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Was vor dem Serbien-Spiel für die Schweizer Nati spricht und was nicht

Switzerland's head coach Murat Yakin attends a open training session of Swiss national soccer team in preparation for the FIFA World Cup Qatar 2022 at the University of Doha for Science and Techn ...
Es rattert in Muris Kopf: Dreht der Nationaltrainer an den richtigen Schrauben für das entscheidende Spiel gegen Serbien?Bild: keystone

Breite, Trumpf, Offensive – 3 Erkenntnisse zur Nati vor dem Showdown gegen Serbien

30.11.2022, 20:40
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Am Freitag bestreitet das Nationalteam gegen Serbien das entscheidende Spiel um den Einzug in die Achtelfinals. Der Auftritt beim 0:1 gegen Brasilien liefert drei zentrale Erkenntnisse.

Das Gefälle ist eine Schwachstelle

Das Spiel gegen Brasilien hat gezeigt: Die geringe Breite im Kader ist die vielleicht grösste Schwäche im Schweizer Team. Gegen Kamerun blieben die Auswechslungen noch ohne negative Folgen. Gegen Brasilien, als mit Xherdan Shaqiri und Noah Okafor zwei Spieler verletzungsbedingt fehlten, standen sie am Ursprung der Niederlage. «Zwei verletzte Offensivspieler gleichzeitig fallen ins Gewicht», räumte Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami ein.

Switzerland's forward Noah Okafor, left, and Switzerland's midfielder Xherdan Shaqiri, right, attend a open training session of Swiss national soccer team in preparation for the FIFA World C ...
Die beiden Offensivakteure wurden im Spiel gegen Brasilien schmerzlich vermisst: Noah Okafor und Xherdan Shaqiri.Bild: keystone

Fabian Rieder zeigte als Shaqiri-Ersatz ein gutes Spiel. Diesen Aufwand über 90 Minuten zu betreiben, geht aber nicht. Nach seiner Auswechslung wurde der Substanzverlust im Spiel nach hinten augenscheinlich. Als Renato Steffen im Spiel war, fanden die Brasilianer Räume. Auch auf der anderen Seite war der Qualitätsverlust nach der Hereinnahme von Edimilson Fernandes für Ruben Vargas spürbar.

Fazit: Die Schweiz muss hoffen, dass Shaqiri und Okafor gegen Serbien wieder zur Verfügung stehen. Und sie muss hoffen, dass im weiteren Verlauf keine weiteren Spieler aufgrund von Verletzungen oder Sperren ausfallen.

Die Abwehr ist der Trumpf

Ja, die Schweizer Defensive mit den Innenverteidigern Manuel Akanji und Nico Elvedi vor Goalie Yann Sommer sowie Silvan Widmer und Ricardo Rodriguez auf den Seiten präsentiert sich in Katar als schwer überwindbares Bollwerk. Sie ist der Trumpf im Schweizer Kollektiv. Ein Gegentor in zwei Spielen, darunter 82 unbeschadete Minuten gegen die brasilianische Offensivkraft, sind ein gutes Zeugnis.

Brazil's Richarlison, right, challenges for the ball with Switzerland's Nico Elvedi, center, as Switzerland's Manuel Akanji looks them during the World Cup group G soccer match between  ...
Das Innenverteidiger-Duo Elvedi/Akanji hatte den brasilianischen Sturm um Richarlison gut im Griff.Bild: keystone

Akanji zeigte gegen Brasilien, warum er sich bei Manchester City durchgesetzt hat. Der 27-Jährige spielte praktisch fehlerfrei. Neben ihm geriet Elvedi zwar einige Male in Bedrängnis und hätte sich nach elf Minuten beinahe eine Gelb-Sperre für den Match gegen Serbien eingehandelt.

Wie Akanji kam aber auch Elvedi ohne Verwarnung durch, wobei sich beide gerade noch innerhalb der grosszügigen Toleranzlinie von Schiedsrichter Ivan Barton bewegten. Bei Akanji blieben unter anderem ein taktisches Foul und ein Schubser, um Vinicius Junior an einem gefährlichen Vorstoss in den Strafraum zu hindern, ungeahndet. Bei Elvedi eine missglückte Grätsche in der Anfangsphase.

Die Schweizer Nati versagt bei der Hymnen-Sing-Kontrolle

Video: watson/Lucas Zollinger

Über die Seiten prallten, dank Unterstützung von Fabian Rieder und Ruben Vargas, die meisten Angriffe am sehr starken Silvan Widmer und am nach wie vor stabilen Ricardo Rodriguez ab, obwohl ihnen die Gegenspieler in Sachen Tempo überlegen waren. Das ist auch Murat Yakins Verdienst. Eine stabile Defensive bildet für den Nachfolger von Vladimir Petkovic seit jeher das Fundament für den Erfolg. Allerdings steht die Frage im Raum, wie hoch der Preis für das Bollwerk ist.

Fazit: Dass die Innenverteidigung von gehobenem Format ist, war bekannt. Dass selbst ein offensiv starker WM-Favorit kaum Wege an ihr vorbei findet, ist erfreulich. Und dass auch die Aussenverteidiger Widmer und Rodriguez Höchstschwierigkeiten meistern können, ist eine der positiven Überraschungen.

Die Offensive darf nicht vernachlässigt werden

Kein Schuss aufs Tor, einer daneben und drei geblockte Versuche: Die Zahlen gegen Brasilien waren vernichtend. Das Spiel deckte die Limiten in der Schweizer Offensive schonungslos auf. Ist Yakins Mannschaft so stark mit Abwehrarbeit beschäftigt wie gegen Brasilien, leidet die Offensive stark.

Switzerland's Breel Embolo scores the opening goal during the World Cup group G soccer match between Switzerland and Cameroon, at the Al Janoub Stadium in Al Wakrah, Qatar, Thursday, Nov. 24, 202 ...
An Breel Embolo liegt es nicht, dass wir keine Tore schiessen.Bild: keystone

Es wäre falsch, den fast unsichtbar gebliebenen Mittelstürmer Breel Embolo als Schuldigen auszumachen. Eine funktionierende Offensive ist das Ergebnis des Gesamtkonstrukts, und gegen Brasilien scheuten die Spieler jedes Risiko für schnelles Umschaltspiel. Yakin vermisste den Mut, Yann Sommer die Entlastungsmomente.

Fazit: Yakin hat die Abwehr zu einer Festung geformt, was aber auf Kosten der Offensivkraft geht. Der Trainer strich im Vorfeld der WM immer wieder heraus, wie entscheidend die richtige Balance ist. Aktuell scheint im Zweifelsfall die Defensive das höhere Gewicht zu haben. Auch gegen das limitierte Kamerun gelang nur ein Tor. Können die Schweizer das Manko in der Offensive nicht beheben, werden sie gegen die grossen Gegner in der K.o.-Phase auf ein Penaltyschiessen hoffen müssen. Im allfälligen Achtelfinal hiesse der Gegner wohl Portugal. (bal/sda)

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