Nach dem mageren 1:1 im Hinspiel in Salzburg erteilte Bayern München den Österreichern im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League eine Lehrstunde. Gleich mit 7:1 setzte sich die «Schwarze Bestie» durch. Mann des Spiels? Einmal mehr Robert Lewandowski. Der polnische Starstürmer erzielte die ersten drei Tore und katapultierte sich damit in neue Sphären.
Sein lupenreiner Hattrick bis zur 23. Minute war der früheste Hattrick der Champions-League-Geschichte – allerdings nicht der schnellste. Zwischen dem ersten und letzten Lewandowski-Treffer vergingen exakt 10:27 Minuten, damit reiht sich der 33-Jährige lediglich auf Rang 3 ein. Rekordhalter in dieser Sparte ist Bafetimbi Gomis, der 2011 beim 7:1 von Olympique Lyon gegen Dinamo Zagreb innert 7:30 Minuten einen Hattrick schnürte.
23 - Robert Lewandowski has completed a hat-trick within 23 minutes against FC RB Salzburg tonight; the earliest treble ever scored by a player in UEFA Champions League history from the start of a match, overtaking Marco Simone for Milan v Rosenborg in 1996 (24 mins). Snappy. pic.twitter.com/aVNNmGdgVV
— OptaJoe (@OptaJoe) March 8, 2022
Lewandowski traf zunächst zweimal per Elfmeter und dann mit dem Bauch nach einem Pfostentreffer. «Kritiker würden sagen: ‹Zwei Elfmeter …›», sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel, schob den entscheidenden Nebensatz jedoch gleich nach: «Aber die hat er beide rausgeholt.»
Vor Lewandowskis Hattrick gegen Salzburg musste man sich um den derzeit wohl besten Stürmer der Welt angesichts zweier Bundesligaspiele ohne Torbeteiligung in Serie noch «Sorgen» machen. Zuletzt unterlief ihm solch eine «Dürrephase» im Winter 2019. Gestern passte allerdings mal wieder alles zusammen: «Er hat heute insgesamt stark gespielt – auch mannschaftsdienlich. Er war kommunikativ, hat gecoacht», lobte Nagelsmann.
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— FC Bayern München (@FCBayern) March 8, 2022
Nicht unerwähnt bleiben darf auch Thomas Müller: Der Bayern-«Raumdeuter» erzielte gegen Salzburg einen Doppelpack, steht aktuell bei 52 Champions-League-Toren. Damit hat er Thierry Henry endgültig hinter sich gelassen und macht nun Jagd auf Ruud van Nistelrooy, der mit 56 Treffern auf Rang 6 der ewigen Bestenliste liegt.
Es hätte für die Bayern aber auch ein deutlich mühsamerer Abend werden können. Denn Salzburg legte wie schon im Hinspiel los wie die Feuerwehr und hatte in der 2. Minute gar das 1:0 auf dem Fuss, doch Kingsley Coman konnte den Schuss von Nicolas Capaldo gerade noch entscheidend ablenken.
«Das war heute einer der Schlüssel, eine Weltklasse-Verteidigungsaktion», lobte Trainer Nagelsmann den Franzosen nach dem Schlusspfiff. «Eine unfassbare Energieleistung – Hut ab! King hat die Tür für uns aufgestossen, das war der Opener für uns.»
Weiterhin in Topform befindet sich auch Niklas Süle: Seit Bekanntwerden seines ablösefreien Wechsels zu Borussia Dortmund im Sommer spielt der 26-jährige Innenverteidiger plötzlich wieder gross auf. Gegen Salzburg wird Süle in der 66. Minute zwar ausgewechselt, zuvor liess er sich aber nichts zuschulden kommen.
Für Trainer Nagelsmann hat die aktuelle Form viel mit der geklärten Zukunft seines Schützlings zu tun «Er hat schon vor der Bekanntgabe des Transfers gut gespielt, aber es ist sicher angenehmer, wenn du weisst, was nächstes Jahr Sache ist», erklärte er vor dem Salzburg-Spiel bei «Amazon Prime» und zollte der Konkurrenz gleichzeitig Respekt.
«Gratuliere, Matthias – guter Schachzug», liess er BVB-Berater Sammer, der an diesem Abend als Experte im Einsatz war, in Bezug auf den Süle-Transfer wissen.
Im zweiten Spiel des gestrigen Abends gewann Inter Mailand bei Liverpool zwar mit 1:0, dennoch steht Liverpool dank des 2:0-Siegs im Hinspiel im Viertelfinal. Den einzigen Treffer des Abends erzielte der Argentinier Lautaro Martinez, der am Wochenende seine Torflaute mit drei Toren gegen Salernitana beendet hatte.
Es war ein absolutes Traumtor: In der 62. Minute hämmerte Martinez den Ball von der Strafraumgrenze in den Winkel. Liverpool muss sich aber an der eigenen Nase nehmen, denn dem Tor ging ein Abstoss der «Reds» voraus. Joel Matip brachte diesen an der Seitenaus-Linie aber nicht unter Kontrolle und leistete sich deshalb den entscheidenden Fehlpass. Drei Pässe und einen Schuss später zappelte der Ball in Netz – nur 12 Sekunden nach dem Abstoss.
Liverpool hätte den Sack aber schon vor dem 0:1 zumachen müssen. Die «Reds» erspielten sich gleich mehrere hochkarätige Chancen, die sie aber allesamt ausliessen. Die besten hatten Matip und Virgil van Dijk in der 30. Minute, doch der Kameruner traf nach einem Freistoss nur die Latte und der Niederländer sah seinen Kopfball nach der folgenden Ecke gerade noch auf der Linie geklärt.
So benötigte Liverpool kurz nach dem 0:1 die Hilfe von Inter, damit es nicht noch einmal eng wurde. Zwei Minuten nach der Führung durch Martinez grätschte Alexis Sanchez seinen Gegenspieler Fabinho um und kassierte dafür die Gelb-Rote Karte. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung – der Chilene spielte zwar zuvor noch den Ball, ging aber mit gestrecktem Bein in den Zweikampf.
In Unterzahl kam es in der letzten halben Stunde dann zu keiner nennenswerten Aktion mehr und so war Liverpool-Trainer Jürgen Klopp unmittelbar nach dem Schlusspfiff bereits zu Scherzen aufgelegt: «Die Kunst ist es, die richtigen Spiele zu verlieren», erklärte der Deutsche. «Nein, ich bin wirklich glücklich, dass wir weiter sind, denn als wir die Auslosung sahen, dachten wir: Okay, das ist ein hartes Los. Aber wir haben uns durchgesetzt, und ich denke, das ist auch verdient. Wenn wir unsere Chancen besser genutzt hätten, dann hätten wir dieses Spiel auch gewinnen können.»
Die erste grosse Aufregung gab es im Anfield bereits in der 25. Minute: Plötzlich fuchtelte Liverpool-Trainer Klopp wild mit den Armen, wobei dem TV-Zuschauer zunächst überhaupt nicht klar war, warum. Erst später stellte sich heraus, dass es auf der Tribüne einen medizinischen Notfall bei einem Zuschauer gegeben hatte.
Klopp und seine Mitarbeiter kriegten davon offenbar Wind und informierten den vierten Offiziellen. Das Spiel wurde für rund dreieinhalb Minuten unterbrochen, während das medizinische Personal der beiden Teams den Zuschauer auf der Tribüne notversorgte. Als der Mann, der offenbar unter Herzproblemen litt, wieder in stabilem Zustand war, kehrte das Ärzte-Team schliesslich unter Applaus zu den Bänken zurück.