Jetzt wird sogar für Croci-Torti die Luft dünn
Die jämmerliche Kulisse umrahmte die miserable Leistung auf dem Platz perfekt. 623 Zuschauer sahen im Thuner Exil, wie der FC Lugano im Hinspiel der 3. Qualirunde für die Conference League gegen Celje aus Slowenien mit 0:5 unterging. Es war ein neuerlicher Tiefpunkt in der grossen Krise, in der die Tessiner momentan stecken.
Damit bleibt Lugano auch im fünften Pflichtspiel dieser Saison ohne Sieg (ein Unentschieden, vier Niederlagen). Die Bilanz aus den letzten drei Partien ist haarsträubend: Kein Tor erzielt, zehn Tore kassiert. Die Krise dauert aber schon länger an. Saisonübergreifend sind es gar acht sieglose Spiele in Serie. Anfang Februar standen die Tessiner noch an der Spitze der Super League, dann folgte der Absturz inklusive Cup-Out gegen Biel und Conference-League-Out gegen Celje, das nun erneut kurz davor ist, Lugano zu eliminieren.
Das bedeutet, dass nun sogar für Mattia Croci-Torti die Luft dünn wird. Der 43-Jährige steht seit beinahe vier Jahren an Luganos Seitenlinie und ist damit der dienstälteste Trainer der Super League. Eigentlich müsste er extrem fest im Sattel sitzen, schliesslich hat er Lugano in vier Saisons viermal in die Top 4 geführt und 2022 den Cup gewonnen. Sein Vertrag läuft noch bis 2028. Der Blick führte den Tessiner vor dem Saisonstart als jobsichersten Trainer auf und schrieb: «Wenn es einen Trainer gibt, der eine solide Basis hat, dann Mattia Croci-Torti.»
Aber die Resultate lügen halt nicht. Oder wie es Sion-Präsident Christian Constantin einst formuliert hat: «Der Totomat entlässt den Trainer, nicht ich.» Croci-Torti braucht dringend Punkte und Siege. Was er hingegen nicht brauchen kann, ist noch mehr Unruhe in der Mannschaft. Denn gemäss Blick-Berichten gab es vor dem Hinspiel noch Zoff mit Renato Steffen. Der Mittelfeldspieler soll seinen Trainer zunächst beleidigt und dann versucht haben, auf diesen loszugehen.
Im Hinspiel gegen Celje fehlte Steffen. Während der «Blick» von «disziplinarischen Gründen» schreibt, meint Croci-Torti gegenüber dem Tessiner Fernsehen RSI: «Es gibt überhaupt kein Problem. Steffen ist wie andere Spieler einfach nicht bei 100 Prozent.» Beim nächsten Ligaspiel soll der 33-Jährige aber wieder zur Verfügung stehen.
Auch davon, dass die Mannschaft gegen ihn arbeite, will Croci-Torti nichts wissen. «Gerade auf der europäischen Bühne will sich jeder Spieler präsentieren», argumentiert der 43-Jährige. Stattdessen ordnet er die aktuellen Probleme dem Zustand des Kaders zu: «Letztes Jahr hatten wir zu diesem Zeitpunkt 21 fitte Spieler.» Dieses Jahr fehlen ihnen wegen Verletzungen und Transfergeschichten schlicht die Kraft und Energie.
Rückendeckung erhält Croci-Torti von seinem Goalie. Amir Saipi sagte nach der 0:5-Pleite gegen Celje: «Ich und die gesamte Mannschaft stehen hinter ihm. Er hat an dieser Pleite keine Schuld.» Die Spieler seien es gewesen, die auf dem Feld nicht richtig verteidigt hätten. Ihnen habe die richtige Mentalität gefehlt.
Trotzdem steht Croci-Torti mittlerweile stark unter Druck – und die Aufgaben werden nicht einfacher. Am Sonntag wartet in der Liga der FC Basel, bevor das hoffnungslose Rückspiel gegen Celje ansteht. Danach geht es mit der ersten Cuprunde gegen Cham weiter, während in der Liga ein Heimspiel gegen Lausanne und ein Auswärtsspiel bei den Young Boys anstehen. Keine dieser Partien wären dankbare Spiele der letzten Chance.
Croci-Torti mag nicht darüber nachdenken, welches Schicksal ihn womöglich bald ereilt. Dafür seien andere Personen im Klub zuständig. Doch der Lugano-Trainer gibt sich kämpferisch: «Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich der Letzte bin, der dieses wackelnde Boot verlässt.»
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