financial Fairplay zu umgehen. Als 2017 Neymar verpflichtet wurde, überwies Katar ihm 222 Millionen Euro für «seine Rolle als Botschafter der WM 2022». Der Brasilianer konnte mit diesem Geld seine Ablösesumme bei Barcelona selbst bezahlen und belastete so das Konto der Pariser nicht.
Und als PSG 2001 Ronaldinho verpflichtete, war es der Sponsor Nike, welcher einen Teil des Gehalts des Brasilianers übernahm.
Darüber hinaus erhofft sich PSG neben den gestiegenen Ausgaben natürlich auch mehr Einnahmen. Lionel Messi hat auf Instagram beispielsweise 247 Millionen Follower, die ihn nun allesamt und ständig im PSG-Trikot zu sehen bekommen. Auch die Social-Media-Kanäle des Klubs haben Aufwind. Alleine gestern stieg die Anzahl an Followern der diversen PSG-Twitterprofile um rund 300'000, auch bei Instagram ging es hoch und die Followerzahlen werden weiter steigen.
Daneben soll und wird die Verpflichtung Messis natürlich auch die Verkaufszahlen von Trikots und anderen Fanartikeln weiter ankurbeln und zusätzliche attraktive Sponsoren anziehen. (abu)