Der Bann ist gebrochen: Im vierten Spiel für Paris St-Germain ist Lionel Messi der erste Treffer gelungen. Und was für einer! «Ein Tor wie ein Kunstwerk aus dem Louvre», schrie Blue-Kommentator Lukas Esser ins Mikrofon. Und tatsächlich, da hängt es schon:
Leo #Messi y una obra de arte digna del Museo del Louvre. 🖼 🇫🇷 #CHAMPIONSxESPN 🏆 #ESPNenStarPlus pic.twitter.com/u7MQyYYtaE
— ESPN Fútbol Argentina (@ESPNFutbolArg) September 29, 2021
Aber Spass beiseite. Lange ging auch «El Cashico» gegen Manchester City an Messi vorbei. Der 34-jährige Argentinier gab sich zwar bemüht, doch seine Kollegen aus dem MNM–Sturm, Kylian Mbappé und Neymar, waren zunächst deutlich auffälliger. Die zugedachte Rolle als Umschaltspieler schien Messi nicht wirklich zu behagen.
Doch dann kam die 74. Minute: Bei einem Konter winkte Messi auf dem rechten Flügel seinem Teamkollegen Marco Verrati noch vor der Mittellinie zu, dass er den Ball haben möchte. Der Pass kam und Messi zog los. Unwiderstehlich. Mit dem Ball am Fuss nach vorne und dann zur Mitte. Nach einem Doppelpass mit Mbappé schlenzte er den Ball unhaltbar in die rechte obere Torecke. City-Verteidiger Aymeric Laporte versuchte zwar alles, um Messi am Abschluss zu hindern, blieb aber chancenlos.
Für Messi war es das 121. Tor im 151. Spiel in der Champions League. Damit liegt er noch 14 Treffer hinter Cristiano Ronaldo, der aber auch 26 Partien in der Königsklasse mehr bestritten hat. Bei der Torquote liegt Messi mit 0,8 Treffern pro Spiel vor seinem Dauerrivalen (0,76).
Das dürfte Messi gestern aber alles egal gewesen sein. «La Pulga» strahlte unmittelbar nach seinem Premieren-Treffer übers ganze Gesicht und jeder schien sich mit ihm zu freuen. Die Tribünen im Parc des Princes bebten – es war förmlich zu spüren, wie wichtig dieser Moment für Messi, die Mannschaft und die Fans, ja für ganz Paris war.
Dieses eine Tor war der Beweis, dass Messi angekommen ist in seiner neuen Heimat. Dass «La Pulga» in Paris genauso dribbeln und Tore schiessen kann, wie er es in Barcelona über Jahre getan hat. «Libéré(s)» (dt. «Befreit») titelte «L'Equipe» am Tag danach passend und meinte damit nicht nur Messi, sondern die gesamte Mannschaft, die nach schwierigen Wochen einen grossen Sieg feiern durfte.
Libéré (s)
— L'ÉQUIPE (@lequipe) September 28, 2021
La une du journal L'Equipe de ce mercredi 29 septembre pic.twitter.com/Y8CDdWB5Iz
Nach dem Spiel strahlte Messi noch immer. Zunächst beim Interview bei Canal+, dann beim Gruppenfoto mit seinen beiden Sturmkollegen, bei denen von angeblichen Unstimmigkeiten gestern so rein gar nichts zu spüren war.
«Ich bin sehr glücklich über das Resultat. Ich glaube, wir haben einen exzellenten Auftritt hingelegt. Nach dem Unentschieden gegen Brügge war das ein wichtiges Spiel für uns», sagte Messi nach dem Spiel zunächst, bevor er auf seinen Treffer angesprochen wurde. «Beim Tor ging alles sehr schnell. Natürlich bin ich sehr glücklich, es war ja erst mein zweites Spiel im Prinzenpark. Es war schön, dass ich meinen Treffer zusammen mit den Teamkollegen und all den Fans feiern konnte.»
Dass Messi sich komplett in den Dienst der Mannschaft stellt, bewies er gegen City bei gegnerischen Freistössen in Strafraumnähe. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, legte sich der sechsfache Weltfussballer hinter der Mauer auf den Boden, um einen allfälligen Flachschuss abzublocken. In den sozialen Medien wurde er dafür fast noch mehr gefeiert als für sein «Louvre-Tor».
Dass noch nicht alles perfekt war, wusste aber auch Messi. Vor der grössten City-Chance, einem doppelten Lattentreffer in der ersten Halbzeit, hatte Messi bei gegnerischem Ballbesitz nicht mit nach hinten gearbeitet. Und auch in der Offensive gibt es noch Potenzial: In den 90 Minuten gegen ManCity war der Argentinier nur an einem Torschuss beteiligt – seinem eigenen.
Bei seinem letzten Champions-League-Einsatz für Barcelona waren es noch elf Torschussbeteiligungen gewesen. «Ich gewöhne mich noch an mein neues Team», erklärte Messi deshalb. «Je länger wir Stürmer zusammen auf dem Platz stehen, desto besser werden wir uns verstehen. Wir müssen noch zusammenwachsen.»
Das wiederum klang wie eine Drohung. Denn Messis Tor zeigte gestern vor allem eins: Wenn der MNM-Sturn mal harmoniert, ist er eigentlich kaum zu stoppen.