Mancher Fussball-Liebhaber wird sich nach dem 1. September – dann schliesst das englische Transfer-Fenster – die Augen reiben und sich fragen, was zum Teufel eigentlich diesen Sommer los war.
Dank den neuen TV-Milliarden explodierten die Transfer-Summen regelrecht. Alleine Manchester City und Liverpool zusammen haben – ohne Kevin De Bruyne – bereits rund 230 Millionen Euro investiert. Manchester United möchte ebenfalls noch einen dicken Brocken holen. Man darf gespannt sein, was bis zum Transferende noch passiert.
Besonders die Quittung von Manchester City lässt sich kurz vor dem Ende dieser Transfer-Periode sehen. Sobald der De Bruyne-Transfer fix ist, haben die Citizens alleine rund 200 Millionen investiert. Der Transfer des belgischen Nationalspielers (75 Mio.) und der von Sterling (71 Mio.) gehen beide in die Top 15 der teuersten Transfers der Fussball-Geschichte ein.
Nebst Atlético Madrid und Juventus Turin befindet sich auch Liverpool an der Spitze der Ausgaben-Liste. Die Reds sorgten mit ihren völlig überteuerten Transfers von Christian Benteke (46,5 Mio.) und Roberto Firmino (41 Mio.) ebenfalls für Aufsehen.
Auch Manchester-United-Coach Louis van Gaal sorgte in diesem Sommer immer wieder für Schlagzeilen. Der Verein landet zwar mit seinen Ausgaben (noch) in den hinteren Reihen der Ausgaben-Tabelle, doch praktisch jeder gute Fussballer stand auf der imaginären Wunschliste des holländischen Trainers.
Tatsächlich wollen die «Red Devils» in der Tabelle noch aufholen. Rund 200 Millionen Euro dürfen angeblich investiert werden. Ob effektiv noch ein «grosser» Spieler geholt wird, ist fraglich.
One for the Manchester United fans...
Posted by The SPORT Bible on Donnerstag, 20. August 2015
Die Engländer protzen mit ihrem Geld wie noch nie, bezahlen gerne auch mal Summen, die den eigentlichen Wert eines Spielers massiv übersteigen. Doch das dürfte sie wenig kümmern, denn die finanzielle Stabilität liefern nicht nur die schwerreichen Klubbesitzer, sondern auch der neue TV-Deal, der im Frühling unterzeichnet wurde.
Ab 2016 kassiert die Premier League für drei Spielzeiten rund 9,5 Milliarden Euro (inklusive Einnahmen der Auslandrechte), die zur Hälfte als fester Anteil auf alle Klubs verteilt werden. Die andere Hälfte wird zu 25 Prozent je nach Platzierung vergeben und zu 25 Prozent je nach TV-Präsenz verteilt.
Die Premier League kassiert so schon bald das Neunfache der Bundesliga. Das liegt vor allem daran, dass die Fernsehrechte im Inland astronomische Preise erzielen. Die beiden konkurrierenden Sender «Sky» und «BT» (British Telecom) liefern sich seit Jahren einen erbitterten Kampf um die Übertragungsrechte und bieten dafür unmenschliche Summen. Tendenz steigend.
Auch im Ausland generiert die höchste englische Spielklasse weltweit 1,8 Milliarden Zuschauer und hat mit 80 TV-Partnern in 212 Ländern kooperiert.
Somit wird die Liga also zur globalen Marke gemacht. Die Engländer haben es vor allem auf den asiatischen Markt abgesehen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass «Sikhs» aus Indien gezielt hinter einen Coach gesetzt werden, um Zuschauer aus Asien anzuziehen.
Liverpool, Manchester United und Arsenal touren seit den 80er-Jahren in der Sommerpause durch den asiatischen Kontinent, um dort einerseits zu werben und sich andererseits auf die Saison vorzubereiten.
Mittlerweile sind auch andere europäische Teams wie Bayern München auf diesen Zug aufgesprungen. Bayern-Vorstandchef Rumenigge forderte zuletzt, dass die Bundesliga-Klubs Präsenz in Asien und Amerika zeigen.
Aber nicht nur in Asien wird die Premier League gut vermarktet, auch Amerika fährt auf den englischen Fussball ab. Seit 2013 reisen europäische Teams, darunter meist mehrere englische Vereine, während der Vorbereitung auf die neue Saison in die USA, um am International Champions Cup teilzunehmen.
«NBC Networks» aus Amerika überträgt die Spiele der Premier League bereits seit einigen Jahren und hat sich nun die Übertragungsrechte aller Spiele für die nächsten sechs Jahre gesichert. Es ist davon auszugehen, dass der Sender noch mehr bezahlen wird als für die letzten drei Spielzeiten (80 Millionen Franken pro Jahr).
Liga-Boss Richard Scudamore hat, was die Vermarktung im Fussball anbelangt, Pionierarbeit geleistet und die Liga in ein hochklassiges Produkt umgewandelt. Und er möchte noch mehr erreichen. Vor allem Südamerika und Südafrika hebt er als Wachstumsgebiete heraus.