Vier Punkte aus den letzten zwei Spielen gegen die Aussenseiter Georgien und Gibraltar Mitte November – und die Schweiz ist an der Fussball-EM 2020 dabei. Deshalb gilt es für die Nati-Spieler, sich mit guten und regelmässigen Einsätzen in Form zu spielen. Dies gelingt bisher aber nicht jedem. Mehrere Nationalspieler tun sich derzeit im Verein extrem schwer. Vor allem bei diesen acht Nati-Cracks läuft bisher nur sehr wenig zusammen:
Der 27-Jährige war in der Nati in den letzten Jahren unbestrittener Stammspieler – dies auch, weil er bei Wolfsburg und Milan jeweils gesetzt war und Spielpraxis sammeln konnte. In dieser Saison hat sich Rodriguez' Situation in Mailand aber drastisch verändert: Nach einer durchzogenen Spielzeit des Schweizers verpflichtete Milan im Sommer Theo Hernandez von Real Madrid und dieser zog zuletzt in der internen Hierarchie an Rodriguez vorbei. Erst gestern beim 1:0-Sieg über SPAL war er wieder Milans bester Mann.
Der Franzose kann vor allem mit seiner Offensivstärke punkten, eine Qualität, die man Rodriguez in Italien abspricht. Und zu allem Übel hat sich Rodriguez an den Adduktoren verletzt. Wann er auf den Platz zurückkehren kann, ist noch offen. Die Vorzeichen, dass er mit viel Spielpraxis an die EM reisen kann, stehen also ziemlich schlecht.
Der rechte Aussenverteidiger erlebte in den letzten zwei Jahren einen kometenhaften Aufstieg, wurde mit YB zweimal Meister, durfte in der Champions League spielen und schaffte den Sprung in die Nationalmannschaft. Den Aufstieg wollte Mbabu in diesem Sommer fortsetzen, deshalb wechselte er in die Bundesliga zu Wolfsburg. Doch bei den «Wölfen» läuft es dem Romand bisher gar nicht nach Wunsch: Wettbewerbsübergreifend durfte Mbabu nur drei Mal von Anfang an auf dem Platz stehen – zuletzt beim 1:6-Debakel im Pokalspiel gegen Leipzig, bei dem der Schweizer nicht überzeugen konnte.
Mbabus Problem: Auf der rechten Aussenbahn ist der Brasilianer William gesetzt, weshalb der Schweizer entweder gar nicht oder wenn, dann in der Innenverteidigung spielt. Nur ein einziges Mal durfte Mbabu auf der rechten Aussenbahn ran. Sollte sich dies nicht ändern, dürften die wenigen Einsatzminuten beim Genfer auch Auswirkungen in der Nationalmannschaft haben.
Im Gegensatz zu Rodriguez und Mbabu sehen die Einsatzzeiten beim Mittelfeldspieler gut aus – noch, muss man wohl sagen. Denn Arsenal-Captain Xhaka durchlebt gerade turbulente Tage. Bei seiner Auswechslung am Wochenende in der Partie gegen Crystal Palace legte sich Xhaka mit den Fans an, was zu einem regelrechten Shitstorm führte.
Einige Anhänger von Arsenal fordern, dass der Schweizer als Captain abgesetzt oder gar aus der Mannschaft geworfen wird. Auch dessen Entschuldigung über Instagram konnte die Wut der Fans nur teilweise lindern. Ob und wann Xhaka wieder für die «Gunners» auflaufen wird, steht noch in den Sternen. Im Aufgebot für das Premier-League-Spiel am Samstag gegen die Wolverhampton Wanderers fehlt sein Name.
Beim «Zauberwürfel» muss man von einer richtigen Seuchensaison sprechen. Bei Liverpool spielte Shaqiri zu Beginn der Saison nur eine kleine Rolle, Ende September verletzte sich der Basler an der Wade, zudem war Shaqiri aufgrund seines Verzichts auf zwei Spiele mit der Nati vom Schweizer Anhang heftig kritisiert worden. Wie schwierig Shaqiris Situation derzeit ist, zeigt ein Blick auf die Statistiken: In den bisherigen 17 Partien von Liverpool stand der Schweizer gerade mal 25 Minuten auf dem Feld, in der Startaufstellung tauchte er letztmals im Mai auf.
Aber immerhin besteht Grund zur Hoffnung: Mit Premier League, Champions League, League Cup und Klub-WM wartet im Winter ein richtiges Marathon-Programm auf Liverpool. Trainer Jürgen Klopp wird deshalb wohl regelmässig rotieren und auch Shaqiri vermehrt spielen lassen – sofern er endlich wieder fit ist.
Der Mittelfeldspieler durchlebt bisher eine extrem bittere Saison. Nach einer trotz des Abstiegs starken Rückrunde beim VfB Stuttgart wollte sich Zuber in dieser Saison auch bei Hoffenheim durchsetzen. Tatsächlich stand der 28-Jährige in den ersten beiden Partien der Saison in der Startformation. Doch dann folgte der Rückschlag: Zuber zog sich Ende August eine Prellung am Fuss zu. Und da die Schmerzen auch nach einem Monat nicht nachlassen wollten, musste sich der Mittelfeldspieler im September operieren lassen.
Nun befindet sich Zuber wieder auf dem Weg zurück. Noch ist aber unklar, wann er sein Comeback auf dem Rasen geben wird. Vladimir Petkovic wird diese Entwicklung nicht ohne Sorgen verfolgen, spielte Zuber im Nationalteam doch bei der letzten WM noch eine wichtige Rolle.
Der Stürmer wartet immer noch darauf, dass er seine Traumsaison 2013/14, als er für Nürnberg 17 Bundesligatreffer erzielte und somit drittbester Torschütze der Liga war, wiederholen kann. Doch auch in dieser Saison läuft es beim Ex-FCZ-Spieler nicht nach Wunsch: Bei seinem neuen Verein Norwich ist der Finne Teemu Pukki in der Sturmspitze gesetzt, Drmic teilt sich mit dem Deutschen Dennis Srebny die Jokerrolle.
So sehen die Zahlen auch bei Drmic ernüchternd auf: In dieser Saison stand der 27-Jährige nur gerade 71 Minuten lang auf dem Platz und verbuchte dabei einen Treffer beim 1:5 gegen Aston Villa. Zudem belegt Aufsteiger Norwich derzeit den zweitletzten Platz der Premier League – Drmic dürfte also nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen.
Noch etwas schlechter als bei Drmic sieht es bei Albian Ajeti aus. Der Stürmer konnte seine tolle Form aus der Super League nicht nach England mitnehmen und tut sich bei seinem neuen Verein West Ham extrem schwer. In der Premier League stehen dem Basler zwei Kurzeinsätze zu Buche, im League Cup durfte der Stürmer zweimal 90 Minuten lang spielen, blieb aber in beiden Partien ohne Torbeteiligung.
Die sporadischen Einsatzzeiten hatten auch sofort Einfluss auf Ajetis Rolle im Nationalteam: Nachdem sich der Stürmer während seiner Zeit in Basel einen Platz im Nati-Kader erkämpft hatte, wurde er im Oktober gegen Dänemark und Irland nicht mehr aufgeboten. Sollte der 22-Jährige bei West Ham nicht zu mehr Einsatzminuten kommen, wird Ajeti die EM im Sommer wohl zuhause am Fernseher verfolgen müssen.
Im Sommer 2017 verliess der Torhüter die Young Boys und wechselte in die Talentschmiede von RB Leipzig. Bei den Bullen erhoffte sich der damals 23-Jährige, den Sprung zum Bundesliga-Stammgoalie zu schaffen – doch diese Rechnung ging nicht auf. Schon frühzeitig gab der damalige Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl bekannt, dass Mvogos Konkurrent Peter Gulasci die Nummer 1 bleiben wird, und auch Hasenhüttls Nachfolger Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann zogen den Ungaren Mvogo vor.
Auch in dieser Saison ist die Bilanz wieder ernüchternd: Zwei Einsätze im Cup, aber kein einziger in der Bundesliga und in der Europa League. Zu wenig für Mvogo, der gegenüber dem «Blick» Ende Oktober klar machte: «Ich will weg!» Doch einen Wechsel im Winter wird es wohl trotzdem nicht geben, da Leipzig gemäss dem «Kicker» Mvogo nicht abgeben will. Somit droht dem dritten Goalie der Nati ein weiteres gutes halbes Jahr auf der Bank. Sollte Mvogo weiterhin nur sporadisch spielen, könnte sich Petkovic vielleicht sogar dafür entscheiden, ihn nicht für die EM aufzubieten.
Rodriguez und Xhaka werden wieder spielen und sonst wohl im Winter wechseln.
Mvogo gehört längst nicht mehr in die Nati.
Die Verletzten werden ihre Spiele auch noch machen.
Also alles halb so wild.