Sportlich hat der FC Luzern eine erfolgreiche Saison hinter sich. Nachdem die Innerschweizer in der Saison zuvor erst in der Barrage den Ligaerhalt hatten sichern können, führte Mario Frick das Team auf den vierten Platz. Zwei Qualifikationsrunden und die Playoffs trennen den FCL von der Gruppenphase der Conference League und von zusätzlichen Einnahmen. Kommende Woche trifft man auf den schwedischen Vertreter Djurgardens.
Auch in der Vorbereitung überzeugte der FCL – und das, obwohl Captain Ardon Jashari vor dem Absprung nach Basel oder ins Ausland stehen soll.
Angesichts der Unruhen im Umfeld des Vereins eine bemerkenswerte Leistung. Seit Monaten hält der Besitzerstreit um Bernhard Alpstaeg und die Führungsriege um Präsident Stefan Wolf die Innerschweiz in Atem.
Nun wurde das nächste Kapitel im Knatsch geschrieben. Hintergrund: Am 28. März verfügte das Bezirksgericht Luzern an, Aktionär Josef Bieri habe eine Parteienentschädigung in Höhe von 8077 Franken an Alpstaeg zu entrichten. Der neuste Streitpunkt? Die Verwendung der Summe.
Bieri hatte mit einem Verfahren im November 2022 verhindern wollen, dass Alpstaeg ihn und den Rest des Verwaltungsrates abwählen lässt. Nach der Generalversammlung vom 21. Dezember 2022 beantragte Bieri dann, das Verfahren einzustellen. Statt die 8077 Franken in die eigene Tasche zu stecken, wollte Bernhard Alpstaeg den Betrag der Juniorenabteilung des FC Luzern übergeben. Doch die FCL-Geschäftsleitung lehnte ab. Weshalb?
Die Frage geht an Mediensprecher Markus Krienbühl, der auch in der Geschäftsleitung Einsitz nimmt. Er bestätigt die Geschichte. Zumindest jenen Teil, wonach Alpstaeg die 8077 Franken der Juniorenabteilung spenden wollte, das Geld aber nie den Weg in die entsprechende Kasse gefunden hat. «Aber nicht, weil wir partout kein Geld von Bernhard Alpstaeg annehmen wollen», sagt Krienbühl.
Der Knackpunkt sei die Form, wie Alpstaeg das Geld zu transferieren gedachte, nämlich in bar über einen Mitarbeiter. «Dieses Vorgehen konnten und wollten wir nicht akzeptieren», sagt Krienbühl.
In den meisten Fällen bestimmt. Aber könnte man nicht ausnahmsweise eine Quittung für eine Barzahlung ausstellen? «Nein», sagt Krienbühl. «Unsere Abläufe und Prozesse sehen vor, dass man Spenden auf das Konto der Nachwuchsstiftung FC Luzern Innerschweiz einzahlt, wenn man unsere Junioren unterstützen will – oder zumindest den Kontakt zu einem Geschäftsleitungsmitglied herstellt.»
Das ist offenbar nicht geschehen. Aber warum nicht? Krienbühl sagt: «Wir baten die Seite von Bernhard Alpstaeg um schriftliche Kontaktaufnahme, damit wir das weitere Vorgehen besprechen sowie die Bankverbindung angeben können. Darauf haben wir jedoch keine Antwort erhalten.»
Mit der Erklärung des FCL-Mediensprechers konfrontiert, muss Alpstaegs Berater Sascha Wigdorovits erst mal lauthals lachen. «Das ist die dümmste Ausrede, die ich je gehört habe. Wenn die FCL-Geschäftsleitung die Spende an die Junioren gewollt hätte, dann hätte sie Bernhard Alpstaeg ja einfach einen Einzahlungsschein schicken können.»
Fakt sei, erklärt Wigdorovits: «Als Alpstaeg den Junioren das Geld senden wollte, hiess es von der Geschäftsleitung: Nein, dieses Geld wollen wir nicht. Bloss weil es von Herrn Alpstaeg kam. Das ist Kindergarten und bei einem Klub, der finanziell auf dem letzten Zacken läuft wie der FCL, auch verantwortungslos.»
Natürlich, 8077 Franken sind selbst für eine Nachwuchsabteilung eines Profiklubs kein enormer Betrag. 8077 Franken tun in diesem Kontext niemandem weh. Weder dem sehr vermögenden Bernhard Alpstaeg noch dem FC Luzern, der auf der letzten Rille und teilweise sogar darüber hinaus wirtschaftet. Schliesslich entsteht wegen 8077 Franken im Millionengeschäft Fussball keine Abhängigkeit. Deshalb ist es doch sehr erstaunlich, dass man in Luzern nicht versucht, die Spende zu bekommen.
Die neuste Episode zeigt, wie verhärtet die Fronten sind und wie unversöhnlich die Parteien sich gegenüberstehen. Im schwelenden Aktionärsstreit geht es um ein Paket in der Höhe von 25 Prozent. Dieses hat der Verwaltungsrat aus dem Aktienbuch der FCL Holding AG gestrichen. Alpstaeg habe es im Februar 2019 unrechtmässig von Ehrenpräsident Walter Stierli erworben.
Alpstaeg bestreitet dies, beide Seiten haben sich an die Gerichte gewandt. Einen Verzicht auf die 25 Prozent schliesst Alpstaeg kategorisch aus.
Ende Mai hatte der FC Luzern zudem die Loge von Bernhard Alpstaeg im Presidents Club der Swisspor-Arena gekündigt. Als Grund machten die Verantwortlichen ausstehende Zahlungen geltend. Krienbühl damals: «Einen noch offenen Teil der vergangenen Saison sowie ausstehende Beträge in dieser Saison kumulierten sich trotz mehrmaliger Mahnung für das genannte Paket. Zudem will der FCL, dass die Pakete für jeden Inhaber die gleichen Konditionen beinhalten. Daher hat sich der FC Luzern entschieden, den Vertrag zu kündigen.» Die ausstehenden Beträge seien nach der Kündigung durch die Swisspor AG beglichen worden.
Bernhard Alpstaeg ist mit seinem Unternehmen Swisspor nicht nur Namensgeber der Swisspor-Arena. Weil ihm 60 Prozent der Aktien der Stadion Luzern AG gehören, ist er auch deren Besitzer. Alpstaeg hat die Kündigung seiner Loge bei der Schlichtungsbehörde angefochten. Der FC Luzern und Alpstaeg haben nun bis Ende Monat Zeit, sich zu einigen. (aargauerzeitung.ch)