Auf Servette warten anspruchsvolle Tage: Die Genfer spielen am Donnerstagabend im vorletzten Spiel der Europa League gegen die AS Roma und am Sonntag in der Meisterschaft bei den Young Boys.
Noch ist der 3. Platz von Servette in seiner Europa-League-Gruppe nicht in Stein gemeisselt. Es besteht die kleine Möglichkeit, mit zwei Siegen und Schützenhilfe des noch sieglosen FC Sheriff Tiraspol an der AS Roma oder Slavia Prag vorbeizuziehen oder den Vorsprung gegenüber den Moldawiern noch einzubüssen. Aber alles spricht dafür, dass Servette als Gruppendritter im nächsten Jahr die Sechzehntelfinals der Conference League bestreiten wird.
Servette kann also den Match gegen den von José Mourinho trainierten italienischen Topklub mit einer gewissen Gelassenheit angehen. «Aber mit dem Ehrgeiz, ein gutes Resultat zu machen», betont Coach René Weiler. «In einem vollen Stadion gegen eine grosse Mannschaft ist es unsere Pflicht, eine starke Leistung abzuliefern, auch wenn wir die Partie gegen die Young Boys im Hinterkopf haben.» Ein achter Sieg in Folge in der Super League könnte am Sonntag in Bern die Tabellenführung bringen.
Die AS Roma wird indes zum ersten Mal in der europäischen Saison mit dem ihrem Trainer José Mourinho an der Seitenlinie antreten. Der für sein Temperament bekannte Portugiese hatte den Schiedsrichter im Anschluss an den verlorenen Europa-Cup-Final gegen Sevilla bis in die Tiefgarage verfolgt, um seinen Unmut kundzutun – diese Aktion brachte ihm vier Spielsperren ein. An der Medienkonferenz vor dem Spiel gab «The Special One» den Servettiens noch einen nicht ganz ernstgemeinten Tipp mit auf den Weg:
Vor dem Spitzenspiel im Wankdorf soll gegen die AS Roma der Eindruck aus dem Hinspiel korrigiert werden. Damals gingen die Servettien sang- und klanglos mit 0:4 unter. «Wir hatten ihnen zu viele Räume zugestanden», erinnert sich Weiler. «Aber es ist natürlich schwierig, gegen einen Gegner mit solch starken Spielern gut zu verteidigen.» In Genf dürften Belgiens Rekordtorschütze Romelu Lukaku und Argentiniens Ausnahmekönner Paolo Dybala das römische Sturmduo bilden. Auf Schonungen dürfte Mourinho verzichten, schliesslich geht es für ihn und sein Team noch um den Gruppensieg und den direkten Einzug in die Achtelfinals.
Ob auch Weiler seine besten Spieler in die Partie schickt oder doch dem einen oder anderen im Hinblick auf den Sonntag eine Pause aufzwingt, ist offen. Mit Goalie Joël Mall, Bradley Mazikou, David Douline und Enzo Crivelli fehlt ein Quartett schon mal verletzungsbedingt.
Weiler ist vor dem zweiten Duell mit der AS Roma positiv eingestellt: «Ich sehe die Fortschritte, die wir gemacht haben. Wir spielen viel kompakter. Wir sind solider und gleichzeitig kreativer.»
Seit dem 0:4 in Rom hat Servette neun Spiele ohne Niederlagen aneinandergereiht. Da wäre ein siebter Sieg im Europacup gegen eine Mannschaft aus einer Top-5-Liga eine schöne Krönung der letzten erfolgreichen fast zwei Monate. Die letzten solchen Exploit gelangen unter Lucien Favre 2001 gegen die Spanier aus Saragossa und die Deutschen von Hertha Berlin.
Lugano benötigt am Donnerstagabend im norwegischen Bodö, am nördlichen Polarkreis, einen Sieg, um in der Conference League noch realistische Chancen auf den Einzug in die Sechzehntelfinals zu haben.
Es ist die Reise, die man als Europacup-Teilnehmer lieber früher im Jahr antritt. Dann, wenn die Sonne noch etwas länger scheint und die Temperaturen nicht ganz so tief sind. Am Donnerstag wird in Bodö die derzeit 20 Stunden lange Nacht längst angebrochen sein, wenn die Luganesi das 8'000 Zuschauer fassende Stadion betreten. Bei gefühlten minus 14 Grad, wie es auf der Homepage der Tessiner heisst, wird der Cupfinalist versuchen, seine letzte Chance im Rennen ums Überwintern im Europacup zu nutzen.
Mit einem Sieg würde der FC Lugano am drei Punkte vor ihm liegenden Bodö/Glimt vorbeiziehen und könnte mit einem weiteren Sieg in seinem Europacup-Heimstadion in Zürich zwei Wochen später gegen Besiktas Istanbul voraussichtlich das Weiterkommen sichern. Ein Remis beim vor zwei Wochen norwegischer Meister gewordenen Klub würde das Ausscheiden wohl nur hinauszögern, zumal Lugano neben drei Punkten Rückstand auch die um fünf Treffer schlechtere Tordifferenz aufweist.
Dass Bodö/Glimt trotz einiger hochdotierter Spieler wie der junge Däne Albert Grönbaek spielerisch in Reichweite liegt, weiss Lugano vom Hinspiel. Vor gut zwei Monaten auf dem kaum bespielbaren Rasen im Letzigrund stand das Team von Trainer Mattia Croci-Torti dem Sieg näher als die Norweger. Auch aus dem letzten Wochenende kann Lugano Mut schöpfen: Mit dem 5:0 in Yverdon beendete es seine belastende Serie von fünf Ligaspielen ohne Sieg.
(kat/sda)
Mourinho hat sich tatsächlich mit Servette auseinandergesetzt und kennt die Wichtigkeit vom Yb spiel…
Ein bisschen Sarkasmus musste sein