Es läuft bereits die 90. Spielminute, als der SC Freiburg noch einmal angreift, Ritsu Doan eine Flanke in den Gladbacher Strafraum spielt, wo sich Joker Johan Manzambi hochschraubt und den Ball in Mittelstürmer-Manier zum 2:1-Sieg ins lange Eck köpft.
Eine Woche später ist er wieder Abnehmer eines Zuspiels von Doan in den Strafraum, dieses Mal kommt der Ball flach und Manzambi lässt ihn cool mit der Hacke zu Lucas Höler abtropfen. Der Stürmer legt den Ball noch auf den anderen Fuss und schiesst gegen Hoffenheim zum 1:0 ein. Am Ende gewinnen die Breisgauer 3:2.
So holte Freiburg sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen und rückte auf Platz 5 der Bundesliga vor. Mit seinen beiden Torbeteiligungen hatte Johan Manzambi entscheidenden Anteil daran, dass der Negativlauf von zuvor fünf sieglosen Spielen gestoppt und der Rückstand auf die Champions-League-Plätze auf lediglich einen Punkt verkürzt werden konnte. Nach seiner Startelf-Premiere in der letzten Woche hat der Schweizer Nachwuchsnationalspieler auch heute Samstag in Wolfsburg gute Chancen, von Beginn an zu spielen.
Im Klub schwärmen derzeit alle vom 19-jährigen Genfer. Trainer Julian Schuster lobte nach dem Spiel vom letzten Wochenende gegen Hoffenheim: «Er hat die Qualität im Offensivbereich, auch über die Eins-gegen-Eins-Situationen in engen Räumen, wo er den Ball festmachen kann, um dann torgefährlich zu werden.»
Eigentlich ist Manzambi zentraler Mittelfeldspieler, aufgrund seiner technischen Versiertheit und der Torgefahr kann er aber auch als Spielmacher hinter den Spitzen wie zuletzt oder gar im Sturm eingesetzt werden. «Genau das zeichnet ihn aus, dass er auf mehreren Positionen spielen kann», findet Schuster.
Der 40-jährige Ex-Profi übernahm im Sommer von Trainerlegende Christian Streich und schaffte den Übergang hervorragend. Schuster, einst selbst Mittelfeldspieler, gefällt die Zweikampfstärke und Spielintelligenz des laufstarken Box-to-Box-Spielers. Manzambi könne abwägen, wann es sinnvoll sei, Risiko einzugehen und wann es besser sei, Kontrolle walten zu lassen.
Was bei seinem ersten längeren Bundesliga-Einsatz – zuvor wurde er sechsmal erst spät eingewechselt – ebenfalls auffiel, ist die Ballbehandlung. Schon vor seinem Assist hätte er Freiburg beinahe in Führung gebracht, nachdem er zwei Verteidiger hatte aussteigen lassen, traf er jedoch nur den Pfosten.
Soviel man hört, ist Manzambi mit einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet. Seine Ziele sind hoch: «Ich will die Champions League gewinnen», erklärte Manzambi in einem Videointerview mit der Vereinswebsite. Als Vorbild nennt er Lionel Messi, jedoch ist ihm auch bewusst: «Ich kann nicht so spielen wie er, deshalb sage ich Yaya Touré oder Pedri.»
Davor, dass der Jungprofi, der im Januar 2023 von Servette in den SCF-Nachwuchs wechselte, abheben könnte, fürchtet sich in Freiburg niemand. «Johan besitzt eine tolle Mischung aus sportlicher Qualität, einer realistischen Selbsteinschätzung und Demut», attestiert Sportdirektor Klemens Hartenbach.
Im Team ist Manzambi ebenfalls beliebt. Schon in seinen ersten Testspielen habe er gemäss «Kicker» mit der Ausstrahlung eines gefestigten Teammitglieds bestochen. Am meisten Zeit verbringt Manzambi mit den Franzosen Kiliann Sildillia und Jordy Makengo sowie mit seinem Schweizer Landsmann Bruno Ogbus. Aber auch der Ur-Freiburger Max Rosenfelder zeigte sich von seinem Mitspieler begeistert: «Ich freue mich riesig für Johan. Er ist ein richtig guter Junge, der sehr viel mitbringt und sehr hart an sich arbeitet.»
Manzambi soll dem SC Freiburg nun zu einer Premiere helfen: Die Breisgauer spielten noch nie in der Königsklasse, haben aber keine schlechten Chancen, sich erstmals dafür zu qualifizieren. Vier Runden stehen noch aus, neben Wolfsburg trifft Freiburg noch auf Leverkusen, Kiel und Frankfurt. Obwohl man in Südbaden eher tiefstapelt, gab Johan Manzambi nach seinem Siegtor in Mönchengladbach als Ziel aus: «Ich hoffe, dass wir Champions League spielen können.»