«Einer der traurigsten Tage meines Lebens» – so hadern Österreichs Spieler mit dem EM-Out
Frankreich zum Auftakt aufs Äusserste gefordert und nur auf bittere Art und Weise verloren, dann Polen problemlos und zum Schluss die Niederlande beeindruckend geschlagen: Obwohl bekannt war, dass der österreichische Kader auf dem Platz und an der Seitenlinie viel Qualität mitbringt, war die Gruppenphase, die die Truppe von Ralf Rangnick spielte, eine Überraschung.
Als Gruppenerster zogen die Österreicher in den Achtelfinal ein. Erstmals hatte der vermeintliche Geheimfavorit gegen die Türkei, die in der Gruppe mit Portugal, Tschechien und Georgien auf dem zweiten Rang landete, die Favoritenrolle inne.
Und in oder an dieser scheiterten sie. Die leidenschaftlich verteidigenden Türken waren kaum zu knacken, es fehlte auf österreichischer Seite der Spielwitz und die Energie, mit der sie in der Gruppe noch für Begeisterung zu sorgen vermochten. Der Geheimfavorit landete auf dem harten Boden der Realität.
Entsprechend gedrückt, frustriert, ja angefressen war die Stimmung im österreichischen Lager nach Schlusspfiff – ganz im Gegensatz zu jener auf türkischer Seite. Eine Übersicht zu den Reaktionen.
Ralf Rangnick (Trainer Österreich)
Der deutsche Trainer der Österreicher, vor der Partie als Taktik-Mastermind und Liebling der Nation gefeiert wurde, analysierte im österreichischen TV nach Schlusspfiff ausführlich, woran es gehapert hatte:
(...)
«Wenn man sieht, was wir heute alles in dieses Spiel investiert haben und wie viele Torchancen wir ausgelassen haben, dann fühlt sich das Ganze schon ziemlich grotesk und surreal an. Der einzige Vorwurf ist, dass wir zu wenige Tore gemacht haben und dass wir zweimal bei Standards nicht gut verteidigt haben.»
Michael Gregoritsch (Stürmer Österreich)
Gregoritsch hob aber auch die positiven Aspekte der österreichischen EM-Kampagne hervor und hatte eine politische Botschaft:
Die Worte des Stürmers standen im krassen Gegensatz zu anderen Ereignissen rund um die Partie. Österreichische Fans skandierten zuvor während einer SRF-Liveschaltung ausländerfeindliche Parolen zur Melodie von «L'Amours Toujours». Und auf dem Platz zeigte der türkische Doppeltorschütze Merih Demiral eine rechtsextreme Jubelgeste (siehe weiter unten).
Maximilian Wöber (Verteidiger Österreich)
Christoph Baumgartner (Verteidiger Österreich)
Marko Arnautovic (Stürmer Österreich)
Auch der 35-jährige Captain der Österreicher war nach Spielende geknickt. Er deutete zudem das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere an.
«Es kann sein, dass es das letzte Match für mich war …»
Er müsse aber zuerst noch mit seiner Familie besprechen, wie es weitergehen solle, so Arnautovic.
Merih Demiral (Verteidiger Türkei)
Merih Demiral war auf Seiten der Türkei der grosse Held. Der bei Al-Ahli in Saudi-Arabien unter Vertrag stehende 26-Jährige traf doppelt, ganz zu Beginn und nach einer knappen Stunde.
Sein zweiter Treffer – respektive sein Jubel danach – dürfte aber noch zum Thema werden. Demiral zeigte einen Gruss, der der rechtsextremen türkischen Szene zugeordnet wird. Womöglich droht ihm deshalb eine Sperre für den Viertelfinal gegen die Niederlande.
Demiral äusserte sich nach Spielschluss laut ZDF wie folgt zu seiner Jubelgeste:
Er habe nur demonstrieren wollen, wie stolz er sei und wie sehr er sich freue. Er hoffe, dass es noch viele Gelegenheiten geben werde, die Geste zu zeigen.
Mert Günok (Torhüter Türkei)
Auch Günok hatte mit einer fabelhaften Parade kurz vor Schluss grossen Anteil am türkischen Viertelfinaleinzug. Er sagte nach der Partie:
Vincenzo Montella (Trainer Türkei)
Der italienische Trainer der Türken, Vincenzo Montella, hob nach dem Schlusspiff vor allem den Teamgeist und die Leidenschaft seiner Spieler hervor:
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(con)