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Zwei Monate nach dem WM-Aus – die Analyse von Nati-Boss Pierluigi Tami

Switzerland's national soccer teams director Pierluigi Tami speaks with journalists during a mixed zone after a open training session of Swiss national soccer team in preparation for the FIFA Wor ...
Zwei Monate nach dem Aus bei der WM in Katar gibt Pierluigi Tami seine Erkenntnisse zum Abschneiden der Nati bekannt. Bild: keystone

Zwei Monate nach dem WM-Aus – die Analyse von Nati-Boss Pierluigi Tami

Zwei Monate nach dem bitteren 1:6 im Achtelfinal gegen Portugal präsentiert Pierluigi Tami seine WM-Analyse. Und er wagt einen Ausblick auf 2023 – das sind die wichtigsten Erkenntnisse.
03.02.2023, 06:37
Etienne Wuillemin / ch media
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Gut zwei Monate ist es her, seit die Schweizer Nationalmannschaft den WM-Achtelfinal gegen Portugal 1:6 verloren hat. Nun präsentiert Nati-Boss Pierluigi Tami seine WM-Analyse. Er sitzt im Haus des Schweizer Fussballs in Bern. Gut 100 Minuten dauern seine Ausführungen. Zunächst über das, was in Katar passiert ist. Danach über das, was die Nati 2023 erwartet.

Welche Erkenntnisse und Folgen hat die WM 2022?

«Ja, wir haben eine Ohrfeige kassiert», sagt Nati-Boss Pierluigi Tami, «aber es wäre nicht korrekt, das Jahr 2022 auf dieses 1:6 zu reduzieren.» Zwar hat die Schweiz das offizielle Ziel, den WM-Viertelfinal, nicht erreicht. Aber das Weiterkommen in einer Gruppe mit Brasilien, Serbien und Kamerun ist aller Ehren wert. «Es ist nie so, dass man nach einem Sieg alles richtig gemacht hat und nach einer Niederlage alles falsch», sagt Tami. «Erinnern wir uns an den EM-Achtelfinal 2021 gegen Frankreich. Kurz vor dem Penaltyschiessen treffen die Franzosen die Latte - die Geschichte hätte auch anders ausgehen können.»

Switzerland's midfielder Granit Xhaka, left, reacts after the Portugal's third goal during the FIFA World Cup Qatar 2022 round of 16 soccer match between Portugal and Switzerland at the Lusa ...
Im Achtelfinal gegen Portugal war für die Nati in Katar Endstation.Bild: keystone

Als unmittelbare Folge der WM wird der Verband einen neuen Konditionstrainer und einen Ernährungsberater verpflichten. «In den Vereinen ist das längst Standard, nun möchten wir den Spielern auch in der Nati eine gewisse Kontinuität ermöglichen», sagt Tami. Der neue Konditionstrainer wird den Nationalteams (inklusive Junioren) neu zu 100 Prozent zur Verfügung stehen. Ist man damit nicht etwas gar spät? «Stimmt, wird sind zehn Jahre zu spät», sagt Tami.

Eine Erkenntnis von Tami ist auch: Um vier Spiele innert sechzehn Tagen durchzustehen, ist die Schweizer Mannschaft derzeit noch nicht bereit. «Einzig Xhaka, Akanji, Sow und Freuler sind sich solch einen hohen Rhythmus gewohnt», sagt Tami. Zur Erinnerung: Im Achtelfinal gegen Portugal liefen die Schweizer insgesamt zehn Kilometer weniger als die Portugiesen.

Braucht es eine Aussprache Yakin und der Mannschaft?

Das 1:6 gegen Portugal hatte durchaus ein paar Umstände, die für Gesprächsstoff sorgten. Trainer Murat Yakin stellte auf eine Dreierkette um, weil mit Silvan Widmer ausgerechnet der einzige Rechtsverteidiger ausfiel. Dazu waren einige Aussagen von Spielern zumindest rätselhaft, vielleicht auch widersprüchlich. So, dass man sich fragte: Ist etwas kaputt gegangen zwischen Trainer und Spielern? Tami sagt: «Das passiert manchmal im Moment der Enttäuschung. Wir alle waren sehr traurig, niemand sah dieses 1:6 kommen. Aber ich bin sicher, dass die Mannschaft im 2023 mit Energie und mit vollem Fokus in eine neue Geschichte geht.» Seinen Optimismus schöpft Tami auch aus Gesprächen mit mehreren Spielern.

Hat Murat Yakin eine Job-Garantie?

Der Vertrag des Nationaltrainers läuft bis und mit EM 2024. Tami sagt: «Wir haben totales Vertrauen in Murat Yakin.» Vor allem in der Westschweiz gab es nach der WM einige Stimmen, die Yakins Entlassung forderten. Das ist absurd. Und dem Umstand geschuldet, dass nur zwei Romands an der WM dabei waren. Sollte die Schweiz die EM wider Erwarten verpassen, könnte die Zusammenarbeit mit Yakin beendet werden. Viel wahrscheinlicher hingegen ist, dass sich die Schweiz souverän für die EM qualifiziert und Yakin im kommenden Sommer bereits einen neuen Vertrag bis Ende 2025 erhält.

epa10353612 Switzerland's head coach Murat Yakin arrives for a press conference at the University of Doha for Science and Technology training facilities in Doha, Qatar, 07 December 2022. Switzerl ...
Hat einen Vertrag bis nach der EM 2024 in Deutschland: Murat Yakin.Bild: keystone

Ist Granit Xhaka der richtige Captain?

An der WM stand Granit Xhaka wie so häufig stets im Mittelpunkt. Seine Jubel-Geste mit dem Trikot von Ardon Jashari hat für viel Wirbel gesorgt. Clever war die Aktion nicht. Folgen hat sie aber keine. «Es gibt keine Captain-Diskussion, weder für mich noch für Yakin», sagt Tami. Und dann fügt er an: «Die ständige Debatte um Identifikation beginnt mich langsam zu stören. Xhaka ist der Leader dieser Mannschaft. Er erfüllt seine Rolle zu 100 Prozent.» Tami und der Verband haben auch mit Xhaka die WM analysiert, also auch die Jashari-Aktion besprochen. «Aber das Thema ist erledigt.»

Switzerland's midfielder Granit Xhaka celebrates the victory and the qualification with the shirt of Switzerland's midfielder Ardon Jashari after the FIFA World Cup Qatar 2022 group G soccer ...
Mit seinem Jubel nach dem Spiel gegen Serbien sorgte Granit Xhaka mal wieder für Aufsehen.Bild: keystone

Ist die Qualifikation für die EM 2024 ein Muss?

Ja. Die Gegner heissen Weissrussland, Israel, Rumänien, Kosovo und Andorra. Der Gruppenerste und der Gruppenzweite qualifizieren sich für die EM 2024 in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli). Eine Nicht-Qualifikation würde ein heftiges Beben auslösen. Tami sagt: «Es stört mich, wenn die Gruppe als e‹infach› taxiert wird. Wir sind gut beraten, den Gegnern Respekt zu zollen und mit Bescheidenheit in diese Spiele zu gehen. Sonst kriegen wir eine zweite Ohrfeige.»

Gab es keine Möglichkeit, das Spiel gegen Weissrussland in Serbien zu verhindern?

Zu Beginn der EM-Qualifikation spielt die Schweiz am 25. März in Novi Sad, Serbien, gegen Weissrussland. Dies, weil die Weissrussen wegen des Kriegs ohne Publikum und auf neutralem Terrain spielen müssen. Der Fussballverband akzeptiert die Entscheidung der UEFA. Und doch bleibt die Frage, ob die Sicherheit der Spieler gewährleistet ist. Sind die Befürchtungen, die Schweiz werde einen ähnlichen Empfang erleben wie 2005 in der WM-Barrage gegen die Türkei übertrieben? «Ich hoffe es», sagt Tami. Und weiter: «Wir haben bereits einige Unterstützung vom serbischen Fussballverband bekommen für unsere Organisation.» Um Bemühungen nach Normalität zu untermauern, strebt der SFV auch ein offizielles Treffen mit Serbiens Verband an.

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33 Kommentare
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Posersalami
03.02.2023 08:17registriert September 2016
Kein Wort zur miserablen Entscheidung, mit ganzen zwei Aussenverteidigern an die WM zu fahren? Wenn ich mich recht erinnere, haben uns die Portugisen ein ums andere mal über die Flügel auseinandergenommen (vor allem rechts), weil dort kein adäquates Personal verfügbar war. Fernandes war die ärmste S** auf dem Platz und völlig verloren auf dieser Position. Ich mag vielleicht altmodisch sein, aber ich finde das jede Position doppelt besetzt sein muss an einer Endrunde..
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DerSeher
03.02.2023 07:54registriert März 2014
«aber es wäre nicht korrekt, das Jahr 2022 auf dieses 1:6 zu reduzieren.»

Doch eigentlich schon, am Ende wäre dies ja der Höhepunkt gewesen wo das ganze Jahr drauf hingearbeitet wurde.
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