Die Münchner Arena darf beim EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben leuchten. Dies hat die UEFA am Dienstag offiziell mitgeteilt. Der Verband sei eine «politisch und religiös neutrale Organisation». Aufgrund des politischen Kontexts des Antrags müsse dieser abgelehnt werden. Die Stadien der EM-Gastgeber sollen nur in den Farben der Teilnehmerländer und der UEFA leuchten.
Das Stadion bunt leuchten zu lassen hätte ein Zeichen für Offenheit und Toleranz sein sollen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter forderte den Europäischen Fussballverband und den DFB am Montag in einem Brief dazu auf, dieses «Signal für unser gemeinsames Werteverständnis» zu ermöglichen. Der SPD-Politiker bezog sich auf die «Einschränkungen, die in Ungarn zulasten der Rechte von sexuellen Minderheiten gegeben sind». Erst in der vergangenen Woche hatte Ministerpräsident Viktor Orban mehrere Gesetze geändert, um die Information über Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit zu verbieten, die für Kinder und Jugendliche zugänglich sein könnten.
How it How it's
— Timo (@IrrelevantTimo) June 21, 2021
started going#UEFA pic.twitter.com/2RgP9KNg7I
Die Idee wusste breite Unterstützung hinter sich: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hätte das «Signal, das für die Freiheit unserer Gesellschaft steht» begrüsst. Auch Leon Goretzka, deutscher Nationalspieler, sprach sich dafür aus, das Stadion in Regenbogenfarben leuchten zu lassen: «Ich halte es für eine tolle Idee. Ich freue mich über jedes Zeichen, das gesetzt wird.» Selbst Willy Orban, Innenverteidiger von Ungarn, äusserte sich positiv über die Pläne. Ihm würde es gefallen, «wenn die Lampen bunt leuchten würden.»
Trotz dieser Bekundungen lehnte die UEFA den fraktionsübergreifenden Antrag der Stadt München ab. Der Appell des Oberbürgermeisters, die mediale Reichweite der Europameisterschaft dazu zu nutzen, «sich nachdrücklich und sichtbar für Toleranz und Gleichstellung einzusetzen», verpuffte wirkungslos.
"What do you think of UEFA’s decision?"
— Thomas Berg (@koldsmed) June 22, 2021
I think that the Munich city council should do it anyway – from the episode with Eriksen, we've learned that the game will be played no matter what. 🏳️🌈 https://t.co/DsAr0sFYCE
Ein Kommentar im österreichischen «Der Standard» vermutet den Grund darin, dass der von Viktor Orbans Getreuen geführte ungarische Fussballverband bei der UEFA in der Gunst steht. Im Frühling sprang Budapest für die Austragung einiger Champions-League-Achtelfinalspiele ein, da Mönchengladbach und Leipzig ihre englischen Gegner aufgrund der Einreisebeschränkungen nicht im eigenen Stadion empfangen durften. Die UEFA sei Orban die Unterstützung schuldig.
Die ungarische Regierung reagierte nach Bekanntwerden der Pläne verärgert. Aussenminister Peter Szijjarto verglich das Vorhaben mit den Olympischen Spielen 1936 in Berlin als Adolf Hitler eine Propagandaveranstaltung daraus machte: «Es ist äußerst schädlich und gefährlich, Sport und Politik zu vermischen. Die historische Erfahrung zeigt, dass das eine schlechte Sache ist, und allen voran die Deutschen wissen das genau.»
Viktor Orbán decides what colours light up Munich football stadium now, @UEFA?
— Guy Verhofstadt (@guyverhofstadt) June 22, 2021
Time to practice the values you preach! #LightUpMunich#GERHUN #EURO2020 https://t.co/RycfCO9i0n
Trotz des Verbots werden in München am Tag des Spiels Regenbogenfahnen zu sehen sein. Vor dem Rathaus werden diese wehen. Auch in Frankfurt und Köln ist ein Zeichen der Solidarität mit der LGBTQIA+-Community geplant. Da das Stadion am Austragungsort nicht bunt leuchten darf, werden Eintracht Frankfurt und der 1. FC Köln ihre Heimstätten in den Regenbogenfarben erhellen. Axel Hellmann, Vorstandssprecher der Frankfurter, forderte die Vertreter der anderen Bundesligaklubs auf, es ihnen gleichzutun.
Wenn München am Mittwoch nicht darf, dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga! Der Deutsche Bank Park schaltet zum Spiel gegen Ungarn den Regenbogen 🌈 an. Das Waldstadion bleibt bunt! #EURO2020 #GERHUN #Vielfalt #SGE #Eintracht
— Axel Hellmann (@Hellmann1899) June 21, 2021
Die UEFA bot der Stadt München an, das Stadion am 28. Juni oder zwischen dem 3. und 9. Juli in Regenbogenfarben zu beleuchten. An diesen Tagen finden keine EM-Spiele in der Arena statt.
über die zahlreichen Hitlergrüße der ungarischen Ultras wird zeitgleich kein Wort verloren. Da wird während der Liveübertragung lediglich verlegen mit der Kamera etwas weggeschwenkt.
Eine Schande.
Liebe Münchner, es hat in der Geschichte des Knöpfedrückens schon viele "Unfälle" gegeben. Vielleicht passiert ja hier so ein Unfall. Und dann klemmt dieser Knopf... und der Servicetechniker hat leider erst kurz nach dem Spiel einen Termin frei.
Ich meine, es ist schon unfassbareres passiert.