Das Warten geht weiter. 58 years of hurt sind nicht lange genug. Immer noch ist der Triumph an der Heim-WM 1966 der einzige Titelgewinn Englands. «Es ist schwer in Worte zu fassen, wie wir uns alle jetzt fühlen», sagte Captain Harry Kane bei ITV.
Im EM-Final im Berliner Olympiastadion haben die Engländer lange nicht viel zu melden. Spanien macht die Musik und geht kurz nach Wiederbeginn in Führung. Die beiden Jungstars der Iberer sind dafür verantwortlich: Lamine Yamal, eben erst 17 Jahre alt geworden, passt zu Torschütze Nico Williams, eben erst 22 Jahre alt geworden.
Erst mit dem Rückstand kommen die Engländer besser ins Spiel und in der 73. Minute zum Ausgleich, Joker Cole Palmer hat gestochen. Die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate zeigt erneut ihre Comeback-Qualitäten: Auch im vierten K.o.-Spiel dieser Endrunde gelingt es ihr, einen Rückstand auszugleichen.
Doch irgendwann ist das Glück, das es für eine Wende manchmal auch benötigt, aufgebraucht. Vielleicht schon im Achtelfinal, als Jude Bellingham wenige Sekunden vor dem Ende mittels Fallrückzieher das 1:1 gegen die Slowakei erzielt und eine Verlängerung erzwingt.
Mikel Oyarzabal heisst der spanische Held des Abends, eingewechselt worden wie Palmer. Sein Tor zum 2:1 fällt in der 86. Minute – spät, für England zu spät, um noch einmal reagieren zu können. «Der späte Gegentreffer ist wirklich schwer zu verkraften», so Harry Kane. Zuvor sei England – ohne ihn, der ausgewechselt wurde – gut ins Spiel zurückgekommen.
«Es ist eine verpasste Chance», sagte Kane, der Bundesliga-Torschützenkönig von Bayern München, der mit England schon vor drei Jahren den EM-Final verloren hatte (im Penaltyschiessen gegen Italien). «Diese Endspiele sind nicht einfach zu erreichen. Du musst deine Chance nutzen und wir haben es wieder nicht geschafft. Das ist sehr schmerzhaft und wird noch lange wehtun.»
Trost kam umgehend vom Palast. «Alle, die schon einmal an sportlichen Aktivitäten teilgenommen haben, werden wissen, wie verzweifelt man sich nach einem solchen Ergebnis fühlen kann, wenn der Pokal so nahe war – und sie werden sich mir anschliessen und ihr Mitgefühl ausdrücken, auch wenn wir Spanien gratulieren», schrieb König Charles an Southgate und das Team. Er betonte, dass schon das Erreichen des Finals ein grosser Erfolg sei.
⚽️ His Majesty The King has written to Gareth Southgate and the @England team following their loss against Spain at the @EURO2024 final this evening.
— The Royal Family (@RoyalFamily) July 14, 2024
Read the letter below. pic.twitter.com/YTHYRfeR44
Wie es häufig der Fall ist, fasste Gary Lineker das Geschehene prägnant und korrekt zusammen. «Das ist eine schwere Niederlage für England, aber in gewisser Weise ist es ein Sieg für den Angriffsfussball», sagte der Ex-Internationale und heutige TV-Moderator bei der BBC.
Noch offen ist, ob Southgate, besonders während der EM-Gruppenphase scharf kritisiert, Nationaltrainer bleibt. Der frühere Nationalstürmer Alan Shearer glaubt, dass er nun abtritt. Southgate selber sagte, er denke nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um solch eine Entscheidung zu treffen. «Ich muss erst mit den richtigen Leuten sprechen. Aber nicht jetzt.» Es werde eine Weile dauern, bis alles verarbeitet sei.
Southgate betonte, er sei «sehr stolz auf meine Spieler», sie hätten im Turnier alles gegeben. «Wir waren nicht gut genug, um das Spiel zu gewinnen. Spanien war das beste Team. Kleine Fehler, ein guter Abschluss, das sind die Unterschiede in solchen Spielen.»
It's Coming Home? Die Engländer werden an der WM 2026 in Nordamerika den nächsten Anlauf nehmen, um ihren zweiten Titel zu gewinnen. «Der grösste Teil dieser Mannschaft wird dann und auch an der nächsten EM wieder dabei sein», blickte Gareth Southgate bereits voraus. «Es gibt viel, worauf man sich freuen kann, aber im Moment ist das kein Trost.»
Spass bei Seite: nach dem Ausgleich dachte ich: England spielt gut, sie können es tatsächlich schaffen. Dann haben sie wieder angefangen minimalistisch zu spielen und Spanien hat auf den Sieg gedrängt und sehr verdient die EM gewonnen.
Persönlich finde ich das super! Ich will den Stil von Frankreich und England nicht mehr sehen. Die Zukunft gehört dem Stil von Spanien, Deutschland und auch der Schweiz.
Wenn ich mir überlege was bei England und Frankreich für Potenzial auf dem Platz steht und wie unattraktiv gespielt wird… Trainerwechsel !!!