In Genf kommt es heute Freitag (18 Uhr) zu einem besonderen Duell. Wenn Dänemark und Schweden ihr erstes Spiel an der EM 2025 bestreiten, ist das nämlich nicht nur das Aufeinandertreffen zweier Nachbarländer, sondern auch zwischen zwei Frauen, die im Privatleben ein Liebespaar bilden: Pernille Harder und Magdalena Eriksson.
Die dänische Offensivspielerin und die schwedische Verteidigerin lernten sich 2013 in der gemeinsamen Zeit in Linköping kennen. Ein Jahr später wurden die Fussballerinnen zum Paar. Harder erklärte 2021 im dänischen Podcast «Heartbeats DK», wie es dazu kam. So seien die beiden zunächst gute Freundinnen gewesen, bevor sie anfingen, sich häufiger zu unterhalten. «Und ich wollte auf einmal die ganze Zeit bei ihr sein», so Harder, die zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt.
Doch die beiden unternahmen immer mehr miteinander, «dann habe ich Gefühle entwickelt und Schmetterlinge im Bauch bekommen», berichtet Harder. Die heute 32-Jährige machte in der Folge auch den ersten Schritt. «Ich wusste ja bereits, dass sie Frauen mag. Deshalb dachte ich, wenn irgendwer die Initiative ergreifen sollte, dann ich.» Bei Eriksson stiess sie auf Gegeninteresse, wodurch die beiden ihre Beziehung dann bald offiziell machten.
2017 verliessen die beiden den Linköpings FC aber, nur in verschiedene Richtungen. Harder wechselte im Januar in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg, Eriksson zog es ein halbes Jahr später zum FC Chelsea nach London. Erst 2020 sollte Harder ihrer ein Jahr jüngeren Freundin folgen. Zu dem Zeitpunkt wusste die Öffentlichkeit bereits über ihre Beziehung Bescheid.
An der WM 2019 fing eine Kamera Harder und Eriksson bei einem Kuss ein. Erstere sass beim Viertelfinaleinzug von Schweden auf der Tribüne. Nach dem Erfolg suchte Eriksson ihre Freundin im Publikum und küsste sie – das Bild davon ging viral. Die beiden wurden zur Inspiration für viele Menschen in der LGBTQ+-Community. Dabei war es für sie etwas ganz Alltägliches, sie hatten sich auch schon nach anderen Spielen geküsst. «Wir wussten nicht einmal, dass irgendwer ein Foto macht», sagte Eriksson später dem «Guardian».
«Wir haben nie darüber nachgedacht, dass wir jemanden inspirieren könnten», erklärte Harder und fügte an: «Aber als wir die Kommentare zu dem Bild gesehen haben, merkten wir: Wir sind Vorbilder.» Eriksson ergänzt: «Dadurch habe ich verstanden, dass wir eine echte Wirkung haben können.» Seither setzen sich die beiden für soziale Projekte ein und spenden einen Teil ihres Gehalts. Ausserdem wollen die beiden heiraten, im letzten Sommer verlobten sie sich. Wann die Hochzeit stattfinden soll, ist öffentlich nicht bekannt.
Auf dem Platz feierten die beiden derweil grosse Erfolge: Bei den Blues gewannen sie je dreimal die Meisterschaft und den FA-Cup sowie einmal den Ligacup. 2023 wechselten die beiden dann gemeinsam zu Bayern München, wo sie seither zweimal deutscher Meister und einmal DFB-Pokalsieger wurden.
In ihren jeweiligen Nationalteams sind beide Captain. Harder ist mit 78 Toren gar Rekordtorschützin Dänemarks. Nun trifft sie erstmals an einem grossen Turnier auf ihre Verlobte. Beim «Guardian» schreibt die 32-jährige Offensivspielerin darüber: «Das Spiel hat eine persönliche Note für mich. Obwohl wir schon viele Male mit- und gegeneinander gespielt haben, ist es etwas ganz Besonderes, dass ich meiner Partnerin Magda Eriksson zum ersten Mal bei einer EM gegenüberstehe.»
Wie die beiden vor dem Spiel miteinander umgehen? «Ich spreche nicht über unsere Taktik und sie nicht über ihre Taktik», so Harder. Ihre Familien seien jeweils sehr nervös, da sie das Beste für beide wollen würden. Auch für Harder und Eriksson sei dies nicht einfach: «Das ist der schwierigste Teil: Man will das Beste für die andere, aber nicht in diesem Moment.»
Dass die beiden in diesen Spielen keine Rücksicht aufeinander nehmen, zeigte sich auch schon in der Nations League, in der Schweden und Dänemark aufeinandertrafen. Bei einem schwedischen Eckball traf Eriksson Harder mit dem Ellbogen im Gesicht. Nach dem Spiel sagte sie: «Ich muss gleich mit Pernille sprechen und schauen, ob alles gut ist oder ob sie sauer auf mich ist.» Weil Eriksson die Partie im Februar mit Schweden 2:1 gewann, musste Harder zu Hause den Abwasch machen. «Das ist perfekt, denn Pernille wäscht sowieso meistens ab», witzelte Eriksson danach.
Im Rückspiel Anfang Juni, das Schweden gar 6:1 gewann, fehlte Eriksson gesperrt. Harder war darüber nicht unglücklich: «Als Fussballerin ist es schön, dass ‹Magda› nicht spielen wird. Aber auch als Privatperson, um diese Duelle gegeneinander zu verhindern.» Heute Abend ab 18 Uhr kann sie ihrer auf dem Fussballplatz knallharten Verlobten aber nicht mehr länger aus dem Weg gehen.