Mykhailo Mudryk, Benoît Badiashile und João Felix. Das sind nur drei der Neuzugänge, welche Chelsea im Winter vermeldet hat. Fast 180 Millionen Euro haben die «Blues» im Winter ausgegeben – mehr als alle anderen Klubs der fünf Topligen zusammen. Insgesamt hat Chelsea in dieser Saison ein Transfer-Minus von über 400 Millionen Euro. Und so fragen sich viele Fussballfans einmal mehr: Wieso dürfen sie das? Widerstrebt das nicht dem Financial Fair Play oder dessen Nachfolgereglement? Wann schreitet die UEFA ein?
Achtmal wurde das Klublizenzierungs-Reglement der UEFA für Klubs, die an der Champions, Europa oder Conference League teilnehmen, bereits überarbeitet. Zuletzt trat im Juni 2022 das neue Reglement zu finanzieller Nachhaltigkeit in Kraft. Dieses Regelwerk ist der Nachfolger des Financial Fair Play, welches unter diesem Namen nicht mehr existiert. Nun könnte es zur nächsten Änderung im Reglement kommen – vor allem aufgrund des Verhaltens des FC Chelsea. Doch der Reihe nach.
Das Financial Fair Play (FFP) wurde im Jahr 2013 von der UEFA eingeführt, um «die finanzielle Gesundheit des europäischen Klubfussballs zu verbessern». Das Ziel des FFP ist ganz einfach: Es soll verhindern, dass Klubs mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen.
Da die Umsetzung dieses Ziels doch nicht so einfach ist, wie anfangs gedacht, wurde das FFP im letzten Sommer durch das Konzept der UEFA für finanzielle Nachhaltigkeit in den Klubs ersetzt.
Bei einem Verstoss gegen die UEFA-Auflagen zur finanziellen Nachhaltigkeit drohen den Klubs unterschiedliche Strafen. In Artikel 29 der Verfahrensregeln für die UEFA-Finanzkontrollinstanz sind diese wie folgt aufgelistet:
Die AC Milan wurde im Jahr 2019 aufgrund von Verstössen gegen das FFP für eine Saison von sämtlichen Wettbewerben der UEFA ausgeschlossen.
Ebenfalls bestraft wurden beispielsweise die Wolverhampton Wanderers 2020. Die Engländer wurden wegen zu hoher Ausgaben von der UEFA ebenfalls sanktioniert. Das Team durfte für die damals aufgrund der Corona-Pandemie in einer Finalrunde ausgetragene Europa-League-K.o.-Phase nur 23 statt der üblichen 25 Spieler melden.
2020 standen plötzlich auch Paris-Saint-Germain und Manchester City unter Beobachtung der UEFA. Die UEFA schloss Manchester City wegen Verstössen gegen das Financial Fairplay für zwei Jahre von allen kontinentalen Wettbewerben aus. Anders als die anderen beiden Klubs zogen die «Citizens» das Urteil jedoch weiter. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) entschied dann, die Sperre gegen den aktuellen englischen Meister wieder aufzuheben. Diese ist laut dem CAS «unangemessen» gewesen.
Es gibt nicht nur eine Ausgabebeschränkung der UEFA, sondern auch jeder einzelne Verband hat zusätzlich seine eigenen Regeln. In der Premier League gilt beispielsweise die Regelung, welche es den Klubs erlaubt, einen Verlust in Höhe von bis zu 120 Millionen Euro auf drei Jahre verteilt zu erleiden.
Die Regelung der UEFA sieht allerdings etwas anders aus. Ab der Saison 2023/24 dürfen die Klubs nur noch 90 Prozent ihrer Einnahmen ausgeben. Ab 2024/25 dann 80 Prozent und in den darauffolgenden Jahren schliesslich nur noch 70 Prozent.
Die neuen Regelungen sollen laut UEFA-Präsident Aleksander Ceferin dabei helfen, «das Spiel zu schützen und es vor zukünftigen Schocks zu bewahren. Während es die Vereine dazu ermutigen soll, rational zu wirtschaften und so die Nachhaltigkeit des Fussballs zu fördern.»
Dem FC Chelsea ist es nun allerdings gelungen, ein Schlupfloch im Reglement zu finden. Der Klub aus London hat alleine in dieser Saison bereits 460 Millionen Euro für Transfers ausgegeben und lediglich 56,5 Millionen Euro durch Spielerverkäufe eingenommen. Die Transferbilanz der «Blues» der letzten drei Jahre sieht auch deshalb nicht sehr rosig aus. Etwa 825 Millionen Euro investierte der Klub in neue Spieler und lediglich rund 238 Millionen Euro wurden durch Verkäufe von Spielern eingenommen. Das macht ein Transfer-Minus von 587 Millionen Euro. Und trotzdem droht ihnen keine Strafe.
Dass der FC Chelsea trotz der immer strenger werdenden Auflagen der UEFA und der hohen Ausgaben in den letzten Jahren Transfers wie den des Ukrainers Mykhailo Mudryk für 100 Millionen Euro von Schachtar Donezk tätigen kann, hat einen einfachen Grund.
Im Regelwerk der UEFA zur finanziellen Stabilität ist unter Abschnitt G.3 Folgendes zu lesen: «Für jede einzelne Spielerregistrierung ist das gesamte Abschreibungsvolumen systematisch über deren Nutzungsdauer zu verteilen. Dies wird durch die systematische Verteilung der Kosten des Vermögenswertes als Aufwand ab dem Datum des Erwerbs der Spielerregistrierung über die gesamte Laufzeit des Vertrags des jeweiligen Spielers erreicht.»
Konkret bedeutet das, dass die Ablösesumme, die ein Klub für einen Spieler bezahlt, in der Bilanz auf die Jahre, die der Spieler im Klub unter Vertrag steht, verteilt wird. Dies machte sich der FC Chelsea nun zunutze. Die Londoner gaben den meisten ihrer Einkäufe in dieser Saison Verträge mit einer Laufzeit bis mindestens 2028. Der Vertrag von Mudryk läuft gar bis 2031.
Doch was steckt genau dahinter? Der zweifache Champions-League-Sieger nutzt die Regeln aus. Denn das Volumen des Transfers verteilt sich auf die Laufzeit des Vertrages des Spielers. Das bedeutet am Beispiel von Mudryk, welcher eine Vertragslaufzeit von achteinhalb Jahren hat, dass die Transfersumme von 100 Millionen Euro auf diese Zeit verteilt wird. Demzufolge fliessen jährlich lediglich knapp zwölf Millionen Euro in die Bilanz ein.
Wie nun The Times berichtet, will die UEFA das Reglement dementsprechend nochmals anpassen. Die UEFA möchte jetzt die Regel einführen, dass Verträge auf eine maximale Dauer von fünf Jahren beschränkt werden. Dadurch könnten Klubs wie der FC Chelsea extrem lange Vertragslaufzeiten nicht mehr dafür nutzen, um ihre Bilanzen im Rahmen des Erlaubten zu halten.
Verträge mit einer solch langen Laufzeit, wie sie der FC Chelsea aktuell vergibt, bieten natürlich auch einige Risiken, sowohl für den Klub als auch für den Spieler selbst. Mykaylo Mudrik verdient beim FC Chelsea laut The Athletic pro Jahr etwa 5,6 Millionen Euro. Das Jahresgehalt des Ukrainers wird sich über die gesamte Vertragslaufzeit nicht erhöhen, was für den Spieler oder den Klub zu einem Problem werden könnte.
Sollte Mudryk sein volles Potenzial ausschöpfen können, hätte der FC Chelsea alle Trümpfe in der Hand. Der Klub hätte dann in drei bis vier Jahren immer noch einen jungen Flügelspieler auf Top-Niveau für ein vergleichsweise niedriges Gehalt. Hinzu käme, sollte der Ukrainer den Klub verlassen wollen, dass ein Klub sicher eine absurde Summe für ihn auf den Tisch legen müsste, da sein Vertrag dann immer noch eine lange Restlaufzeit hätte.
Was, wenn sich Mudryk allerdings nicht so entwickelt wie gedacht? Dann hat Chelsea einen Spieler über Jahre unter Vertrag, welcher ein ordentliches Salär bezieht, aber keine diesem entsprechenden Leistungen zeigt. Und zudem einen womöglich wertvollen Kaderplatz belegt.
Sowohl Mudryk als auch Benoit Badiashile oder Noni Madueke äusserten sich bislang nicht dazu, warum sie einen so langen Vertrag unterschrieben haben. Dennoch ist es natürlich auch logisch, dass ein langer Vertrag solch jungen Spielern eine gewisse Sicherheit für die Zukunft verspricht.
Mudryk sicherte sich mit seiner Unterschrift etwa 45 Millionen Euro, sollte er seinen Vertrag beim FC Chelsea vollumfänglich erfüllen. Doch heutzutage erfüllen nur noch die wenigsten Spieler ihren Vertrag wirklich. Wenn ein Spieler den Verein wechseln will, gelingt ihm das in den meisten Fällen auch trotz laufenden Vertrages. So wechselten beispielsweise Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund zu Barcelona oder Robert Lewandowski von Bayern München ebenfalls zu den Katalanen, indem sie ihrem Klub so lange Druck machten, bis dieser dem Wechsel schliesslich zustimmte.
Ja, der FC Chelsea bekam schon einmal eine Strafe aufgebrummt. Allerdings kam diese damals nicht von der UEFA, sondern von der FIFA. Hinzu kommt, dass die Strafe für den Londoner Klub nicht wegen finanzieller Verstösse zustande kam, sondern wegen der Verpflichtung von minderjährigen Spielern.
Damals wurde dem Klub eine einjährige Transferstrafe auferlegt, welche es ihm während zwei Transferphasen verbot, Spieler zu verpflichten.
War immer meine Taktik für gute Spieler im Fussball Manager😂