Die Fans des FC Basel dürfen sich die Skorerliste der Super League nach der vierten Runde gerne einrahmen. Gleich die ersten drei Plätze nehmen die Basler Stürmer ein: Thierno Barry (5 Tore) vor Albian Ajeti (2 Tore, 3 Assists) und Bénie Traoré (2 Tore, 2 Assists).
Drei Basler an der Spitze, das hat es ewig nicht mehr gegeben. Wer die Spiele gegen GC (3:0) und insbesondere jenes gegen Servette (6:0) am Sonntag gesehen hat, der könnte jedoch auf die Idee kommen, dass der Basler Dreizack noch ein bisschen länger ganz vorne mitmischelt. Denn was Barry, Traoré und Ajeti in Genf auf den Rasen gebracht haben, zeugte von einer grossen offensiven Power.
Nicht nur, dass die drei Akteure einzeln brillieren konnten. Es war auch die Harmonie der Dreien, die beeindruckend war. Mit ihren unterschiedlichen Profilen scheinen sie sich momentan perfekt zu ergänzen.
Schon vor einer Woche in Zürich kombinierten sich Barry und Traoré sehenswert zum 2:0. Das 3:0 legte dann Ajeti für Barry auf. In Genf skorten und assistierten die drei dann munter weiter. Hackentricks und Doppelpässe inklusive. FCB-Trainer Fabio Celestini sagt: «Es ist fantastisch. Man sieht den Spass, den sie am Spiel haben. Und als Trainer habe ich viele Möglichkeiten, da alle unterschiedliche Qualitäten besitzen.»
Die Statistik zeigt, dass Thierno Barry der torgefährlichste und zweikampfstärkste Basler Akteur ist, der auch positionell grosse Freiräume geniesst und überall anzutreffen ist. Fünf Tore in nur drei Spielen sind eine Hausnummer und anhand der Chancen hätten es auch noch mehr sein können. Mit 16 Toren im Jahr 2024 hat er sich in die Notizblöcke zahlreicher Scouts geschossen. Nach der angeblichen Absage an Saint-Étienne wurde Monaco zuletzt immer wieder als möglicher nächster Arbeitgeber genannt.
Auf die Frage, ob das Spiel in Genf das letzte für den FCB gewesen sei, antwortet Barry bei «blue»: «Ich weiss es nicht. Im Moment machen wir so weiter. Ich nehme Spiel für Spiel und will möglichst viele Tore machen.» Ein Bekenntnis zu Basel sieht anders aus.
Celestini empfiehlt seinem Stürmer zwar, noch ein weiteres Jahr in Basel zu bleiben. Doch dieser hat mit disziplinarischen Verfehlungen bereits gezeigt, dass er nicht unbedingt auf den Trainer hört und kann den Klub für die festgeschriebene Ablösesumme von zehn Millionen Franken verlassen.
Vor allem mit Neuzugang Benié Traoré scheint die Chemie zu stimmen. «Wir sprechen die gleiche Sprache und haben uns von Tag eins an gut verstanden. Auch auf dem Feld funktioniert es», erklärt Barry. In Genf zelebrierten beide den sehenswerten Führungstreffer mit einem einstudierten Jubel.
Traoré kam nach einem torlosen Jahr (Sheffield, Leihe nach Nantes) aus England für 4,5 Millionen Franken nach Basel. Und nach drei Spielen ist bereits zu beobachten, dass dieser Mann zu gut für die Super League ist, wenn er sein Leistungsvermögen ausschöpft. Dank Schnelligkeit und toller Ballbehandlung schafft es Traoré, regelmässig am Gegenspieler vorbeizukommen und für Gefahr zu sorgen. Mit seinen 1,72 Metern sucht der 21-jährige Ivorer gerne das Dribbling und ist damit der riskanteste Stürmer des Basler Dreizacks.
In Genf hatte man stets das Gefühl, dass Gefahr entstehen kann, wenn er in Ballnähe ist. Nicht nur vor dem Tor, wo Traoré nur Sekunden nach Wiederanpfiff ganz cool vollendet, sondern auch beim letzten oder vorletzten Pass.
Der im Vergleich zur Premier League und Ligue 1 markant tiefere Widerstand der gegnerischen Defensiven hilft Traoré ausserdem dabei, seine individuellen Qualitäten zu entfalten. «Ich gehe davon aus, dass ich in der Super League mehr Freiheiten geniesse und meine Tore machen werde», sagte Traoré nach seinem Debüttreffer gegen GC und legte in Genf gleich nach.
Nachgelegt hat auch der dritte Zacken des Dreigestirns: Albian Ajeti. Gegen Servette traf er abgebrüht zum 3:0 und zum 4:0 und schnürte damit seinen ersten Doppelpack seit 2021 und seinen neunten im FCB-Trikot. Neben Barry und Traoré schien der 27-Jährige fast ein bisschen zu verblassen, fiel in den Spielen zuvor eher als Zuarbeiter und Gegnerablenker auf. Doch wie erlösend alleine der erste Treffer für ihn war, war am ausgelassenen Jubelschrei zu sehen. Auch sein guter Freund Dominik Schmid streicht Ajetis Leistung in Genf hervor: «Ihm gönne ich die Treffer besonders, denn Albi hat sich das mit harter Arbeit verdient.»
Ajeti, der im Winter trotz Fitnessmängeln vom FCB nach einer schweren Zeit im Ausland zurückgeholt wurde, kommt immer besser in Form. Er wirkt so fit wie lange nicht, macht viele Wege und sagt nach dem Spiel: «Ich trainiere sehr, sehr hart und bin auf dem besten Weg, wieder der alte Albian zu werden.»
Zwar mag er nicht der Spektakel-Spieler sein, wie es seine beiden Sturm-Partner sind. Doch Ajeti holt sich Bälle plötzlich am eigenen Sechzehner und ist oft in den Basler Spielaufbau eingebunden. Beobachtungen, die man aus seinen ersten zwei Basler Zeiten nicht unbedingt kannte. Und ebenfalls wichtig: Ajeti ist Basler, er spricht Baseldeutsch. Er kann Identität stiften und dürfte anders als Traoré oder Barry nicht beim erstbesten Angebot den nächsten Schritt anpeilen. Er kann eine Teamstütze werden, die der FCB dringend benötigt.
Doch auch nicht zu vergessen sind jene Spieler, die gegen Servette von der Bank kamen und ebenfalls Werbung in eigener Sache machen konnte: Bradley Fink zeigte mit seine beste Leistung im FCB-Dress mit zweieinhalb Assists, auch Marin Soticek traf erstmals für die Basler. Und mit Benjamin Kololli konnte sich einer den Frust der letzten Wochen mit seinem Treffer von der Seele schiessen.
Wie sich der Dreizack plus die Kräfte, welche von der Bank kamen, im Laufe der Saison entfalten können, wird sich weisen. Das Transferfenster ist in der Schweiz noch bis zum 9. September geöffnet, das internationale bis Ende August.
Doch wer weiss: Sollten alle bleiben, könnten sie sich beflügeln und mal wieder um die Torjägerkrone mitspielen. Der letzte Basler, der Torschützenkönig in der Super League wurde, war Albian Ajeti in der Saison 2017/18.
Stimmt. Deshalb hat er den FCB in der Vergangenheit nicht immer gleich beim ersten Angebot aus dem Ausland verlassen. Ajeti ist nun wirklich ein Söldner par excellence und würde mich überraschen wenn es diesmal anders wäre.