«Mutig, innovativ und riskant zugleich» sei der neue Modus-Vorschlag, fasst Michael Wegmann zusammen. «Das Ei des Kolumbus ist auch er nicht. Wie soll er auch? Gäbe es den perfekten Modus, wäre dieser längst installiert. Was er mit Sicherheit nicht sein wird, ist fairer. Denn einen faireren Modus als den jetzigen, wo jeder viermal gegen jeden spielt, gibt's nicht. Dafür ist der Vorschlag ungleich attraktiver.»
Dass am Ende vielleicht nicht jene Mannschaft Meister wird, die über ein ganzes Jahr lang die beste war, sondern im entscheidenden Moment, kommt bei vielen nicht gut an. Der «Blick» meint: «Unfair? Nein. Wer sich in drei Playoff-Duellen durchsetzt, hat es verdient.» Und deshalb das Fazit: «Im Moment heisst es: Nur Mut zum Risiko! Und den Mutigen gehört bekanntlich die Welt.»
Florian Raz erinnert daran, dass der Schweizer Fussball seit 2003 und der Einführung der Zehner-Liga «seine erfolgreichste Zeit erlebt: Mit regelmässigen Teilnahmen von Klubs in der Champions League. Mit einer Nationalmannschaft, die seit 2004 nur gerade ein grosses Turnier verpasst hat. Und mit einem Zuschauerschnitt in der Super League, der hoch ist für ein Land der Grösse der Schweiz.» Allerdings hätten sich in den vergangenen Jahren und durch den Einstieg ausländischer Investoren (GC, Lausanne, Lugano) die Gewichte verschoben. Der Platz in der Super League sei enger geworden. «Vereine wie der FC Luzern fürchten im Fall eines Abstiegs um ihre Existenz und sind deswegen offener geworden für eine vergrösserte Liga.»
Mit dem Vorschlag, den offenbar die Mehrheit der Klubs mitträgt, seien die Diskussionen über den Modus bestimmt nicht verstummt, bis am 20. Mai darüber abgestimmt werde. «Bis dahin wird sicher noch heftig über das Playoff, die künftige Verteilung von TV-Geldern unter mehr Klubs und um mögliche Einnahmeverluste bei Heimspielen gestritten.» So sagt FCZ-Präsident Ancillo Canepa: «Die Einführung einer Playoff-Phase lehne ich strikt ab.»
«Zuweilen verwickelt sich fast die ganze Liga in den Kampf gegen den Abstieg. Das ist für Aussenstehende aufregend, aber für diejenigen beunruhigend, die in den Vereinen am Ende die Rechnung bezahlen», stellen Peter B. Birrer und Benjamin Steffen fest. Besonders von YB komme Gegenwehr. Die Berner seien gegen Playoffs, damit aber momentan in der Minderheit. Klar ist für die NZZ, dass auch der neue Vorschlag kaum die perfekte Lösung darstellt: «Die Frage ist einzig, ob und für wen die Albträume seltener werden. Ausbleiben werden sie nicht.»
(u.a. Aargauer Zeitung, St.Galler Tagblatt, bz Basel, Luzerner Zeitung)
«Der neu geplante Modus verspricht Spannung ohne Ende», kommentiert François Schmid-Bechtel euphorisch. Dass die Meisterschaft in drei Phasen und mit Playoffs entschieden werden soll, sei «ein genialer Wurf.» Er prophezeit: «Die Fussball-Revolution, die uns in der Schweiz bevorsteht, wird keine Verlierer produzieren. Der neue Modus, wenn er denn auch kommt, ist modern, dynamisch, komplex, sorgt jederzeit und in allen Tabellenlagen für Spannung, bietet den Verlierern eine zweite Chance und lässt die Sieger nie ruhig schlafen.»
Schmid-Bechtel bringt einen interessanten Vorschlag ins Spiel, um den Qualifikationssieg zu belohnen. Der Final um die Meisterschaft solle auf drei Siege gehen, wobei das beste Team der Regular Season mit einem Sieg Vorsprung in die Playoffs gehen soll. Es müsste also nur zwei Finalspiele gewinnen, der Gegner hingegen drei.
Ralf Meile hält fest, dass der Profisport heute wahrscheinlich mehr denn je ein Teil der Unterhaltungsindustrie sei. «Die Spiele werden ein Quoten-Garant sein und darum geht es letztlich. Mit Playoffs künstliche Spannung zu erzeugen, ist der Versuch der Super League, sich wieder mehr Gehör zu verschaffen. Es ist zumindest den Versuch wert.»
Auf der anderen Seite ist Philipp Reich der Meinung, dass die geplante Änderung «ein fataler Fehler» sei. «Playoffs können die wahren Stärkeverhältnisse im schlimmsten Fall komplett auf den Kopf stellen, was weder im Sinn der Zuschauer, noch in dem der Liga sein kann. Meister soll werden, wer über eine komplette Saison am konstantesten gespielt hat. Auch eine Aufstockung der Liga ist nicht nötig.»
«Seit der Mitteilung der Liga wissen wir, worum es geht», schreibt Nicolas Jacquier. «Mehr noch als um die Anzahl der Mannschaften war es das Format der Meisterschaft, das lange Zeit ein Problem darstellte und Reformen scheitern liess. Die Verantwortlichen glauben, dass sie dieses Problem nun gelöst haben, indem sie sich an den Erfolg der Eishockey-Playoffs anlehnen.»
Einige hätten den neuen Modus bereits als «amerikanische Revolution» bezeichnet, kommentiert Nicola Martinetti, da sie typische Merkmale des US-Sports aufweise. «Andere, die das Wort ‹Playoff› lasen, fragten sich für einen Moment, ob die Mitteilung der Swiss Football League nicht versehentlich die National League im Eishockey betraf.» Der neue Vorschlag sei in der Tat «innovativ und gewisser Weise sogar bahnbrechend.»
Die Super League wolle endlich anders daherkommen «und sie will dies so schnell wie radikal tun, indem sie sich von einem Modell löst, das heute als veraltet und nachteilig angesehen wird.» (ram)