In Bestbesetzung sind die Schweizer am Mittwochmittag nicht ins Nati-Camp eingerückt. Für das sonntägliche EM-Qualifikationsspiel gegen Weissrussland in St. Gallen fehlt nun mit einer Kopfverletzung Noah Okafor und Ruben Vargas plagen die Adduktoren. Nationalcoach Murat Yakin ersetzte das Duo mit Andi Zeqiri und Uran Bislimi. Schon länger war klar, dass Nico Elvedis Ausfall (Knie) mit Eray Cömert kompensiert wird.
Es bleibt bei diesem Zusammenzug dabei, dass er alles andere als perfekt verläuft – und nach dem verständlicherweise abgesagten Israel-Spiel zwei Tage verspätet begann. Laut Pierluigi Tami, dem Direktor der Nati, hätte der Montag und Dienstag vor dem Gastspiel in Tel Aviv aber ohnehin der Regeneration gegolten. Nun fand sie in etwas anderer Form statt.
Nichtsdestotrotz hielt der Schweizer Fussballverband SFV zum Start des Zusammenzugs am öffentlichen Training im GC-Campus in Niederhasli fest. Es erwies sich als richtiger Entscheid: 2300 Zuschauende und damit gefühlt mehr als bei einem GC-Heimspiel kreischten am frühen Abend nach der einstündigen Übungseinheit hinter der Bande bei ihrer Selfie- und Autogrammjagd. Die Spieler kamen den Wünschen gerne nach.
Die EM-Qualifikationspartie gegen Israel soll am 15. November nachgeholt werden auf Geheiss der UEFA, die hierfür nicht das Einverständnis des SFV einholen musste; drei Auftritte während eines Länderspielfensters sind erlaubt. Tami sagt: «Sportlich sind wir mit dieser Lösung nicht zufrieden, sie ist eine Herausforderung.» Weil die Schweiz im November zuerst auswärts (auf Zypern?) antreten muss, dann in Basel und zum Schluss in Rumänien.
Die andere abgesagte Partie der Israelis, jene gegen den Kosovo, soll wohl im Dezember stattfinden, womit der europäische Fussballverband dem Land, das in einen Krieg hineingezogen wurde, die Möglichkeit erhielte, sich auf sportlichem Weg für die EM 2024 zu qualifizieren. Ob dieser Plan durchgezogen werden kann, ist zu hoffen und bleibt dahingestellt.
Offen ist auch weiterhin, wie die Nati in Zukunft ihre Zusammenzüge gestalten kann. Es gab im November 2018 den «Heusler-Bericht». Nach der WM in Russland war der frühere Basel-Präsident Bernhard Heusler mit seiner Beraterfirma vom Zentralvorstand des SFV beauftragt worden, die Strukturen im Umfeld der Nati nach der unruhig verlaufenen WM in Russland zu untersuchen. Heusler regte hernach in einem Optimierungsvorschlag an, künftig auf ein nationales Sportzentrum zu setzen, wie das Frankreich oder Portugal haben und das 2022 auch in Deutschland mit beträchtlichen Mehrkosten eröffnet wurde.
Beim letzten Zusammenzug kritisierte gerade Captain Granit Xhaka die Qualität der Trainingsplätze. Tami sagt: «Seine Kritik war berechtigt und zeigt umso mehr, dass wir dieses nationale Zentrum brauchen.» Es soll dann höchsten Ansprüchen genügen und Trainingsplätze wie Unterkunft enthalten, und offenbar ist man hier bereits einen Schritt weiter: In der Endausmarchung wird laut Tami zwischen den Orten Chur, Cham und Murten entschieden, das weitere dann folgen.
Entschieden hat sich auch der für St.Gallen spielende Mihailo Stevanovic, der sich nach Gesprächen mit dem SFV dem serbischen Verband anschliesst und einem U21-Aufgebot Folge leistet. Derweil sagt Tami, mit Filip Ugrinic habe man ein gutes Einvernehmen - er ist derzeit verletzt und wäre beim Schweizer Nationalteam und nicht bei jenem der Serben.
Zu guter Letzt sagt Tami, dass er nicht in Kontakt mit Trainer Lucien Favre gestanden habe. «Diese Information ist falsch.» Das Gerücht kam zuletzt aber auf, als Xhakas kritische Worte auch auf Yakin zurückfielen. Ganz abwegig scheint der Name Favre nicht, die Woche ist aber so schon aussergewöhnlich genug. (aargauerzeitung.ch)