Die Hoffnung der Rumänen lebt lange. Zwar führt die Niederlande dank eines gut platzierten und scharfen Schusses von Cody Gakpo in der 20. Minute schon früh in diesem EM-Achtelfinal und ist Oranje auch deutlich spielbestimmend, doch bleibt es lange bei dieser knappen Führung aus Sicht des Favoriten.
Nicht nur wegen der engagierten Abwehrarbeit der Rumänen, sondern auch weil die Niederländer mit ihren Chancen fahrlässig umgehen – wie Xavi Simons, der zweimal wohl lieber direkt geschossen hätte, anstatt den Ball noch einmal auf den anderen Fuss zu legen. Ausserdem treffen Donyell Malen und Memphis Depay bei einer Doppelchance den Ball nicht richtig. Stefan De Vrij kurz nach dem Führungstreffer und Virgil van Dijk nach der Pause scheitern per Kopf nur knapp – letzterer gar nur am Pfosten. Ausserdem verhindert der VAR Gakpos Doppelpack, weil der 25-jährige Liverpool-Profi knapp im Abseits stand.
In der 83. Minute geht es dann aber viel zu einfach. Nach einem Einwurf spielt Depay den Ball über den Gegenspieler und kommt Gakpo, der überragende Mann dieses Spiels, zwischen zwei Rumänen an den Ball. Dann kann er sich nahe der Torauslinie an Radu Dragusin vorbei dribbeln, wobei der Tottenham-Verteidiger viel zu passiv ist, und den Ball auf den seinem Gegenspieler enteilten Donyell Malen zurücklegen. Der trifft zum 2:0 und sorgt damit für die Entscheidung.
Weil Rumänien danach alles nach vorne werfen muss, kommt der Flügelspieler von Borussia Dortmund gar noch zu einem zweiten Treffer. Nach einem Eckball holt sich Oranje den Ball zurück und sprintet Malen aus der eigenen Hälfte los, dribbelt sich am Strafraumrand noch zwischen zwei Gegenspielern durch und schiesst eiskalt zum 3:0-Endstand ein. Der Sieg der deutlich überlegenen Niederländer ist auch in dieser Höhe verdient.
Dennoch dürfte Rumänien auch etwas mit dem Schiedsrichter hadern. So unterband der einen vielversprechenden Konter, weil er Denis Alibec gefährliches Spiel attestierte. Dieser spielte den Ball mit seinem Fuss aber nicht maximal auf Brusthöhe, wobei Denzel Dumfries seinen Kopf deutlich senkte. Die Szene spielte sich kurz vor dem 0:2 aus rumänischer Sicht ab. Hätte Valentin Mihaila, dem Alibec den Ball zugespitzelt hatte, dort durchziehen und für den Ausgleich sorgen können, wer weiss wie das Spiel weitergegangen wäre.
So endet das rumänische EM-Märchen aber im Achtelfinal. Als Gruppensieger vor Belgien, der Slowakei und der Ukraine sorgte das Team von Edward Iordanescu für eine grosse Überraschung, hatte dann aber auch etwas Pech, dass mit der Niederlande wohl der stärkste Gruppendritte wartete. Mit dem Einzug in den Viertelfinal hätten sich die Rumänen auf eine Stufe mit den WM-Helden von 1994 stellen können. Damals stand Anghel Iordanescu – der Vater des heutigen Nationaltrainers – an der Seitenlinie, während Gheorghe Hagi in der Offensive die Fäden zog. Sein Sohn Ianis stand gegen die Niederlande ebenfalls auf dem Platz.
Mit der Niederlage verpasst Rumänien also die erstmalige Viertelfinal-Qualifikation seit der EM 2000. Für die Elftal von Trainer Ronald Koeman geht es hingegen am Samstag (21 Uhr) in Berlin weiter – der Gegner dann ist die Türkei, die sich etwas überraschend gegen Österreich durchgesetzt hat.
Rumänien - Niederlande 0:3 (0:1)
München. 65'012 Zuschauer. SR Zwayer (GER).
Tore: 20. Gakpo 0:1. 83. Malen 0:2. 93. Malen 0:3.
Rumänien: Nita; Ratiu, Dragusin, Burca, Mogos (38. Racovitan); Marius Marin (72. Cicaldau); Man, Stanciu (88. Olaru), Razvan Marin, Hagi (72. Alibec); Dragus (72. Mihaila).
Niederlande: Verbruggen; Dumfries, De Vrij, Van Dijk, Aké (69. Van de Ven); Schouten (69. Veerman), Xavi Simons, Reijnders; Bergwijn (46. Malen), Depay (92. Blind), Gakpo (84. Weghorst).
Bemerkungen: Rumänien ohne Bancu (gesperrt) und Coman (krank). Niederlande komplett.
Verwarnungen: 67. Marin. 78. Dumfries. 81. Stanciu. 94. Malen. (sda)