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Wir beginnen die zeitliche Aufarbeitung mit einem Erfolgserlebnis für den FCZ. Im April 2014 konnten die Zürcher Fans im Stade de Suisse den achten Cupsieg des Vereins feiern. Zu verdanken war das in erster Linie Mario Gavranovic, der in der Verlängerung einer ereignisvollen wie umkämpften Partie mit seinen zwei Toren den 2:0-Sieg sicherstellte.
Im Sommer 2014 fällte FCZ-Präsident Ancillo Canepa einen umstrittenen Personalentscheid: Er degradierte den technischen Direktor (de facto Sportchef) Marco Bernet und schickte den zurückhaltenden aber geschätzten Arbeiter zurück in den Nachwuchs. «Mit Marco Bernet [...] verlor der FC Zürich das letzte Korrektiv für das impulsive Präsidentenpaar», schrieb 20-Minuten-Journalistin Eva Tedesco später passend.
Tatsächlich liegt die Macht beim FCZ seit der Zurückstufung Bernets praktisch nur noch auf den Schultern der Canepas. Vorher leitete das Triumvirat Bernet, Trainer Urs Meier und Assistent Massimo Rizzo die sportlichen Geschicke, doch plötzlich traute sich Präsident Canepa dies – wie praktisch alles im Verein – selbst zu. Bernet liess die Abstufung indes nicht auf sich sitzen und verliess den Verein drei Wochen später.
Der FCZ startete trotz der Querelen in der Vereinsleitung verheissungsvoll in die Saison 2014/15, war zeitweise Leader und spielte ordentlich. Ein Schicksalsmoment warf ihn aber etwas aus der Bahn. Im November streckte Aaraus Sandro Wieser Gilles Yapi mit einem fürchterlichen Foul nieder, zertrümmerte dem Ivorer das rechte Knie. Ein Vergehen so schwer, dass Ancillo Canepa tobte und später Strafanzeige gegen den Liechtensteiner in Diensten des FCA einreichte.
Den Ausfall des Mittelfeldmotors Yapi verkraften die FCZler nicht wie gewünscht, sie verloren drei der kommenden fünf Partien und fielen so hinter die Young Boys (und Leader Basel) auf Platz 3 zurück. Was vom damaligen Spiel im Brügglifeld unterdessen in Vergessenheit geraten ist: Ein gewisser Nico Elvedi stellte mit seinem ersten Tor in der Super League den 1:0-Sieg für die Zürcher sicher.
Viele hielten es für einen schlechten Aprilscherz, als der FCZ unter dem Titel «FC Zürich plant die Zukunft auf der Torhüter-Position» kommuniziert, dass David Da Costa der Status als Nummer 1 entzogen wird. An seine Stelle rückt der erst 21-jährige Yanick Brecher, dessen Ausleihe an den FC Wil früher als geplant storniert wird. Canepa preist Brecher als das grösste Goalietalent seit Sommer und Bürki an, doch dieser bleibt es im FCZ-Dress schuldig, zu zeigen, dass er das Zeugs zum Nationaltorhüter hat.
Von offizieller Seite machte man für die Ausbootung Da Costas sportliche Gründe geltend. Heute ist aber klar, das dies nicht die primäre Ursache war. Da Costa kommunizierte stets offen und hat darum auch nicht mit Kritik an Trainer Urs Meier zurückgehalten, was ihm letztlich beim FCZ den Kopf kostete
Der FCZ taucht im Spitzen- und Skandalspiel im St.Jakob-Park gleich mit 1:5. Breel Embolo sorgt mit seinen drei Toren für das Glanzlicht, während FCZ-Captain Davide Chiumiento und Basels Shkelzen Gashi mit Platzverweisen und vor allem die pöbelnden Zuschauer für die Tiefpunkte verantwortlich sind.
Es ist klar, dass Canepa nach diesem Spiel wieder poltert. Doch dem Trainer Urs Meier schenkt er einmal mehr das ungeteilte Vertrauen. Das 1:5 ist aber notabene die vierte FCZ-Niederlage in Serie und es sollte noch eine weitere dazukommen – die Meisterschaft ist gelaufen, Basel wieder zu stark. «Wir spielen Scheisse. So macht's keinen Spass», sagte Chiumento nach dem Spiel dem «Blick».
Im Sommer letzten Jahres machte Canepa als Sportchef auf sich aufmerksam. Mit Nico Elvedi, Djibril Sow (beide Borussia Mönchengladbach), Francisco Rodriguez (Wolfsburg) und Dimitri Oberlin (Red Bull Salzburg) transferierten die Zürcher gleich vier Nachwuchshoffnungen ins Ausland, was erstaunlich anmutet, wenn man auch als Devise ausgibt, auf die Jungen setzen zu wollen. Die namhaften Zuzüge in selbigem Transferfenster: Kevin Bua und Cabral.
So schnell kann's gehen. Einen Tag nach dem 2:3 im Derby gegen GC, dem vierten Pflichtspiel der neuen Saison ohne Sieg, wird Urs Meier als Trainer freigestellt. Als Grund führt Canepa die «Gefahr, in eine Negativspirale zu geraten» aus. Gleichentags wird auch die Trennung von Yassine Chikhaoui bekanntgegeben, der Tunesier wurde nach acht (von Verletzungen geprägten) Jahren beim FCZ zu Al-Gharafa in Doha transferiert.
Betreut von den Assistenztrainern Massimo Rizzo und Alex Kern reiste der FC Zürich nur drei Tage später nach Minsk, wo nach dem 0:1 im Hinspiel der Verbleib in der Europa League verpasst wurde (1:1 n.V.). Als Nachfolger von Meier wünschte sich Canepa einen grossen Namen, was er drei Wochen später in die Tat umsetzte: Als neuer Trainer vorgestellt wurde Sami Hyypiä.
Auch unter Hyypiä, dem langen Finnen mit der illustren Vergangenheit als Spieler, ging es nicht aufwärts. So sorgte im November eine schallende 0:5-Klatsche gegen die Grasshoppers dafür, dass der FCZ weiter im Tabellenkeller verbleibt. Für Canepa ist aber klar: Der Trainer steht nicht zur Diskussion.
Anfang Jahr reist der FCZ ohne Amine Chermiti, Davide Chiumiento, Berat Djimsiti und Leandro Di Gregorio (und trotzdem mit einem 24-Mann-Kader) ins Trainingslager nach Lara (Tür). Der Klub teilte mit, man wolle die «Saisonvorbereitung fokussiert mit denjenigen Spielern absolvieren, die in der zweiten Saisonhälfte zum Einsatz kommen sollen.»
Mit Mario Gavranovic verlässt der letzte verbliebene Schweizer Internationale den FC Zürich. Der Stürmer will sich in seiner zweiten Heimat Kroatien in Rijeka für ein EM-Aufgebot aufdrängen. Daneben verlassen auch Armando Sadiku (Vaduz) und Christian Schneuwly den Verein. Schmerzhaft der Abgang von Sadiku, der in der Hinrunde erfolgreichster FCZ-Torschütze war.
NK Rijeka resmi mendapatkan Mario Gavranovic dari Zurich ia dikontrak hingga 2018. pic.twitter.com/0R8SBau65s
— TRANSFER PLAYER (@FFS_Transfer) 20. Januar 2016
Die Verantwortlichen betonten, von den Abgängen überrascht worden zu sein und taten sich schwer, diese zu kompensieren. Zwei namhafte Zuzüge gelangen im Winter immerhin: Im Sturm kam der altgediente russische Star Alexander Kerschakow und in der Verteidigung sollte der Argentinier Leonardo Sanchez für mehr Stabilität sorgen.
Da es ohne ihn auch nicht wirklich besser wurde, durfte Chiumiento nach nur einem Monat im Exil wieder in die erste Mannschaft zurückkehren. Symptomatisch für die Konsequenz bei FCZ-Personalentscheiden. Gilles Yapi soll im Begnadigungsprozess die treibende Kraft gewesen sein, die Fitnessdefizite des Italo-Schweizers plötzlich nicht mehr relevant.
Sami Hyypiä hielt sich lange im Amt, auch wenn er die Situation beim FCZ nie im Griff zu haben schien. Canepa hielt bis zuletzt am Finnen fest, konnte sich dem Willen der Mannschaft aber nicht widersetzen. Die 0:4-Heimniederlage (die vierte in Serie), brachte das Fass endgültig zum überlaufen und den FCZ in arge Bedrängnis, was den Abstieg anbelangt.
Immerhin war Canepa zackig, was die Neubesetzung des Traineramtes betrifft. Bereits Tags darauf wurde «Feuerwehrmann» Uli Forte vorgestellt. Wie die Niederlage gegen St.Gallen am Sonntag (0:3) zeigt, wurde der erhoffte Turnaround noch nicht erzielt, aber Forte hat ja auch noch zwei Meisterschaftsspiele (und den Cupfinal) Zeit, um die Saison noch zu retten. Diese FCZ-Chronologie wird garantiert seine Fortsetzung finden.