Es war ein Abend, an dem im Etihad Stadium in Manchester Geschichte geschrieben wurde. Als Manchester Citys Erling Haaland in der 70. Minute das 2:0 gegen West Ham United erzielte, durfte er über seinen 35. Treffer der laufenden Premier-League-Saison jubeln. Mit dem 3:0-Sieg setzten sich die Citizens, obwohl sie ein Spiel weniger ausgetragen haben, an die Tabellenspitze, sie liegen nun einen Punkt vor Arsenal.
35 Tore in einer Saison – das gab es noch nie, seit die Liga 1992 aus der Taufe gehoben wurde. Den bisherigen Rekord hielten Andy Cole (1993/94 für Newcastle) und Alan Shearer (1994/95 für Blackburn), beide schafften jeweils 34 Treffer. Allerdings hatten sie damals 42 Spiele zur Verfügung, heute umfasst eine Saison noch 38 Partien.
Aber Haaland benötigte diese 38 Einsätze gar nicht. Er schnappte sich den alleinigen Rekord schon nach ManCitys 33. Spiel und seinem 31. persönlichen Einsatz in der Liga.
«Das ist ein besonderer Abend, ein besonderer Moment für mich», sagte Haaland bei «Sky Sports». Er sei «einfach nur glücklich und stolz.» Er sei glücklich über die drei Punkte, darum gehe es ja letzten Endes.
Voll des Lobes über die Wundertaten seines norwegischen Stürmers war Trainer Pep Guardiola. «Es ist unglaublich. Er schiesst so viele wichtige Tore, wir sind sehr glücklich mit ihm.» Der 22-Jährige sei eine einzigartige Person, schwärmte der Spanier. «Er verdient all die Lobeshymnen, weil es ein unfassbarer Meilenstein ist.»
Beim Verlassen des Rasens standen die Teamkollegen und der Betreuerstab Spalier für Haaland. «Es tat ganz schön weh, als mir alle auf den Rücken klopften», meinte der Hüne.
In seinen letzten sechs Liga-Spielen traf Haaland immer, insgesamt acht Mal. Angesichts dieser Form ist Guardiola kaum alleine mit seiner Annahme, dass Haaland in den verbleibenden fünf Saisonspielen den Rekord wohl noch ausbauen wird. Vielleicht wäre die Marke ja schon eher gefallen, meinte er: «Manchmal habe ich ihn nach 60 Minuten ausgewechselt, weil er schon einen Hattrick erzielt hatte. Wahrscheinlich hätte er sonst noch mehr Tore geschossen.»
Alan Shearer ist heute renommierter TV-Experte an der Seite von Gary Lineker, einem anderen früheren Weltklasse-Torjäger. Lineker foppte den Kollegen auf Twitter, doch der ging gar nicht darauf ein. «Ich hätte mir keinen netteren Typen als Nachfolger vorstellen können. Und es hat auch nur 28 Jahre gedauert. Er ist der Beste», lobte Shearer seinen Nachfolger.
Couldn’t have wanted it to go to a nicer guy. It’s only taken 28 years!!!! He’s the best 👏🏻👏🏻👏🏻 https://t.co/r803OWZHKk
— Alan Shearer (@alanshearer) May 3, 2023
Immerhin hält Shearer weiterhin den Allzeit-Rekord der Premier League. 260 Tore erzielte er in der höchsten englischen Liga. Dort ist ihm Harry Kane auf den Fersen, der Tottenham-Stürmer traf bislang 208 Mal.
Bis Erling Haaland in diese Sphären vorstossen wird, dauert es noch einige Jahre. Aber sollte der Wunderstürmer, dessen aktueller Vertrag bei ManCity bis im Sommer 2027 gültig ist, in England bleiben, scheint für ihn der Himmel die Grenze zu sein. Zumindest hat er es bereits jetzt allen Kritikern gezeigt, die vor der Saison behaupteten, Haaland werde in der Premier League niemals an seine fantastischen Skorerwerte aus der Bundesliga (62 Tore in 67 Spielen) anschliessen können.