Erst 13 und schon Profi: Der US-Fussball hat einen neuen Wunderknaben
13 Jahre, 5 Monate und 13 Tage alt. So jung war der Amerikaner Da'vian Kimbrough, als er am Dienstag seinen ersten Profivertrag unterzeichnet hat. «Er ist ein bemerkenswertes Talent, das sich seinem Traum, ein Spitzenspieler zu werden, verschrieben hat», liess der General Manager des kalifornischen Zweitligisten Sacramento Republic verlauten.
Dort spielt Kimbrough seit zwei Jahren im Nachwuchs und dabei hat er offensichtlich mächtig Eindruck gemacht. Kein Weg eines jungen Spielers an die Spitze sei gleich wie der Weg eines anderen, betonte Sacramentos Cheftrainer Mark Briggs. Der Engländer tingelte einst als Mittelfeldspieler durch untere englischen Ligen und kickte auf Malta.
Über sein Nachwuchstalent Kimbrough sagte Briggs: «Da'vian hat enorme Konzentration, Engagement und Hingabe sowie die Bereitschaft gezeigt, den anspruchsvollen Weg, der vor ihm liegt, in Angriff zu nehmen. Unser Ziel ist es, ihn weiterhin zu unterstützen und ihm zu helfen, als Spieler und als Mensch zu wachsen.» Den Richtlinien des Klubs entsprechend wurden keine Details zur Vertragslaufzeit und zum Gehalt gemacht.
«Ich bedanke mich bei meinen Eltern und meinen Grosseltern dafür, dass sie mich immer unterstützt haben», sagte das Talent an einer Medienkonferenz. Sein Vater Domonique sprach von einem surrealen Moment: «Manchmal kann man Dinge nicht erklären. Aber ich weiss, dass er sehr hart dafür gearbeitet hat. Und dass nun ein Traum wahr wird, ist wunderschön.»
MVP in der «Champions League für U13-Teams»
Der Stürmer ist bereits 1,80 m gross und wiegt rund 70 Kilogramm. Zuletzt machte er zahlreiche Scouts vor zwei Monaten am Bassevelde Cup auf sich aufmerksam, einem Nachwuchsturnier in Belgien, das mit dem Spitznamen «Champions League für U13-Teams» kokettiert. Dort wurde Kimbrough, der als Gastspieler die New York Red Bulls verstärkte, zum besten Spieler des Turniers gewählt. Auch dank seiner sechs Tore triumphierte das US-Team.
Die Liste mit früheren am Turnier ausgezeichneten Spielern dient als guter Hinweis darauf, wie weit der Weg zum gefeierten Fussballprofi trotzdem noch ist. Zwar hat der Amerikaner mit Memphis Depay, der 2007 zum Turnier-MVP gekürt wurde, einen sehr prominenten Vorgänger. Aber auf der Liste finden sich seither auch viele Namen, die den Durchbruch auf höchster Stufe (noch) nicht geschafft haben:
- 2008: Nicolas Yonis (27, Niederlande)
Brachte es auf sieben Teileinsätze in der vierthöchsten niederländischen Liga und beendete die Karriere 2019. - 2009: Charly Musonda Jr. (26, Belgien)
Durchlief den Nachwuchs von Chelsea, erhielt einen Profivertrag und wurde oft ausgeliehen, u.a. an Betis Sevilla und Celtic Glasgow. Seit 2022 bei UD Levante. - 2010: Alexis Meva (25, Kamerun)
Lange im Nachwuchs des FC Barcelona, spielt heute in der Schweiz in der 2. Liga Inter bei Stade-Payerne.
- 2011: Mees de Wit (25, Niederlande)
Schaffte den Durchbruch und ist in Alkmaar Linksverteidiger in der Eredivisie mit Einsätzen im Europacup. - 2012: Michiel De Looze (24, Belgien)
Brachte es auf Einsätze in der zweithöchsten belgischen Liga, verteidigt aber nur noch viertklassig beim Klub mit dem schönen Namen Rupel Boom.
- 2013: Martinez Ros Enric (23, Spanien)
Das Talent des FC Barcelona verschwand in der Versenkung der vierthöchsten spanischen Liga. - 2014: Adrian Bernabé (22, Spanien)
Verliess Barcelona, um im Nachwuchs von Manchester City den letzten Schliff zu holen, durfte bei den Profis ein paar Mal auf die Ersatzbank und spielt mittlerweile in der italienischen Serie B bei Parma. - 2015: Pablo Moreno (21, Spanien)
Noch einer aus der Barça-Akademie La Masia. Der Stürmer versuchte sich bei Juventus und Manchester City, hatte letzte Saison Teileinsätze für Maritimo Funchal in Portugals höchster Liga. - 2016: Karamoko Dembélé (20, England)
Verliess seinen Jugendklub Celtic Glasgow, nachdem er dort nicht mehr weiterkam, seit letzter Saison Ergänzungsspieler in der Ligue 1 bei Stade Brest.
Im Jahr 2017 wurde dann ein gewisser Pablo Paez Gavira zum besten Spieler des Nachwuchsturniers in Belgien gewählt. Den 19-jährigen Spanier kennt die Welt längst unter seinem Künstlernamen Gavi. Trotz seines jungen Alters ist er längst Nationalspieler und ein Hoffnungsträger beim FC Barceona.
Der Weg ist noch sehr weit
Es kann also aufgehen, wenn man als Bube ein herausragender Fussballer ist. Eine Garantie gibt es freilich nicht. Viel zu viele Stolpersteine lauern auf dem Weg zum Star. Mal setzt ein Trainer nicht auf einen, mal erleidet man im dümmsten Moment eine Verletzung, mal schmerzt die Trennung von der Freundin oder die Scheidung der Eltern, mal locken Ausgang und Alkohol – oder es fehlt schlicht die fussballerische Klasse, um es bis ganz nach oben zu schaffen.
Für Da'vian Kimbrough hängt der Himmel gerade voller Geigen. Mit seiner Unterschrift unter den Kontrakt mit dem Sacramento Republic FC wurde er zum jüngsten Sportler überhaupt, der jemals in einem US-Teamsport einen Profivertrag erhielt. Dieser erlaubt es dem Team, ihn in Spielen der USL Championship einzusetzen.
Die Liga ist eine Stufe tiefer angesiedelt als die MLS, in der Lionel Messi und Xherdan Shaqiri spielen. Sein Debüt könnte der Angreifer am Samstag geben, wenn Sacramento auf Birmingham Legion trifft.
Wie der Klub schreibt, wird der Trainingsplan des Youngsters von Sportmedizinern überwacht. Kimbrough werde nicht ausschliesslich mit der 1. Mannschaft trainieren, sondern auch weiterhin mit Nachwuchsteams. Und: Er wird vernünftigerweise auch nach wie vor die Schulbank drücken. Man weiss schliesslich nie, wie sich die Karriere eines 13-jährigen Wunderknaben entwickelt.