Palästina, ein Land, das von den Vereinten Nationen nicht als solches anerkannt wird, hat eine Fussball-Nationalmannschaft – und die schaffte am diesjährigen Asien Cup Historisches. Zum ersten Mal in der Geschichte erreichte das palästinensische Nationalteam den Achtelfinal der asiatischen Kontinentalmeisterschaft. Gestern Abend ging diese emotionale Reise nach einer 1:2-Niederlage gegen Katar zu Ende. Bis zum zweiten Treffer Katars in der 49. Minute durften die Palästinenser von der Sensation träumen.
Die Freude bei Spielern und Fans war riesig, als die palästinensischen Fussballer in der Gruppenphase des Asien Cups Hongkong gleich mit 3:0 vom Platz fegten. Der erste Sieg an einer Asienmeisterschaft war für das Team gleichbedeutend mit dem ersten Achtelfinaleinzug – und das in einem Moment, in dem in der Heimat aufgrund des blutigen Konflikts mit Israel nicht an Fussball zu denken ist.
«Selbst in dieser schwierigen Zeit konnten die Spieler dem palästinensischen Volk eine Show bieten», sagte Palästina-Coach Makram Daboub nach dem Spiel. Das Team des Tunesiers mag zwar aus sportlicher Sicht zu den Aussenseitern gehören, steht aber im politischen Brennpunkt. Für die Mannschaft steht indes nicht nur der Sport im Zentrum, denn «was ihnen die internationale Diplomatie verweigert, das kann ihnen der Fussball bieten», wie es Susan Shalabi, Vizepräsidentin des Palästinensischen Fussballverbands, ausdrückt.
Heimspiele auszutragen war für das palästinensische Team aufgrund der Sicherheitslage lange ein Ding der Unmöglichkeit. 2008 konnte das Team zum ersten Mal in einem Vorort von Jerusalem vor heimischen Fans spielen. Auch Sepp Blatter reiste damals als FIFA-Chef an das Spiel zwischen Palästina und Jordanien in Jerusalem.
Der Fussball ist in Palästina eng mit der Politik und der nationalen Identität verbunden. Während es im britischen Mandatsgebiet Palästina vor einem Jahrhundert bereits jüdische und britische Fussballteams gab, hielt sich die Begeisterung für den Sport, der als «westlicher Import» betrachtet wurde, bei der muslimischen Bevölkerung in Grenzen.
Erst mit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 entdeckte die palästinensische Bevölkerung den Fussball als identitätsstiftendes Element für sich. Auch Susan Shalabi sieht im Fussball eine Möglichkeit für die Palästinenser, «die nationale Identität auszudrücken». 1962 wurde schliesslich der Palästinensische Fussballverband gegründet, der seit 1998 Teil der FIFA ist.
In Palästina ist der Klubfussball in zwei Ligen unterteilt – eine im Westjordanland und eine im Gazastreifen. Die meisten Spieler der Nationalmannschaft stammen aus dem Westjordanland. Am Asien Cup sind mit Mohammed Saleh und Mahmoud Wadi aber auch zwei Spieler in den Reihen der Palästinenser, die im Gazastreifen aufgewachsen sind.
Für diese beiden Spieler dürfte es am Asien Cup besonders schwierig gewesen sein, sich auf den Fussball zu konzentrieren. Saleh meinte gegenüber Reuters: «Wir spielen Fussball für die Palästinenser, für Gaza, für unsere Anliegen.»