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Champions-League-Final: Wie Luis Enrique PSG verwandelt hat

epa12111302 Paris Saint-Germain's Spanish headcoach Luis Enrique (2-R) celebrates their championship title after the French Ligue 1 soccer match between Paris Saint-Germain and AJ Auxerre in Pari ...
Luis Enrique (im braunen Pullover) feiert den Meistertitel.Bild: keystone

Wie Luis Enrique PSG verwandelt hat

Paris Saint-Germain hat sich vom reinen Starensemble zu einer solidarischen Künstlertruppe gewandelt. Der französische Meister ist vor dem Champions-League-Final gegen Inter Mailand am Samstag gerüstet für den grossen Titel.
30.05.2025, 17:1330.05.2025, 17:13
Julien Oberholzer / Keystone-SDA
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Noch nie ist Paris Saint-Germain dem Traum vom Champions-League-Titel so nahe gekommen wie in diesem Jahr. Zwar stand der französische Meister 2020 ein erstes Mal im Endspiel, präsentierte sich bei der Niederlage gegen Bayern München aber längst nicht so gefestigt und stilsicher wie in der laufenden Saison.

Unter dem spanischen Trainer Luis Enrique ist die Mannschaft zu einem bemerkenswerten Ensemble zusammengewachsen, das spielerisch und kämpferisch überzeugt. Der frühere Bayern-München-Boss Karl-Heinz Rummenigge nannte PSG im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur «die grosse Überraschung dieser Saison». Im Jahr 1 nach Kylian Mbappé gewinnt Paris Saint-Germain nicht nur, sondern erobert sogar einige Fussballherzen.

Neuer Tiefpunkt drohte

Dabei hatte in dieser Saison zunächst nichts auf einen europäischen Höhenflug der Pariser hingedeutet. Im Gegenteil: In der Ligaphase schien die von zahlreichen Enttäuschungen geprägte Europacup-Geschichte der Franzosen seit der Übernahme durch den katarischen Staatsfonds 2011 einen neuen Tiefpunkt zu erreichen.

Nur ein Schlussspurt inklusive Sieg gegen Manchester City brachte Enriques Truppe noch in den Sechzehntelfinal. Danach brillierte der Meister und Cupsieger aus Frankreich oft – und wenn nicht, brach zumindest das Konstrukt nicht wie in früheren Jahren zusammen.

Nach Messi folgte ein neuer Weg

Über ein Jahrzehnt lang zeigte sich Paris Saint-Germain mit den grossen, sehr teuer eingekauften Stars wie Zlatan Ibrahimovic, David Beckham, Kylian Mbappé, Lionel Messi oder Neymar fragil und etwas identitätslos. National reichte das Talent der Einzelnen fast immer zu Titeln, international blieb der Klub auf der Strecke. Die Antwort auf jedes Scheitern waren lange Zeit noch grössere Investitionen in noch berühmtere Spieler.

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Messi, Mbappé, Neymar: Namen alleine garantieren noch keine Pokale.Bild: www.imago-images.de

Das Traumtrio Mbappé, Neymar und Lionel Messi war der Höhepunkt des Pariser Strebens nach Stars und gleichzeitig der Wendepunkt. Nach zwei Achtelfinal-Outs in Folge mit der brillanten, aber inkonstanten Offensive fand unter Luis Enrique und dem portugiesischen Sportchef Luis Campos ein Umdenken statt. Bereits in der letzten Saison wurde bei der Verpflichtung der Spieler mehr Wert auf das Kollektiv gelegt, und in der laufenden Spielzeit greifen die Rädchen ineinander.

Die starken Neuzugänge

Zu behaupten, dass nun Sparsamkeit am Bois de Boulogne, an dessen Rand sich das Parc des Princes befindet, Einzug gehalten hat, wäre falsch. Die beiden Dribbelkünstler Chwitscha Kwarazchelia, der im Winter von Napoli kam, und Désiré Doué, der im Sommer von Rennes abgekauft wurde, kosteten zusammen 120 Millionen Franken. João Neves, eine andere wichtige Verstärkung, kam zu Saisonbeginn für 60 Millionen von Benfica Lissabon.

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Chwitscha Kwarazchelia überzeugt wie zuvor bei Napoli auch in Paris.Bild: keystone

Anders als viele der noch deutlich teureren Verpflichtungen der vergangenen Jahre fügten sich die Neuen diesmal problemlos ins Kollektiv ein. Die aktuelle Mannschaft besteht aus vielen kleinen Stars, die auch die unangenehmen Aufgaben erledigen. Mit dem in den letzten Champions-League-Runden überragenden Goalie Gianluigi Donnarumma, Abwehrchef Marquinhos, Mittelfeldregisseur Vitinha und Sturmspitze Ousmane Dembélé besitzt PSG eine stabile Achse. PSG fällt nicht mehr auseinander, wenn es schwierig wird. Es kann brillieren und kämpfen.

Seit Juli ist München im Fokus

Nach drei Gegnern aus der Premier League im Achtel- (Liverpool), Viertel- (Aston Villa) und Halbfinal (Arsenal) wartet nun mit dem dreimaligen Champions-League-Sieger Inter Mailand der letzte grosse Test auf Paris Saint-Germain. Seit dem locker gewonnenen Cupfinal am vergangenen Wochenende ist der Fokus ganz auf das letzte Saisonspiel gerichtet. «Wir bereiten diesen Match seit dem letzten Juli vor», hält Enrique fest. Seit dem ersten Trainingstag der Saison sei das Datum im Kalender dick markiert.

Am Samstag in München, dort, wo Olympique Marseille 1993 als bisher einzige französische Mannschaft die Champions League gewonnen hat, kann Paris Saint-Germain endlich in den Kreis der besten europäischen Mannschaften aufsteigen. Die Lichter scheinen alle auf Grün gestellt – selbst für die Abergläubischen. In den bisherigen vier Finals in München siegte jeweils ein Team, das die Champions League zuvor nie gewonnen hatte. (ram/sda)

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