
Die Situation des FC Basel nagt an ihm: Präsident David Degen.Bild: keystone
Der Präsident des FC Basel ruft in einer Fernsehsendung den Abstiegskampf aus, erklärt noch einmal die Entlassung von Timo Schultz und sagt über seine Amtszeit: «Wir hätten viel demütiger auftreten müssen.»
12.10.2023, 06:5012.10.2023, 06:50
Christoph Kieslich / ch media
Eine knappe Stunde lang hat sich David Degen am Mittwochabend beim Bezahlsender «Blue» zum Zustand des FC Basel geäussert. Die wesentlichen Aussagen des Präsidenten…
… über die aktuelle Verfassung des FC Basel als Tabellenschlusslicht:
«Wir befinden uns im Abstiegskampf. Dem müssen wir uns stellen, und die Spieler müssen das akzeptieren. Es ist jetzt viel mehr gefragt als Schönwetterfussball. Sondern Einsatzwillen, an sich glauben, positiv bleiben, zusammenfinden. Wir müssen so schnell wie möglich da raus. Das geht nur über harte Arbeit.»
… über die Reaktionen der Fans nach der Heimpleite gegen Aufsteiger Lausanne-Ouchy:
«Es war schon vorher eine sehr angespannte Situation. Das wurde während des Spiels immer schlimmer. So habe ich die Muttenzerkurve noch nie erlebt. Das ging mir sehr nahe. Und das darf nie mehr passieren. Bei den Grundtugenden darf man keine Kompromisse machen. Deshalb verstehe ich jeden frustrierten Fan.»
… zur Auswahl von Trainer Timo und seiner Entlassung:
«Heiko Vogel hatte zwei Kandidaten. Der zweite war Timo Schultz. Er hat sich top präsentiert, hat die Mannschaft auseinandergenommen, jeden Spieler. Das war eindrücklich. Dennoch kamen sehr früh erste Zweifel auf. Beim Ausscheiden gegen Tobol Kostanay etwa haben Grundprinzipien auf dem Platz gefehlt. Und die Ausrede war: Die da oben machen ihren Job nicht, die Transfers sind nicht da. Jemand, der Timo Schultz nahesteht, meinte, er sei nicht mehr sich selbst gewesen. Deshalb hat sich leider früh abgezeichnet, dass wir uns getäuscht haben, dass es ein Irrtum war. Dem haben wir uns gestellt.»
… zur erneuten Installation von Sportdirektor Heiko Vogel als Trainer bis auf weiteres:
«Heiko Vogel hat Anfang August den Markt sondiert. Und Heiko kam zum Schluss, dass er es selbst macht und die Verantwortung übernimmt. Ich habe zwar mal in einem Interview gesagt, dass ich ihn nicht mehr an der Seitenlinie sehen will. Aber unter dem Strich kennt er die Mannschaft zu hundert Prozent, er hat die neuen Spieler geholt und weiss, wie sie wieder auf die Beine kommen.»

«Heiko Vogel ist unser Trainer» - David Degen macht deutlich, dass der FC Basel nicht auf Trainersuche ist.Bild: keystone
… zur Frage, ob der FCB aktuell einen neuen Trainer sucht:
«Nein, wir suchen keinen Trainer. Heiko Vogel ist unser Trainer. Ich kann nur gut über ihn sprechen. Er ist impulsiv, klar, aber ein positiver Mensch. Jetzt umso mehr. Und es ist jetzt ganz klar seine Verantwortung, die Mannschaft aus der Tabellensituation herauszuführen.»
… zur Frage, ob ein neuer Sportdirektor als Nachfolger von Vogel gesucht wird:
«Stand jetzt nein. Wir wollen alles sauber analysieren und die richtigen Schlüsse ziehen.»
… über die Strategie des FCB:
«Wir haben den Klub vor zweieinhalb Jahren quasi als Blackbox übernommen. Unsere Strategie war, den FCB wirtschaftlich gesund aufzustellen. Wir haben niemanden, der für Verluste das Portemonnaie aufmacht. Es hat damals überall rausgeblutet, und diese Blutung, den Abfluss des Cash Flow, mussten wir stoppen. Das strukturelle Defizit haben wir von rund 35 Millionen runtergebracht. Nächstes Jahr werden wir bei rund acht Millionen sein. Unsere Strategie ist zu hundert Prozent aufgegangen. Wir haben in zwei Jahren 90 Millionen Transfererlös generiert. Damit sind wir aber noch nicht am Ziel.»
… über die Kommunikation des Klubs und seiner Ziele:
«Wir haben einiges falsch gemacht und zu hohe Erwartungen geschürt. Wir haben auch, was das Personal angeht, zwei, drei Fehlentscheide getroffen. Wir sind nicht perfekt, wir machen auch Fehler. Wir hätten vor zweieinhalb Jahren viel demütiger auftreten müssen, damit die Leute begreifen, dass wir den Klub zuerst nachhaltig finanziell auf stabile Beine stellen müssen, um daraus wieder wachsen zu können.»
… über seine eigene Verfassung:
«Ich habe zuletzt sehr schlecht geschlafen. Die letzten Spiele haben mir persönlich sehr zugesetzt. Denn ich bin einer, der nicht verlieren kann. Das hat wehgetan.»
… ob er schon daran gedacht habe, den Bettel hinzuschmeissen:
«Ich will jetzt kein Fass aufmachen, aber ich habe in den zweieinhalb Jahren eigentlich nie den Kredit bekommen, den man bekommt, wenn man so viel ‹Skin in the Game› hat wie ich. Über das Geld, die Emotionen, die schlaflosen Nächte, das Leiden. Ich stehe am Morgen auf und mache alles, damit dieser Klub auf die Beine kommt.»
(Anmerkung: Im Glossar zu New Work, dem neuen Verständnis von Arbeit und neuen Arbeitsformen, wird «Skin in the Game» in etwa so definiert: Bei unternehmerischen Entscheidungen ein persönliches Risiko einzugehen; und dass es schmerzlich wird, wenn es schiefgeht.)
… über Stimmen, die seinen Rücktritt fordern:
«Mein Ego wird nie jemanden im Weg stehen.»
… zur Frage, bei welchem finanziellen Angebot er den Klub verkaufen würde:
«Das ist eine hypothetische Frage. Es gibt keine Angebote und wir suchen das auch nicht. Wichtig ist, dass der Klub in Basler Händen ist«.» Und auch wenn die Situation an uns allen nagt, versuchen wir das Beste.»
Quelle:
Die komplette Sendung (50 Minuten) gibt es bei «blue News».
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quelle: keystone / peter klaunzer
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